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WWE 13

WWE 13

Egal, wie oft WWE nun schon angekündigt hat, das Ruder rumzureißen und sich in eine neue Richtung zu bewegen, am Ende war es doch immer nur mehr vom alten Konzept. Die gleichen Geschichten, die gleichen Egotrips und vor allem die gleichen Wrestler. Gilt das auch für das Videospiel?

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Etwas hat sich verändert im letzten Jahr. Dadurch, dass WWE-Boss Vince McMahon Teile des Managements anderen Mitarbeitern übergeben hat, hielt das vergangene Jahr einige Überraschungen bereit. Ehemalige Indi-Wrestler wie Kassius Ohno (Chris Hero), Antonio Cesaro (Claudio Castagnoli), Daniel Bryan (Bryan Danielson) und insbesondere CM Punk erhielten die Gelegenheit, sich den WWE-Fans zu präsentieren und der stagnierenden Show neues Leben einzuhauchen.

Der frische Wind erfasste letztes Jahr auch WWE 12 und das ist vielleicht auch der Grund dafür, weshalb WWE 13 wie ein Spiel wirkt, dass sich noch in der Entwicklung befindet.

Der typische Karriere-Modus wurde durch die Attitude-Ära ersetzt. Hier dürfen wir die goldenen Zeiten des Sports noch einmal erleben, mitsamt den Wrestlern, die diese Zeitabschnitte prägten. Wir starten als Degeneration X und irgendwann erleben wir dann auch Steve Austin, The Rock und Mankind.

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Schläge und Tritte werden mit einer einzigen Taste und dem linken Analog-Stick aktiviert.

Jede Episode ist in mehrere Abschnitte unterteilt, jeder davon besitzt eine eigene Herausforderung. Die Episode über Degeneration X beginnt mit dem Match zwischen Shawn Michaels und Mankind, bis plötzlich Triple H auftaucht. Das passiert genauso, wie es die Fans von damals in Erinnerung haben. THQ hat die Episoden mit Bedacht ausgewählt. Viel Videos und Textmaterial erzählen die Geschichten - und das so ausführlich, dass sie auch für Spieler verständlich sind, die sich nicht mehr an die Show von damals erinnern können.

Wer es lieber etwas zeitgemäßer möchte, kann im Hauptmenü buchstäblich jede Art von Match oder Turnier erstellen. Allerdings gibt es keinen Ersatz für die klassische Road to Wrestlemania-Option, was ein klein wenig enttäuschend ist.

Im letzten Spiel von 2011 wurde das Kampfsystem neu gestaltet und seitdem kontinuierlich verbessert. Schläge und Tritte werden mit einer einzigen Taste und dem linken Analog-Stick aktiviert. Mehr Schaden erzielen wir durch Würfe und Submissions. Griffe erfolgen ebenfalls per Tastendruck, wobei wir über die Schultertasten entscheiden, wo genau wir den Griff ansetzten.

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An Möglichkeiten dafür mangelt es nicht. Wenn wir uns für Daniel Bryan entscheiden, ist es sinnvoll, sich auf die Arme und den Kopf des Gegners zu fokussieren, da Bryans No-Lock-Technik auch noch den stärksten Gegner in die Knie zwingt. Dummerweise stolpert das Spiel über seine eigenen Füße: Da das Block-System kein präzises Timing erfordert und die Spielgeschwindigkeit sehr schnell ist, ist es oft schlauer, einfach wild auf die Knöpfe zu drücken anstatt eine richtige Strategie zu verfolgen.

Das ist allerdings nicht der einzige Haken. Entwickler Yuke's ist es zwar mittlerweile gelungen, den visuellen Stil der WWE nachzubilden, wodurch das Videospiel dem TV-Vorbild sehr nahe kommt. Dummerweise haben sie dabei ein wichtiges Detail vergessen: die Wrestler. Die wirken, mit ein paar Ausnahmen, alle wie Wachsfiguren mit der entsprechenden Gesichtsmimik. Besonders übel ist, dass die Proportionen oft nicht der Realität entsprechen. Pummelige Wrestler wie Mankind oder Brodus Clay wirken im Game ähnlich durchtrainiert wie der Rest der Charaktere.

Die Musik ist nicht viel besser. Die berühmten Titelsongs ins Spiel zu holen, das war jedenfalls kein Anliegen der Entwickler. Wenn die Kommentatoren zu sprechen beginnen, bricht die Atmosphäre vollständig in sich zusammen. Da die Tonlage und die Geschwindigkeit in den seltensten Fällen übereinstimmen, hören wir deutlich, wie das Spiel verschiedene Sätze und Redewendungen zusammenschustert. Noch schlimmer sind die Schwankungen in der Soundqualität, die voller Stör- und Hintergrundgeräusche aus der Attitude-Ära sind. WWE ist ohne Zweifel das Spiel mit den schlimmsten Kommentatoren, die wir seit langem gehört haben. Dieses Spiel wird Jim Ross nicht gerecht.

WWE 13
Wer es schafft, die vielen Bugs zu ignorieren, erlebt mit WWE 13 ein gutes Wrestling-Spiel mit einem soliden Kampfsystem.

Der letzte Grund für unsere Frustration ist, dass es Yuke's nicht gelungen ist, das Verhalten der Wrestler authentisch abzubilden. Es mutet komisch an, einen fast perfekt modellierten Big Show zu sehen, der im Ring auf und abspringt wie Rey Mysterio. Solche Dinge zerstören die Illusion und es wirkt schlampig, wenn man bedenkt, wie viele Jahre die Enwickler nun schon an der Serie arbeiten.

Es ist frustrierend, dass Yuke's dieselben Fehler Jahr für Jahr wiederholt. Die eingefleischten Fans der Serie haben jedoch mittlerweile gelernt, mit diesen Fehlern zu leben. Das ist allerdings keine Entschuldigung.

Wer zu diesen hartgesottenen Fans gehört, solltet die sich die tolle Möglichkeit, einen eigenen Charakter zu erstellen und ihn mit dem Rest der Welt zu teilen, nicht entgehen lassen. Das gilt auch für die Möglichkeit, die größten Kämpfe der Attitude-Ära noch einmal zu erleben und die Dummheit aus dem nervigen John Cena zu prügeln. Wer es schafft, die vielen Bugs zu ignorieren, erlebt mit WWE 13 ein gutes Wrestling-Spiel mit einem soliden Kampfsystem.

07 Gamereactor Deutschland
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