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Tiny Tower

Tiny Tower

Sim Tower war ein fantastisches Spiel aus dem Jahr 1994, bei dem wir einen Turm mit Appartments bauen mussten. Die Aufzüge waren das Kernelement der Simulation, von dem der Erfolg des Gebäudes abhängig war. Schließlich mussten die Bewohner zufrieden mit dem Turm sein, aber Geld verdienen war genauso wichtig. Neben Wohnungen und Geschäften gab es Büros, Hotelzimmer und sogar Kinos und eine U-Bahn.

Für Iphone und Ipad gibt es heute Tiny Tower, eine abgespeckte Variante, die sich auf das Wesentliche beschränkt. Wir können nicht mehr in die Breite, sondern nur noch in die Höhe bauen. Es gibt nur einen Lift und der wird automatisch erweitert, auf Treppen wurde ganz verzichtet. Außerdem konzentriert sich das Spiel auf Geschäfte, denn der Wohnraum dient lediglich den Mitarbeitern als Unterkunft und muss nur zu diesem Zweck errichtet werden. Dafür ist das Ganze kostenlos spielbar und finanziert sich über die Ingame-Währung Bux.

Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Wir bauen Wohnungen und Geschäfte und verdienen dann Geld durch tägliche Miete und über Artikel, die wir in Geschäften verkaufen. Fünf Grundtypen von Geschäften gibt es, über 80 verschiedene sollen es insgesamt sein. Unsere Bewohner sind unterschiedlich qualifziert für jedes Geschäft und je besser sie in den Laden passen, desto billiger kaufen wir die Waren ein und machen entsprechend mehr Gewinn.

Der Clou des Spiels ist der wunderbare Retro-Stil, mit dem gerade die Pixel-Freunde angesprochen werden. Die süßen kleinen Bitizen, die Bewohner der kleinen Turms, wuseln durch die Etagen und an einigen Stellen gibt es witzige kleine Ideen für Läden und Produkte. Tatsächlich macht die Präsentation einen Großteil des Charmes aus und den Bitizen nehmen wir auch nicht übel, dass der Titel eigentlich ziemlich stumpf ist.

Tiny TowerTiny Tower
Die schöne Pixeloptik ist das Beste an Tiny Tower - das Spielprinzip geht leider nicht einmal über das von Farmville hinaus.

Im Kern nämlich ist Tiny Tower keine ausgeklügelte Simulation wie Sim Tower, sondern nur eine hübsch verpackte Form von Farmville. Richtig, wir bauen Geschäfte und Wohnungen, aber die interagieren nicht miteinander und es erfordert tatsächlich keine einzige Gehirnwindung, um im Spiel voranzukommen. Wir bauen ein Geschäft, kaufen alle paar Minuten oder Stunden neue Artikel ein, damit der Rubel rollt. Und von dem Geld kaufen wir neue Geschäfte, in denen wir dann genau dasselbe machen. Waren bestellen, warten. Waren zum Verkauf anbieten, warten. Und das immer und immer wieder. Es variieren die Namen und die Anlieferungszeiten für die Artikel.

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Nur ein paar Fingerübungen sind für diese Aufgabe nötig. Das wir so für dumm verkauft werden, müssen wir aber nicht sofort merken. Tiny Tower ist so durchaus kurzweilig. Das Spiel führt uns hinters Licht, es tut so, als würden wir bestimmen, wie es voran geht. Wir entscheiden schließlich, was wir bauen, auch wenn wir nicht merken, dass das im Grunde unerheblich ist, so lange alle Geschäfte ungefähr gleichmäßig im Turm vertreten sind. Der Frust darüber stellt sich erst hinterher ein. Wie eine Droge, die zunächst ihre Dienste leistet. Erst wird man toll unterhalten und dann kommt plötzlich das böse Erwachen.

Während wir Bewohner mit dem Fahrstuhl in verschiedene Etagen bringen, um vielleicht die wertvollen Bux als Trinkgeld zu bekommen, begehen wir nämlich vielleicht den entscheidenen Fehler. Wir wollen schneller an Geld kommen, wollen mehr Bewohner oder einen besseren Fahrstuhl. Es kommt der Punkt, an dem wir womöglich schwach werden. Dann kaufen wir uns ein paar Bux von unserem echten Geld. Das wäre genau dieser Punkt, an dem das Spiel sein Ziel erreicht hat und wir erst viel zu spät erkennen, das wir uns davon auch genauso gut hätten ein Eis kaufen können. Gerade im Sommer eine viel schönere Alternative.

05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
hübsche Pixelgrafik, leicht zu verstehendes Spielprinzip
-
mittelfristig eintönig, keine echte Simulation
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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