Ich träume noch immer davon, dass Codemasters eines Tages eine reine Formel-1-Simulation macht. Auch wenn der Tag wohl nicht kommen wird, aber der Traum vergeht nicht. Der Grund ist natürlich Geld.
Codemasters hat viel Geld für die F1-Lizenz bezahlt und so wollen sie natürlich so viele Kopien eines Spiels verkaufen wie nur irgend möglich. Eine einfache Möglichkeit, den eigenen Markt zu erweitern, bietet das Ausbalancieren des Spiels, so dass es am Ende irgendwo in der Mitte zwischen einer kompromisslosen Simulation und einem anspruchslosen Arcade-Spaß landet. Alle bisherigen F1-Games von Codemasters haben sich an der Grenze zwischen den beiden Subgenres eingependelt.
F1 2012 hat diesbezüglich nun einen noch besseren Job gemacht als alle vorherigen Spiele. Ich schalte einfach mal alle Fahrhilfen aus und
aktiviere sowohl das Qualifying wie auch die Boxenstopps. Schon bietet das Spiel eine echte Herausforderung und die Möglichkeit, mehr über den F1-Sport zu lernen. Die Autos sind immer noch ein bisschen zu einfach in der Spur zu halten und nach ein paar Stunden vermisse ich die Herausforderung, einen ganzen Tag einen bestimmten Streckenabschnitt zu lernen.
Ich will die Balance des Autos lernen, Bremspunkte auswendig lernen, Ideallinien lesen und Überholpunkte fixieren. Aber das ist nicht nötig. Ich vermisse den Realismus eines iRacing, wenn ich F1 2012 spiele. Man merkt, dass Codemasters eine andere Zielgruppe deutlicher im Fokus hat als Typen wie mich.
Inhaltlich ist F1 2012 besser denn je. Der Karriere-Modus wurde erweitert und der Fahrtest für Nachwuchsfahrer hinzugefügt. Hier beginnen wir wirklich ganz am Anfang mit all den Ambitionen, um den weiten Weg hoch an die Spitze der weltbesten Renn-Organisation zu schaffen. Wie in den Dirt-Spielen gelingt es Codemasters brillant, dieses Zugehörigkeitsgefühl zu erzeugen.
Alles hat eine wirklich gute Atmosphäre, man fühlt sich schnell wie ein Teil des Teams und nimmt die Herausforderungen beim Erlernen der Routinen in der F1-Welt sehr ernst. Der Splitscreen-Modus ist dabei, es gibt Möglichkeiten zum Koop-Spiel, so dass sich F1 2012 generell geplanter und aufwändiger anfühlt als die letztjährige Version.
Zum ersten Mal in einem Rennspiel ist außerdem die neue USA-Strecke in Texas verfügbar. Schön, nur in der Realität ist die noch nicht ganz fertig gebaut - aber das Layout steht, darum darf sie im Spiel schon angetestet werden.
Das beste am Spiel ist aber zweifellos die Grafik. Die Autos sehen realitätsgetreuer als je zuvor aus und die Strecken sind pervers gut umgesetzt. Wetter-Effekte, Rauch, Nebel und herrliche Lichteffekte erschaffen ein unglaubliches Optikpaket. Am Ende ist F1 2012 ein brillantes F1-Spiel für all diejenigen, die keinen Simulator wollen.