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Die Sims: Mittelalter

Die Sims: Mittelalter

Die EA-Sims wagen einen Ausflug ins düstere Mittelalter und nehmen dabei die Gefahr von Beulenpest und Hungersnot gar nicht wahr. Daniel hat sich ein kleines Steintopia gebaut und teilt uns seine Bedenken mit.

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Ich bin Gott. Mein Reich ist eine Oase des Friedens und des Wohlstands. Fast zu idyllisch, wenn ich das so sagen darf. Nun, muss daran liegen, dass ich gerade der Zauberer in die Monstergrube hab' werfen lassen. Aber wir sollten nicht zu viel Zeit damit verschwenden über die Wege zu sprechen, wie mein König benachbarte Königreiche beeindruckt. Oder über seine Neigung, die Untergebenen durch die Gegend zu hetzen für persönliche Kleinigkeiten. Okay, mein König hat keine allzu hohen moralischen Standards. Aber abgesehen davon ist das kleine Steintopia ein ziemlich netter Ort, um das dunkle Zeitalter zu verbringen.

Die Sims: Mittelalter ist kein - um das ganz deutlich zu sagen - Die Sims 3 in einer mittelalterlichen Welt. Die Benutzeroberfläche und wie wir mit den Sims interagieren, das mag identisch sein. Sie essen und schlafen. Sie knüpfen Kontakte, kämpfen und verlieben sich. Sie heiraten und kriegen Kinder. Aber Die Sims 3 gibt uns eine Spielwelt ohne Ende, Die Sims: Mittelalter dagegen ist wesentlich strukturierter. Großen Wert wird auf das Abschließen von Missionen, das Sammeln von Erfahrungspunkten und Aufleveln gelegt. Es ist weniger ein großes Puppenhaus als vielmehr ein echtes Rollenspiel.

Wir können zudem nicht mehr als einen Sim gleichzeitig steuern. Da ist zwar eine Reihe unterschiedlicher Helden, aber live und direkt steuern dürfen wir nur einen. Zuerst fühlt man sich dadurch ein bisschen eingeschränkt, lernt aber schnell, damit zurecht zu kommen. Wer Probleme hat: Es gibt ein wirklich umfangreiches Tutorial...

Die Sims: Mittelalter
Der Editor für die Spielfiguren ist wie in Die Sims 3 gehalten, leider dürfen wir keine Gebäude entwerfen...
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Bevor man mit dem Sim loslegt, muss man sich ein Ziel festsetzen für das eigene Reich. Jedes Ziel ist mit einem bestimmten Set von Quest verknüpft. Mit der Zeit schalten wir neue Gebäude zum Platzieren frei, neue Helden, neue Missionen und am Ende dann neue Ziele. Konkret heißt das, dass man das Spiel tatsächlich beenden kann! Wer hätte das gedacht...

Die Quests sind vielfältig: Bärenjagd im Wald, andere Regenten ins Schloss einladen um ein spezielles Bier zu brauen, Angelwettbewerbe oder die Beseitigung lästiger Kobolde. Es gibt in der Regel eine lustige Wendung während der Quest, die Geschichte ist immer liebevoll und erfinderisch. Es ist dieser hübsche Sinn für Humor während des gesamten Spiels präsent und manchmal höre ich mich laut lachen über meinen kleinen Sim. Dies ist vor allem der wunderbar übertrieben Körpersprache und der Art der Interaktion der Sims geschuldet.

Jenseits der reinen Grafik ist das Spiel optisch sehr schön gelungen. Sie haben bei EA wirklich das romantisierte Bild des Mittelalters eingefangen und perfekt an das Sims-Universum angepasst. Das Niveau der Details der Möbel oder der Kleidung ist enorm, während die Umgebungen ein bisschen einfacher sind, was wahrscheinlich ein Effekt des Versuch ist, die Systemanforderungen gering zu halten. Noch so ein Detail: Die Musik ist passend pompös, abenteuerlich und lebendig, man hört ihr unglaublich gerne zu.

Die Sims: Mittelalter
Zum Glück darf wenigstens die Inneneinrichtung noch individuell zusammengestellt werden.
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Ich bin einer jener Spieler, der den Schaffensprozess innerhalb des Spiels fast lieber mag als das eigentliche Spiel. Ich kann viele Stunden mit dem Bau meines Traumhauses vertrödeln, nur um danach einfach ein neues zu bauen. Aber dies hier ist kein typisches Sims-Spiel und darum fehlt dieser ganze Part. Alle Gebäude kommen in vorgefertigtem Zustand. Man kann zwar die Innenräume der Gebäude und die Sims anpassen, aber ich kann nicht umhin mich betrogen zu fühlen, dass ich keine eigene Burg entwerfen darf.

EA ist offenbar sehr daran interessiert, die Dinge einsteigerfreundlich zu halten, darum ist auch der Schwierigkeitsgrad nicht gerade hoch. Die meisten Quests lassen sich ohne viel Mühe absolvieren, aber es ist tatsächlich möglich zu versagen. Normalerweise reicht aber ein wenig Geduld für den Erfolg. Leider reißt mir schnell der Geduldsfaden, als dann die Wiederholungen bei der Spielerfahrung während der Mission Überhand nehmen. In diesen Momenten wäre ein bisschen architektonische Arbeit zur Entspannung toll gewesen.

Was auch richtig nervt ist die Kamera, wenn sie sich wieder einmal hinter Objekten versteckt. Ich habe auch das Gefühl, dass EA zudem einige Bereiche für zukünftige Erweiterungen einfach leer gelassen hat. Doch trotz dieser Kritikpunkte bietet das Spiel Substanz für viele Stunden. Die Sims: Mittelalter ist ein lebensbejahendes Spiel, das nicht am Humor spart. Und es ist da irgendetwas nicht Fassbares an der Präsentation, das mich wirklich glücklich macht. Die mittelalterlichen Sims mögen nicht so viel Optionen bieten wie ihre Freunde in der Neuzeit, aber anstatt sich Gedanken über die Beulenpest und Hunger zu machen, tanzen sie wie Monty Pythons Ritter auf den Tischen, singen und machen sich lächerlich. Meine Erwartungen sind jedenfalls erfüllt.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Großartiger Humor, schöne Musik, reichlich Content
-
Wiederholt sich schnell, nervige Kamera
overall score
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