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Mario & Luigi: Dream Team Bros.

Mario & Luigi: Dream Team Bros.

Die Schläfrigkeit von Luigi wird ihm in diesem Rollenspiel für den 3DS mitnichten zum Verhängnis. Nein, verpennen wird endlich zum Feature!

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Erst haben wir uns darüber beschwert, dass es zu wenig Spiele für den Nintendo 3DS gibt - und nun erscheint schon das zweite Mario-Rollenspiel innerhalb eines Jahres. Anders als Paper Mario sind die Mario & Luigi-Spiele allerdings schon immer auf dem Handheld zu Hause und bringen inzwischen auch ein ganz eigenes Universum mit. In Mario & Luigi: Dream Team Bros. sehen wir viele alte Bekannte wieder, denen wir außerhalb der Reihe noch nie begegnet sind. So treffen wir beispielsweise neben den Vertretern aus dem Pilzkönigreich auch solche aus dem Bohnenland. Es gibt ein Wiedersehen mit Blockhilde und auch anderen vertrauten Gesichtern. Diesen Freiraum, immer neue Welten zu entdecken, nutzt das Team erneut. Wir lernen Muschos und Kissos kennen - die neuen und alten Bewohner der Insel La Dormita.

Letztere sind übrigens die Schlüsselfiguren im jüngsten Abenteuer. Das Reich der Kissos ging seinerzeit unter, als versucht wurde, den Bösewicht Antasma in eine Traumwelt einzusperren. Als letzte Greueltat zerstörte er den Finsterstein, der alle Kissos in tiefen Schlaf fallen ließ. Der Name des Volkes kommt übrigens nicht von ungefähr. Kissos sind genau genommen Kissen mit einem Gesicht. An Niedlichkeit wieder einmal kaum zu überbieten. Die Flauschigkeit zeigt sich aber schon seit Jahren in der Präsentation und die Schaffung entsprechender Charaktere ist daher nur konsequent. Aber bevor Nintendo den Mario-Brüdern einen erwachseneren Hintergrund spendieren, entwickeln die Japaner noch eher ein Spiel für eine Xbox-Konsole. Mit dem Stil lässt es sich aber gut leben, denn unter der Schale spricht Mario & Luigi: Dream Team Bros. trotzdem ein breites Publikum an.

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Mario & Luigi: Dream Team Bros.Mario & Luigi: Dream Team Bros.
Während niemand so mutig und stark ist wie Mario, kann kaum jemand so schnell einschlafen wie sein schlaksiger Bruder.
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In Sachen Humor etwa haben sich die Spiele stetig weiterentwickelt. War die Premiere auf dem Gameboy Advance noch eher infantil, bewegen wir uns inzwischen auf einem durchaus annehmbaren Niveau. Ein paar der Witze richten sich sogar an einer eher erwachseneres Publikum. Die Entwickler ziehen dabei sehr schön alle Charaktere durch den Kakao und spielen mit typischen Klischees. Dabei ist es nur ein bisschen schade, dass Mario immer etwas steif bleibt. Nintendo traut sich wohl nicht, dem strahlenden Helden einen Kratzer zu gönnen. Sein Korsett zwängt ihn quasi zur Perfektion. Luigi ist da flexibler. Natürlich ist er auch ein Dream-Bruder und damit ein Held. Dass er sich aber bisweilen schusselig und ängstlich zeigt, ist hinlänglich bekannt. In Mario & Luigi: Dream Team Bros. kommt eine weitere Unart hinzu, nämlich seine Schläfrigkeit. Während niemand so mutig und stark ist wie Mario, kann kaum jemand so schnell einschlafen wie sein schlaksiger Bruder. Aber das soll sich noch als sehr nützlich erweisen.

Obendrauf gibt es neue wunderbar absurde Charaktere wie die beiden Muskul-Brüder, die einen Akzent pflegen wie Erkan und Stefan. An einigen Stellen zog sich plötzlich ein breites Grinsen durch mein Gesicht - Momente, mit denen ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Überrascht hat mich auch der Umfang des Rollenspiel-Abenteuers. Wer nicht hetzt, wird sich weit über 30 Stunden mit dem Spiel beschäftigen können. Wie üblich gibt es viele Geheimnisse und kleine versteckte Aufgaben - eben solche, die auch geübten Spielern eine Herausforderung bieten. Mario & Luigi: Dream Team Bros. ist jetzt kein furchtbar forderndes Spiel. Ein echtes Game Over gibt es beispielsweise nicht und ist ein Kampf zu schwer, kann er in vereinfachter Form wiederholt werden. Wer aber widersteht, wird insbesondere die normalen Bosskämpfe zu schätzen wissen.

Mario & Luigi: Dream Team Bros.Mario & Luigi: Dream Team Bros.
Wer nicht hetzt, wird sich gut 30 Stunden mit dem Spiel beschäftigen können.

Die grundsätzlichen Spielmechaniken haben sich seit dem ersten Spiel kaum geändert. Die Rollenspielelemente zeigen sich durch verschiedene Statuswerte von Mario und Luigi, es gibt Ausrüstungsgegenstände und natürlich rundenbasierte Kämpfe. Ebenso lernen die Brüder wieder verschiedene Fähigkeiten, um Hindernisse auf der Karte zu überwinden. Die Besonderheit des Titels aber ist die Traumwelt. Wie erwähnt, gelingt es Luigi sehr schnell, in einen tiefen Schlaf zu fallen. Schläft Luigi auf einem Kisso oder in einer Traumzone ein, öffnet sich ein Portal in die Traumwelt. Dabei handelt sich immer um beschränkte Level, die übrigens nicht miteinander verbunden sind. In der Traumwelt erfüllen wir meist besondere Aufgaben wie etwa das Befreien der verschwundenen Kisso.

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Die Traumwelt ist übrigens ganz grundsätzlich ein wirklich tolles, innovatives Feature des Spiels. Die sonst übliche 3D-Welt wechselt in eine 2D-Umgebung und auf dem unterem Bildschirm sehen wir den schlafenden Luigi. In diesen Ausflügen müssen wir aber nicht auf ihn verzichten, denn wir begegnen Traum-Luigi. Dieser kann sich sogar vervielfachen, um beispielsweise einen Turm aus Luigis zu bauen oder eine Kugel zu formen. Die gleiche Unterstützung erfahren wir auch in Kämpfen. Und jedem Sprung und jedem Hammerschlag von Mario folgt eine Armada von Luigis. Dazu kommen Spezialattacken in Form von besonderen Luigisionen. Einige nutzen dafür auch die Bewegungssensoren das Handhelds.

Obendrauf können wir von außen mit der Welt interagieren. Wir stupsen Luigi an der Nase, ziehen am Bart und bewegen seine Hände und mehr. Die ganzen Ereignisse im Zusammenhang mit der Traumwelt kommen nicht ganz ohne Slapstick aus und es gibt viel zu lachen. Ich habe bereits erwähnt, wie wunderbar es ist, dass Luigi so viel Persönlichkeit gegeben wird. In diesem Spiel sehen wir ihn ängstlich, müde, völlig verplant, aber auch mutig und stark. In einer besonders aussichtslosen Situation wächst Luigi über sich hinaus und schwillt zum einem Luigi-Riesen heran. Wie im Vorgänger Mario & Luigi: Abenteuer Bowser drehen wir den Handheld und sehen auf dem linken Bildschirm den Feind und auf dem rechten Luigi. Der Humor und die vielen kleinen Ideen sind es, mit denen Entwickler Alpha Dream wirklich glänzt.

Mario & Luigi: Dream Team Bros.Mario & Luigi: Dream Team Bros.
Die Traumwelt ist übrigens ganz grundsätzlich ein wirklich tolles, innovatives Feature des Spiels.

In vorangegangenen Spielen wurde das Kämpfen irgendwann sehr ermüdend. Dem wurde durch kreatives Gegner-Design hervorragend entgegengewirkt. Im späteren Verlauf treffen wir beispielsweise auf eine Schar von kleinen Viren aus dem Dr. Mario-Universum. Diese mit Mario und Luigi zu besiegen ist sehr mühselig, allerdings rutschen Viren in einer Reihe immer auf und sie wechseln pro Kontakt ihre Farbe. Sind mindestens drei Viren der gleichen Farbe im Verbund, lösen sie sich auf. Aber auch andere Feinde studieren wir gern, um sie fehlerfrei besiegen zu können. Als Anreiz gibt es dafür Belohnungen. Weichen wir in einer Welt zehnmal einem Gegner aus, gibt es Bonuspunkte. Diese werden global addiert und bei manchen Ausrüstungsgegenständen zur Grundlage genommen, um ihre Stärke zu definieren. Ein wirklich cleveres System. Etwas in den Hintergrund rutschen dafür die Orden, die nun hauptsächlich als aufladbare Bonusaktion taugen.

Wollen wir Kritik an Mario & Luigi: Dream Team Bros. üben, dann betrifft dies vor allem das Spieltempo. Der Einstieg ist durch seine vielen Erklärungen ziemlich zäh. Aber auch danach nimmt das Abenteuer nie richtig Fahrt auf. Eine neue lustige Spielidee muss zunächst meist erneut erläutert werden und dann wird zu wenig von ihr Gebrauch gemacht, um sie zu genießen. Lediglich als ich lerne, die Gravitation zu nutzen, wird mir plötzlich nichts erklärt. Wie so viele Luigisionen ist aber auch diese selbsterklärend und es ist angenehm, nicht unnötig zugetextet zu werden. Andere Passagen ziehen sich wiederum etwas zu sehr in die Länge.

Trotz der eigentlich guten Mischung zwischen Handlung, Kämpfen und Erkundung hätte die Gesamterfahrung straffer sein müssen. Einige Features werden nicht konsequent das ganze Spiel über genutzt und wir müssen uns stattdessen immer wieder Erklärungen zu neuen Elementen machen. Das stört leider den Spielfluss. Allerdings bleibt Mario & Luigi: Dream Team Bros. dennoch ein hervorragendes Spiel und eine sehr schöne Erfahrung. Dass der Titel stellenweise etwas behäbig wirkt, macht ihn auf Grund der vielen tollen Ideen nicht weniger spielenswert. Mit etwas mehr Feinschliff hätte es ein echter Hit werden können, so ist das Spiel eben "nur" sehr gute Unterhaltung. Wenigstens ist es im Jahr von Luigi vor allem er, der in diesem Abenteuer glänzt und mit seiner Schläfrigkeit für die meisten positiven Aspekte verantwortlich ist.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Luigi, Humor, innovative, Traumwelt, viele Ideen, großer Umfang
-
Spieltempo streckenweise lahm, Spielmechaniken werden zum Teil nicht durchgängig genutzt, lästige Erklärungen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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