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Superbrothers: Sword & Sworcery EP

Superbrothers: Sword & Sworcery EP

Selten sind die geworden, diese Spiele, die einen vor die in Zeiten hektischer Bildschnitte, bombastischer Grafik und Action im Sekundentakt scheinbar unlösbare Aufgabe stellen, sich Zeit zu nehmen. Zeit, sich mit einer Sache zu beschäftigen. Neugierig in ein Universum zu schauen, das einem unglaublich fremd ist und langsam immer mehr zu einem Freund wird.

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Superbrothers: Sword & Sworcery EP für das Ipad ist so ein Spiel. Es kostet 3,99 Euro, ist also fast schon teuer für App-Verhältnisse. Dafür bekommt man nichts weniger als einen echt eigenartigen Abenteuer-Trip inklusive Einblicke in die eigenen Psyche. Wie viel Unwissenheit und nebulöse Erkenntnisse bin ich bereit zu ertragen, bevor ich die Schönheit dieses kleinen Spiels erkenne?

Auf den ersten Blick ist das hier ein eher reduziertes Neo-Retro-Point-Click-Adventure, das zusätzlich mit den Bewegungssensoren, mit Social-Media- und Community-Features spielt und irgendwo hinten dran noch ein Musikspiel packt. Der erste Durchlauf dauert 15 Minuten und erklärt kaum etwas. Das ist aber nur der Einstieg in die Welt eines kaukasischen Bergvolks, wo wir irgendetwas Mysteriöses suchen und dabei wunderliche Figuren treffen, die in wunderbar niedergeschriebenen Zweizeilern mit uns kommunizieren.

Wir spielen Scythian, ein gertenschlankes Pixelmännchen mit Schild auf dem Rücken und Schwert in der Hand. Eine unscharfe Version von Link, dessen Triforce komischerweise auch immer wieder auftaucht. Einige Gefährten stehen uns bei: Der Baumfäller Logfella und sein Hund Dogfella zum Beispiel, ein Mädchen namens Girl oder der Archetype, der gelegentlich mit kryptischen Tipps hilft. Die Grafik ist dabei derart reduziert, dass man die Tipps und Texterklärungen braucht. Hässlich ist sie deswegen aber nie, verfügt sogar über Zoom-Stufen, Unschärfen und schicke kleine Lichteffekte.

Superbrothers: Sword & Sworcery EP
Wer hier das Schwert in die Luft streckt, dem streckt der Berg die Zunge entgegen...
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Im kaukasischen Wald warten Monster und Seitenwege, vor allem aber viel Ruhe und freundliche, pluckernde und klickernde Klangteppiche und manchmal auch einfach nur ein kalter Regenschauer. Zur Steuerung tippen und streicheln wir den Bildschirm, lernen aber mit der Zeit die diversen Kleinigkeiten, um Geister zu beschwören und das Megatome-Buch zu nutzen. Im Wald stehen natürlich auch Pilze, deren Konsum in einem Regenguss Glühwürmchen endet. Und der Held zieht für einige Zeit lustige Pixelschatten hinter sich her.

Stehen Kämpfe an, müssen wir das Ipad in die Hochformatansicht drehen. Dann startet ein eigener Kampfbildschirm, ganz so wie bei den guten alten Final Fantasy-Rollenspielen. Ein Tastendruck für den Schild, einen fürs Schwert und bitte nicht die fünf Lebensenergiesterne verlieren. Wobei die Rücksetzpunkte immer fair bleiben. Das ist auch besser so, sonst würde man sich noch mehr im Wald verlaufen, als das sowieso schon passiert.

Vor allem bezaubernd an Superbrothers: Sword & Sworcery EP sind der Look und die Musik. So viele bezaubernde Bilder an so vielen Stellen, inszeniert mit so wenigen Farben und Tönen. Es ist das perfekte Beispiel dafür, das weniger wirklich mehr sein kann, wenn dieses Weniger mit Sinn und Verstand eingesetzt wird. Ein einziger Nachteil bleibt: Das Spiel gibt es derzeit (und vermutlich auch für immer) nicht in Deutsch, sondern nur in Englisch. Wer kein English versteht, wird von der Story und den vielen philosophischen Dialogen und Kehrtwendungen der Erzählperspektive nichts mitbekommen. Spielen ist trotzdem möglich, aber die Steuerung und die Rätseln werden auch nicht einfacher, je weniger des Drumherums man versteht.

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09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
Eigenständigkeit, unglaublich viele Ideen, tolle Grafik, bezaubernder Sound
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Relativ kurz, manche Rätsel ein bisschen umständlich
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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