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Eat Them

Eat them

In Eat Them schustern wir uns ganz nach Doktor Frankensteins Vorbild aus allerhand gruseligen Körperteilen ein möglichst furchterregendes Monster zusammen. Mit dem plätten wir schließlich Hochhäuser und zerreißen die Verkleidung von Schulbussen wie die Verpackung eines Schokoriegels. In etwa also wie Godzilla, nur ohne Sinn und völlig spaßfrei.

"Hm, nehm' ich die Visage mit den brachialen Insektenkiefern oder doch lieber das Froschantlitz? Soll ja immerhin für Angst und Schrecken sorgen, der Kleine. Ein paar verkümmerte Oberärmchen, dafür wuchtige Fleischstampfer - hat bei Tyrannosaurus Rex schließlich auch funktioniert. Jetzt nur noch einen möglichst furchteinflößenden Namen eingeben und fertig ist die erste Monsterschöpfung." Wenige Sekunden später greife ich mit meinem neuen Spielzeug Hubert in ein Hochhaus, als wolle ich ihm eine Handvoll Popcorn in den Mund schieben. Denn letztendlich geht es in Eat them doch ums Essen - oder etwa nicht?

Worum es indes wirklich geht, bleibt wohl ewig ein Geheimnis. Die Geschichte wird zwar in kurzen Comicstrips erzählt - die übrigens wunderbar mit der Cartoongrafik des Spiels harmonieren - einen Sinn ergeben die aber allein deshalb nicht, weil sie chronologisch austauschbar sind. Zugegeben, wer braucht bei gigantischen Kreaturen, die Metropolen innerhalb von Sekunden dem Erdboden gleichmachen, schon eine Rahmenhandlung? In irgend einem Labor der Welt wird wohl etwas gänzlich schief gelaufen sein... Und so kommt es dann auch. Im Verlauf der rund dreistündigen Kampagne erlangt ihr die Kontrolle über diverse Zombieroboter, mit deren Hilfe ihr mal Demonstranten sicher durch die Straßen schleust, mal Geldtransporter vor dem Militär beschützt. Die Ereignisse werden dabei mittels unterschiedlicher Comics erzählt, was der skurrilen Atmosphäre zu Gute kommt. Leider gibt es insgesamt nur magere fünf Hauptmissionen, den Rest der lächerlichen Spielzeit verbringt ihr in absurden Herausforderungen.

Eat Them
Ein eigentlich hübscher Comicstil mit zerstörbaren Gebäuden.

Als Spielhäppchen für Zwischendurch gedacht, geht es in den unterschiedlichen Einsätzen sofort zur Sache - dafür sorgt ein stets ablaufender Countdown. Nur wer innerhalb des nervigen und zuweilen äußerst knapp bemessenen Zeitlimits erfolgreich ist, wird mit neuen Körperteilen belohnt. Das klingt jetzt makaber, entpuppt sich im Endeffekt aber als einzig motivierendes Spielelement. Im Zerstörungsmodus müssen wir etwa für so viel Schaden wie möglich sorgen. Für jedes zerstampfte Haus hagelt es Dollar auf unser Konto, wobei die Summe am Ende jeder Aufgabe mit einer Medaille quittiert wird. Wer zu schlecht abschneidet und kein metallenes Abzeichen einheimst, muss dieselbe Mission aufgrund des Fehlens verschiedener Schwierigkeitsgrade und einer schiefen Balance erneut in Angriff nehmen. Ärgerlich!

Apropos Angriff: Theoretisch können wir alle vier Gliedmaßen sowie den Kopf unseres Exemplars für unsere machthungrigen Zwecke missbrauchen, in der Praxis hämmern wir trotzdem nur auf einen einzigen Knopf. Denn mit der rechten Pranke lässt sich alles am besten zertrümmern. Für etwas Abwechslung sorgen neben kuriosen Extremitäten verschiedene Feuerwaffen und Aufsätze. Demzufolge könnten wir bei Bedarf diverse Sprengköpfe abfeuern oder Ruinen mit einem Flammenwerfer ausräuchern. Da wir das Fadenkreuz aber nicht beeinflussen können und die Projektile die meist unvorhersehbar zuckenden Militärs sowieso verfehlt, bleibt es beim simplen Knöpfchendrücken. So tänzeln wir überwiegend um sündhaft teure Gebäude herum, kloppen auf die Schlagtaste und verursachen somit schließlich den meisten Schaden. Das fände selbst Godzilla einschläfernd.

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Um das Spieldesign nicht ganz so monoton zu präsentieren, haben die Entwickler weitere Herausforderungen gebastelt. So verharren wir zum Beispiel in "Überleben" minutenlang hinter schützenden Häuserblocks, wohingegen wir bei den Rennmissionen so schnell wie möglich eine vorgegebene Strecke ablaufen müssen. Wo wir vorher nur auf einen Knopf hämmerten, drücken wir jetzt plötzlich gar nichts mehr, anspruchsloser geht es kaum. Selbst die nett gemeinten Bonusaufgaben, in denen wir etwa entflohene Zootiere zurück in ihren Käfig werfen, können an der Langeweile nicht mehr rütteln. Dennoch, so einfach, wie es jetzt klingen mag, ist Eat them gar nicht. Jedes Monster verfügt nämlich über unterschiedliche Parameter wie Ausdauer, Sprungkraft oder Schnelligkeit. Besonders im späteren Spielverlauf ist es daher nützlich, gewisse Monster für bestimmte Disziplinen zu basteln. Ein wuchtiger Fettklops richtet demnach verheerenderen Schaden an als ein fliegengewichtiges Insekt.

Eat Them
Die verschiedenen Kreaturen mit unterschiedlichen Stärken zu bauen macht am meisten Spaß.

Wirklich schwer wird das Spiel jedoch nur, weil wir uns alle naselang einen Snack in den Wanst stopfen müssen. Unsere Lebensleiste reagiert demnach nicht nur auf feindlichen Beschuss allergisch, sondern nimmt überdies mit jeder körperlichen Aktivität ab. Folglich rutscht unsere Vitalitätsskala selbst beim Stadtbummel schnell in den roten Bereich. Und wenn Hubert ein Hüngerchen plagt, grabscht er sich gern Zivilisten. Je nachdem, wie üppig die Mahlzeit ausfällt, desto mehr Lebenskraft strömt zurück in seinen leblosen Körper. Dessen ungeachtet verbraucht ein kräftiger Hüne übrigens bei weitem mehr Ausdauer als ein kleineres Pendant und benötigt schon mal das dreifache an Nahrung. Auf protzende Kraft kommt es in Eat them jedoch an, weswegen wir immer wieder lästige Fresspausen einlegen müssen, bevor wir weiter Unruhe stiften. Das bremst selbst das letzte Quäntchen Spielfluss unnötig aus. Und der kommt bei den ultrakurzen Einsätzen ohnehin nur selten auf.

Zu frustrierenden Pausen kommt es auch beim virtuellen Ableben unseres Rackers. Denn dann muss unser Professor angeblich erst eine neue Kreatur in Auftrag geben, zusammensetzen und fertigen. Das dauert. Komisch, dabei standen die Mutanten doch bereits in Scharen fertig in der Werkstatt. Mit einem neuen, viel ekelhafteren und brutaleren Hubert ziehen wir daraufhin erneut in die Schlacht, werfen Autos und zerquetschen Menschen. Das dramatische Finale ist im Übrigen keinesfalls pathetisch, sondern allenfalls dramatisch unfair ausgefallen. Da scheiterte sogar Hubert der Zweite.

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Bei Frust brüllt man bekanntlich gerne mal. Das können wir auch im Spiel: Auf Knopfdruck kauert sich unser Reptil hin und versucht kläglich, den ängstlichen Erdbewohnern mit seinem Stinkatem zu imponieren. Haha, witzig. Das war's beim zweitem Mal allerdings schon nicht mehr. Da reißt es auch der Koop-Modus nicht mehr raus.

Fazit: Trotz aller wütigen Zerstörungsorgien wird Eat them letztlich seinem Titel gerecht. Allerdings im negativen Sinne: Immer wieder zwingt mich meine knappe Energieleiste zum Fressen. Da klopp ich hier ein Gebäude zu Klump, grabsch mir da ein paar Passanten und hämmere schließlich weiter auf diese eine Taste. Und wenn ich noch nicht eingeschlafen bin, wirft mir das Spiel zur Abwechslung sogar eine Hauptmission vor den Latz. Im Ernst: Etwas profaneres habe ich selten gespielt. Und dazu noch schlecht umgesetzt. Da reißen mich noch die Schwarzweiß-Auftritte von Godzilla mehr vom Hocker. Der frisst wenigstens, ohne gleich vom Fleisch zu fallen. Schade, dabei hat mir die Cartoon-Optik bereits im Vorfeld Lust auf mehr gemacht. Eat them ist letztlich nur ein monotones wie kurzweiliges Häppchen, das ziemlich fad auf der Zunge zergeht.

03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
kuriose Körperteile, lustige Monsterbastelei
-
monotones Spieldesign, anspruchsloses Tastengehämmer, unfaire Zeitlimits, inhaltslose Story, unausgewogener Schwierigkeitsgrad, Bedienungs- und Übersichtsprobleme
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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