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Family Party: 30 Great Games Obstacle Arcade

Family Party: 30 Great Games Obstacle Arcade

Bei dem Namen Family Party denken man eigentlich an etwas Unterhaltsames. Familienunterhaltung tut niemanden wirklich weh und wie gut so etwas funktionieren kann, zeigt Nintendo mit den meisten Spielen. Die 30 großartigen Spiele, mit denen uns aber Namco Bandai vor die Wii U locken will, sind dagegen ein Grund zum Heulen. Was auf der Wii schon mit Vorsicht zu genießen war, ist schon zum Verkaufsstart zu schade für den Grabbeltisch.

Los geht der Wahnsinn mit unerwartet langen Ladezeiten. Im Nachhinein lassen diese sich nur damit erklären, dass uns noch eine kleine Verschnaufpause gegönnt wird, bevor es los geht. Wir basteln uns dann einen Charakter, indem wir einen Namen festlegen, einen hässlichen Avatar aus dem dürftigen Fundus auswählen und dann einen Namen festlegen. Moment mal? Schon wieder den Namen festlegen? Alles korrekt, denn das eine ist der Name des Profils und das andere der Name des Charakters, den der Sprecher im Spiel rufen kann. Wer sich bei "Gut gemacht, Luke" oder "Toll, Hans" nicht angesprochen fühlt, ist bei diesem Spiel falsch.

Das nächste Problem ist der grundsätzliche Umgang mit Eingabe-Geräten. Um dieses Spiel starten zu können, ist zwingend eine Wii-Fernbedienung erfordlich. Zwar gibt es auch ein paar Spiele, bei denen wir allein mit dem Wii U-Gamepad spielen dürfen, diese sind aber eher als Belohnung gedacht. Wer sich am besten mit der Wiimote schlägt, darf den Tablet-Controller für ein Bonusspiel zur Hand nehmen und sich gegen den Rest der Spieler behaupten.

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Family Party: 30 Great Games Obstacle ArcadeFamily Party: 30 Great Games Obstacle Arcade
Es wirkt wie Wii-Titel, aber ich hab es probiert: Es läuft wirklich nur auf einer Wii U.

Während des gesamten Spiels gibt es immer wieder einen wirren Wechsel zwischen Wii-Fernbedienung, Gamepad und Wii-Fernbedienung mit Nunchuk. Irgendwann nervt es nur noch, schon wieder ein Zubehör anstöpseln oder einen Controller in die Hand nehmen zu müssen. Nichts folgt einem logischen System. Nur so ist auch zu erklären, warum ein eigentlich leicht zugängliches Partyspiel es überhaupt zur Pflicht macht, so etwas wie einen Nunchuk-Controller besitzen zu müssen. Und im Fall von Family Party: 30 Great Games Obstacle Arcade können daraus auch schnell vier werden, wenn sich drei Wagemutige finden, die mitspielen wollen.

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Verrückte Rennen, Bogenschießen, extremes Seilklettern, Bullenreiten und was uns nicht alles versprochen wird. Wir sollen unsere "Lieblingsaktivitäten an äußerst inspirierenden Orten genießen". Allerdings sieht die Realität ganz anders aus. Die Grafik entspricht so ziemlich genau dem Niveau, dass die Vorgänger auf der Wii geboten haben. Tatsächlich habe ich bei mir selbst irgendwann bemerkt, wie meine Augen begannen, weh zu tun. Ich wollte einfach nicht mehr auf den Bildschirm schauen.

Wirklich schlimm war das aber nicht, da die Minispiele alle auf simplen Konzepten basierten, bei denen wir nur ein bisschen mit der Wii-Fernbedienung herumfuchteln müssen. Manchmal funktioniert das sogar ohne einen Blick auf den Fernseher, wie etwa beim Kanufahren. Viele der Spiele scheinen willkürlich zu funktionieren oder sind zumindest derartig ungenau, dass es Willkür gleichkommt. Die Wii-Fernbedienung soll nach links, rechts oder oben bewegt werden, um einen Charakter auf Wölkchen in die entsprechende Richtung zu bewegen. Dieser allerdings hüpft gern auch mal nach links, wenn die Bewegung ziemlich eindeutig war und nichts geneigt wurde. Bei anderen Spielen wiederum scheint völlig egal zu sein, was wir machen, Hauptsache die Wiimote bewegt sich.

Dummerweise sind die Spiele weder selbsterklärend, noch hilft der Erklärungstext. Darin finden sich meist nur allgemeine Worte zum grundsätzlichen Spielsystem, wenngleich dieses zum Teil in epischer Breite geschieht. Erst beim Probespielen wird eingeblendet, welche Bewegungen nötig sind, um Aktionen auszuführen. Nicht in jedem Fall sind diese allerdings eindeutig zu erkennen. Und weil zudem beim Ausprobieren alles nur in einem stark verkleinerten Fenster angespielt wird, ist meist erst der ordentliche Durchgang erhellender Natur.

Family Party: 30 Great Games Obstacle Arcade
Wir sollen unsere "Lieblingsaktivitäten an äußerst inspirierenden Orten genießen". Allerdings sieht die Realität ganz anders aus.
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Der Ton sollte übrigens bei der Party auch leise gedreht werden. Die Midi-Musik ist ebenso unerträglich wie der hässliche Teddy-Moderator, der noch dazu nie seinen Mund bewegt, dafür aber alles im Spiel kommentiert. Family Party: 30 Great Games Obstacle Arcade ist ein fabelhafter Grund, sich generell gegen eine Sprachausgabe auszusprechen.

Ich hätte wirklich schwören können, dass es sich bei diesem Spiel eigentlich um einen Wii-Titel handelt, aber ich hab es probiert: Es läuft wirklich nur auf einer Wii U. Die Qualität der Präsentation und die vieler Spielmechaniken aber lassen nur den Schluss zu, dass der Titel eher so eine Art Restprogramm aus Ideen ist, die in den bisherigen Titeln der Reihe keine Verwendung gefunden haben. Es kommt einem so vor, als handelt es sich um eines dieser Spiele, die es eigentlich nur illegal zu kaufen gibt und die nie eine Qualitätskontrolle gesehen haben. Es fühlt sich an wie eine billige Kopie von dem, was Spaß sein soll.

Als wir am Ende angekommen sind und "Geschafft!" aus dem Lautsprecher dröhnt, sind alle im Raum erleichtert. Alle sind sich einig, dass diese Erfahrung keiner Wiederholung bedarf. Dann doch lieber Rabbids Land. Oder besser gleich Nintendo Land.

02 Gamereactor Deutschland
2 / 10
+
kann wieder aus dem Laufwerk entfernt werden
-
miese Präsentation, nerviger Sprecher, ungenaue Bewegungserkennung, langweilige Spiele, schlechte Erklärungen, konfuser Wechsel zwischen Eingabegeräten, Wiimote und Nunchuk in entsprechender Spielerzahl zwingend erforderlich
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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