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Hard Corps: Uprising

Hard Corps: Uprising

Hard Corps: Uprising. Na, klingelt‘s? Genau, bereits anno 1994 erschien ein Spiel mit ähnlichem Namen - Contra: Hard Corpse für Sega Mega Drive. Doch der Arcade-Shooter von Arc System Works trägt den Nostalgie-Bonus vergangener Tage nicht nur im Namen. Ein Zufall?

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Eigentlich nicht. Denn obschon das Original Contra: Hard Corps über 16 Jahre auf dem Buckel hat, macht Konami keinen Hehl daraus, dass ihr neuester Shooter die Vorgeschichte zum Klassiker erzählt und sich dabei an den Stärken der einstigen Serie orientiert. Soll heißen: Eine schicke 2D-Grafik, satte Effekte, Daueraction pur, ein beachtlicher Projektilverschleiß. Das alles ist gesalzen mit einem beinahe unverschämten Schwierigkeitsgrad, der vor allem bei den knallharten Bosskämpfen auf sich aufmerksam macht. Ein echtes Contra eben. Nur ohne Contra im Titel. Das muss allerdings kein schlechtes Omen sein, Modern Warfare ist der beste Beweis dafür. Da kraxelte damals eine neue Serie ohne große Beflissenheit auf den Genrethron, nur um nach drei Ablegern ihren Namen abzulegen. Das schafft Freiraum für neue Ideen, die mit den Wurzeln einer Serie nicht vereinbar wären. Für uns ein Scheinargument, denn auch der neueste Ableger bleibt weitestgehend seinen Wurzeln treu und wagt keine Experimente.

So schlüpfen wir in Hard Corps: Uprising erneut in die Rolle des ehemaligen Kriegshelden Bahamut, diesmal aber im Jahre 2613. Einer Zeit, in der das Land größtenteils der Herrschaft seines Diktators Platz gemacht hat, nur wenige Soldaten leisten Widerstand. Doch es kann sowieso nur einen geben. Einen, der die Schießprügel mit dem Gewicht eines Kleinwagens zu schultern vermag und den maskierten Clownsgesichtern zeigt, dass man sich besser nicht mit einem Colonel anlegt. Ein Contra braucht nunmal keine gescheite Rahmenhandlung. Gebt uns etwas zum Schießen, gebt uns etwas zum Abschießen - und schon sind wir glücklich. Die anfängliche Anime-Sequenz wurde hingegen nur eingebaut, um über die seit jeher langweilenen Texttafeln hinwegzutrösten, die überwiegend die Aufgabe des Geschichtenerzählers übernehmen. Schnarch.

Zum Einschlafen kommt man in Hard Corps: Uprising jedoch selten. Das liegt vor allem an der schiefen Balance. Sicher, der Frustfaktor ist seit jeher ein Merkmal der Serie. Dennoch verläuft die Anspruchskurve viel zu steil - unbefleckte Shooter-Naturen werden sich daher schon am ersten der acht Level die Zähne ausbeißen. Nicht ohne Grund: Im Game wird ein dermaßen unübersichtliches Feuerwerk abgefackelt, dass inmitten des Kugelhagels nicht einmal göttliche Reflexe weiterhelfen. Grinsende Clowns, fliegende Blechbüchsen, getarnte Geschützstellungen und fiese Aliens - überall lauern Gefahren, überall rumst und kracht es. Wer da einen kühlen Kopf bewahrt, muss Nerven aus gehärtetem Stahl haben.

Hard Corps: Uprising
Das Spiel ist so hart, da kann man manchmal einfach nicht anders, als in sein Gamepad zu beißen.
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Apropos Stahl: Natürlich gibt es zahlreiche Power-ups für den eigenen Schießprügel, die das Leben inmitten der Gegnerbrut etwas erleichtern. Die gesamte Palette von Maschinenpistolen, über Lasergewehren bis hin zu Raketen- oder Flammenwerfern präsentiert sich jedoch sehr konventionell. Zudem können wir maximal zwei Waffen gleichzeitig tragen, uns aber wenigstens nie über Munitionsmangel beschweren. Ganz im Gegensatz zu den Speicherpunkten, die mit fortschreitendem Spielverlauf immer länger auf sich warten lassen und zuweilen den Gedanken an sadistische Absichten der Entwickler aufkeimen lassen. Im Ernst: Wenn man sich nach ewigem Prozedere durch nicht anhaltende Feindhorden geballert und gleich mehreren Bossgegnern den Garaus gemacht hat und anschließend mit dem Verlust des letzten Lebens belohnt wird, kann man einfach nicht anders, als in sein Gamepad zu beißen.

Es soll ja Menschen geben, die auf solche Qualen stehen. Für die ist der Arcade-Modus genau das richtige. Eine magere Lebensleiste, nur drei Leben und eingeschränkte Fähigkeiten führen selbst Contra-Puristen schnell an ihre Grenzen. Da ist der Rising-Modus schon eher eine willkommene Abwechslung. Hier sammeln wir nämlich für jeden umgepusteten Feind Punkte, die wir in zusätzliche Kampfmanöver oder Continues investieren. Das motiviert, nicht zuletzt, weil sich die Fähigkeiten spürbar bei Geschwindigkeit und Beweglichkeit des Helden bemerkbar machen. Via Offline- oder Online-Koop holen wir uns in brenzligen Situationen einen Mitspieler ins Boot. Hilfe kann man während der hektischen Gefechte wahrlich gebrauchen.

Weil so ein Actionfeuerwerk mitunter den Blick aufs Wesentliche trübt, haben die Entwickler auf eine 3D-Umsetzung verzichtet. Nur die Hintergründe bestehen aus Polygonen, wohingegen die Figuren mit ihrem altbekannten Cartoon-Charme überzeugen. Selbstverständlich ist die Grafik nichts besonderes, haben wir es hier doch mit einer Arcade-Produktion zu tun. Dafür überzeugen die Missionen mit individuellen Schauplätzen, wobei das Leveldesign etwas abwechslungsreicher hätte ausfallen dürfen. Doch viel Zeit fürs Gucken bleibt während der rasanten Schusswechsel sowieso nicht. Von hinten attackieren Soldaten, in der Ferne lauern Scharfschützen, über uns rattert ein Maschinengewehr und pro Level schießen wir mindestens zwei Bosse mit mehreren Mutationsstufen über den Haufen. Das Spieltempo kaschiert somit gekonnt den Mangel an Aha-Effekten. Auch da bleibt sich die Contra-Serie treu. Leider.

Es gibt schwere Spiele, es gibt sehr schwere Spiele und es gibt Contra. Auch Hard Corps: Uprising macht da mit seiner Handvoll Speicherpunkte keine Ausnahme. Das kann man nun positiv oder negativ betrachten. Der Arcade-Shooter, der übrigens klassischer nicht sein könnte, bietet mit seinen beiden Modi aber einen gelungenen Kompromiss. Während sich Puristen im Arcade-Modus sofort heimisch fühlen, kommen im Rising-Pendant auch weniger hartgesottene Naturen auf ihre Kosten.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Klassischer Run'n'Gun-Shooter, eindrucksvolle Bossgegner
-
Extrem hoher Schwierigkeitsgrad, viel zu wenig Speicherpunkte
overall score
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