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Worms Crazy Golf

Worms Crazy Golf

Worms ist vielleicht jenes Spiel, das das erste asoziale Netzwerk begründet hat. Man traf sich damals noch vor Fernsehern in WGs, setzte sich in einen Halbkreis vor die Flimmerkiste und reichte nacheinander Joypad und Joints rum. Rundenbasierter Hass traf rundenbasierte Liebe. Es war eine lustige Zeit, damals 1995 oder 1996 mit dem ersten Worms.

Seither ist das Ur-Spiel grob geschätzte dreißig mal neu aufgelegt worden, als Ultimate-Reloaded-Mayhem-Odyssee-Battle-Armageddon-Version und zurück. Eigentlich wäre so ein Verhalten selbst dem skrupellosesten EA-US-Manager peinlich, aber den Briten von Team 17 nahm es eigentlich niemand übel. Denn das Spielprinzip blieb lustig und die Preise für die Neuinterpretationen moderat.

Jetzt, im Jahr 2011, wagen sie mit Worms Crazy Golf die Revolution. Die Kampfwürmer schmeißen nicht mehr mit Heiligen Handgranaten um sich oder legen Dynamit vor die Nase des Nachbarn. Die Würmer golfen, und im Prinzip tun sie das relativ friedlich. Und genau das ist schlecht.

Die Physikspielereien der Serie sind im Kern erhalten geblieben. Statt Granaten fliegen nun halt Golfbälle durch die Luft, prallen ungünstig an Kanten in der Landschaft ab oder rollen irgendwo am Loch vorbei ins Wasser. Es gibt natürlich Wind, der die Flugbahn beeinflusst, dazu gesellen sich Magnete, die die Bälle anziehen oder abstoßen und Schalter, um diese umzupolen. Es ist nur eine von einigen kleinen, aber lustigen Konzepten, um die Worms-Idee des ewigen Zufallsärgers mit einem Golf-Spielchen in der 2D-Seitenansicht zu vermischen. Man kann Golfbälle mitten in der Luft weiterschießen per Miniexplosion und auch viele alte Bekannte sind dabei: die explodierenden Schafe, die alte Frau, Dynamitstangen.

Worms Crazy Golf

Aber, aber, aber... der alte Schwung ist hin, da hilft auch kein Schwung mit dem 1er-Holz vom Fairway aus. Nicht nur die gruselige Hintergrundmusik zeugt davon, dass die Serie ihre besten Zeiten hinter sich hat und die Reaktivierung der Würmer mittels britischem Ballsport darf getrost als gescheitert betrachtet werden. Und zwar vor allem aus einem Grund: Der Multiplayer zündet nicht.

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In Worms Crazy Golf wird kein tief im Bauch grummelnder Hass auf den Gegner geschürt, der einem wieder einmal die Splittergranate genau in die Hosentasche geschickt hat. Es kommt nie zu diesen Momenten, wo man den Joint absichtlich falsch herum weiter reicht, weil man den Freund rechts nicht mehr soooo nett findet wegen der Sache mit dem Schaf, die den sicher geglaubten Sieg gekostet hatte.

Worms Crazy Golf ist einfach viel zu brav und zu langweilig. Man kloppt sich über die vier 18-Loch-Plätze der Kampagne, findet die Puzzle-Aufgaben ganz nett, spielt die netten Herausforderungen, aber sucht aber immer verzweifelt nach dem Multiplayer. Und zwar nach dem fiesen Multiplayer. Auf dem Ipad und dem PC ist nur ein Hot-Seat-Multiplayer verfügbar, wo bis zu vier Spieler nacheinander Golfen dürfen. Im Falle des Ipad hat das dann zumindest wieder was von 1996, allerdings ohne die Gewaltkomponente - ist ja Golf. Nie stehen die Mitspieler im Weg wie sonst immer bei Worms. Nie kann man ihnen mit dem Golfschläger die Mütze vom Kopf hauen oder sie von einer Klippe schubsen. Wenn man im Multiplayer spielt, spielt man auch nur alleine. Einen Onlinemultiplayer hat übrigens nur die PS3-Version, aber auch da wird nur nacheinander Golf gespielt.

HQ
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05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
Lustige Golf-Variante
-
Fehlender echter Multiplayer, grauenhafte Hintergrundmusik
overall score
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