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One Piece: Pirate Warriors

One Piece: Pirate Warriors

Mit One Piece: Warriors erscheint das erste Abenteuer der Strohhut-Piratenbande für die Playstation 3 und damit soll endlich das große Abenteuer rund um Ruffy und seine Freunde für alle One Piece-Fans auch hierzulande wieder beginnen. Die Erwartungen sind hoch und wir haben uns auf die Weltmeere begeben, um zu sehen, ob sie erfüllt werden.

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Wenn sich alte Freunde nach langer Zeit wieder treffen, kommt es meist nicht nur zu ausschweifenden Trinkgelagen, sondern schnell fliegt auch ein Hauch der Nostalgie durchs offene Kneipenfenster. Nicht selten enden diese Treffen dann damit, dass sich alle Beteiligten mit "Oder weißt du noch, als wir ...?"-Geschichte übertönen. So ähnlich ist auch das Gefühl, als ich das erste Mal One Piece: Pirate Warriors ins Laufwerk einlege. Denn zunächst finden sich Ruffy und seine Strohhutbande auf dem Deck ihres Schiffes zu einem gemütlichen Essen ein und erzählen sich in Episoden, von denen manche nur fünf Minuten dauern und andere bis zu anderthalb Stunden, die Geschichte ihres Kennenlernens. Und dabei geht's zurück zu den Anfängen der Geschichte.

Schon nach wenigen Minuten lassen wir deshalb Ruffys Arm weit nach hinten strecken. Der dreht ihn schwungvoll ein und wirbelt in mit voller Wucht in die Reihen der zahllosen Fisch-Gegner vor ihm. Die taumeln oder fliegen benommen zurück - einige sind gleich nach dem ersten Treffer besiegt. Am rechten Bildschirmrand leuchtet eine gelbe 300 auf, die für die Zahl der Gegner steht, die ich in diesem Level bereits besiegt habe. Und dabei bin ich noch nicht mal am Ende angelangt. Ganz unverkennbar waren hier die Koei-Entwickler von Dynasty Warriors am Werk, denn One Piece: Pirate Warriors trägt nicht zufällig seinen Namen und spielt sich genau wie die Action-Spiele rund um die Heldengeschichten Chinas.

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One Piece: Pirate WarriorsOne Piece: Pirate Warriors
Es geht zu den Anfängen und wir lassen Ruffys Arm schon nach wenigen Minuten weit nach hinten strecken.
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Wir sind aber nicht in China, sondern schippern gerade mit der Strohhut-Piratenbande durch den East Blue, um Nami aus den Fängen der Arlong-Bande zu befreien. Und dazu müssen wir alle Bereiche auf der Karte von den Gefolgsleuten der Bande befreien und das Gebiet so für uns beanspruchen. Nachdem alles erobert wurde, geht es in den letzten Bereich zum Bosskampf. Das ist zwar nur in den meisten Fällen und nicht immer das Spielprinzip, in jedem Level aber bewegen wir uns von einem Abschnitt der Karte zum anderen und erledigen dabei tonnenweise Kanonenfutter. Das ist genauso monoton wie es klingt, wird aber ab und zu durch den Wechsel zu anderen Charakteren, kleineren Rätsel oder Flug-Sprung-Passagen aufgelockert, die wir mit Quick-Time-Events lösen.

Auf der Jagd nach Mr. Crocodile beispielsweise müssen wir in einem unterirdischen Labyrinth Katzenfiguren so positionieren, dass wir uns als Gum-Gum-Ballon schwungvoll von ihnen abprallen lassen können, um einen Abgrund zu überwinden und so zum nächsten Raum zu gelangen. Oder wir schwingen uns von Vorsprüngen auf fahrende Plattformen. Richtig knifflig wird das eigentlich nie und wenn wir scheitern, dann nur an zu viel Ungeduld und dem falschen Timing. Spielerisch gehört One Piece: Pirate Warriors sicher nicht zu den anspruchsvollsten Titeln, denn Viereck und Dreieck bleiben meist die wichtigsten Helfer im Kampf, den Rest erledigt der monoton herunter sausende Daumen. Auf der Kreis-Taste liegen aber immerhin unterschiedliche Spezialangriffe, wie die Gear-Form, in der unsere Angriffe noch mehr Wirkung zeigen. Die Möglichkeit zu springen oder zu verteidigen gibt es übrigens nicht.

Boss-Kämpfe erfordern deswegen vor allem Disziplin. Immer wieder müssen wir die einmal zurecht gelegte Strategie wiederholen, wie etwa im Kampf gegen Arlong. Der ist nicht gerade begeistert, immerhin haben wir ihm gerade die Vorherrschaft über das nahegelegene Dorf entzogen. Im Dachgeschoss seines Hauptquartiers weichen wir deshalb geschickt mit einem Schritt zur Seite seinen Beißattaken, um dem Fischmann dann von hinten mit der Gum-Gum-Gatling die Fäuste in den Rücken zu rammen. Nachdem wir so einige Zeit genügend Schaden verursacht haben, wird der Kampf unterbrochen und in einer kurzen Videosequenz geht es mit Quick-Time-Events weiter, für die wir nach dem Sieg Extra-Punkte erhalten.

Und die wiederum investieren wir in die Verbesserung unseres Charakters. Denn für eine bestimmte Menge an Punkten erhalten wir besondere Münzen, die jeweils unsere Werte für Verteidigung, Angriff oder Leben erhöhen. So kommt immerhin ein bisschen taktische Tiefe ins Spiel. Im Verlauf der Geschichte schalten wir mehrere Gürtel frei, an denen sich jeweils drei Münzen befestigen lassen. Je mehr Sterne sich auf den Münzen finden, desto größer ist der Effekt, den sie ausrichten - Kämpfe möglichst unbeschadet und schnell zu überstehen, wird also belohnt. Und tatsächlich hat mir das Rumprobieren mit verschiedenen Münz-Kombinationen Spaß gemacht. Dennoch wirkt das System zum Aufleveln der Charaktere dadurch nicht weniger aufgesetzt - oftmals macht es den Anschein, als hätten die Statusveränderungen kaum eine Auswirkung.

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Nachdem wir aber die Belohnungen abgegriffen haben, geht es zurück aufs Deck der Thousand Sunny, den Ausgangspunkt des Spiels. Nachdem wir nun erfahren haben, wie Nami zur Gruppe gestoßen ist erzählen sich die Bandenmitglieder vom Streit zwischen Lysop und Ruffy über die Flying Lamp, von der Rettung Nico Robins aus den Fängen der CP9 bis hin zur großen Entscheidungsschlacht. Dabei fehlen aber leider viele Geschichten wie etwa der Bandenbeitritt von Lysops oder Brooks, die Himmelsinseln und weitere. One Piece-Fans werden hier teilweise große Enttäuschungen erleben. Natürlich können nicht alle Geschehnisse eingebunden werden, aber wonach die Auswahl gegangen ist, scheint irgendwie nicht ganz ersichtlich.

Das wäre aber sicher nicht so ein großen Problem, wenn man immerhin die Geschichte, die erzählt wird, in vollem Maße nachvollziehen würde. Wie aber so oft, wenn sich alte Freunde treffen und über Ereignisse reden, bei denen man selbst nicht dabei war, bleiben einige Storystränge teilweise unverständlich. So wird beispielsweise kaum erklärt, warum Franky nach der Rettung von Nico Robin plötzlich der Gruppe beitritt. Nachlesen kann man das zwar im Glossar, aber das Verständnis für die Geschichte wird vor allem auch durch die Tatsache erschwert, dass es keine englische Sprachausgabe gibt und die Dialoge mit den Widersachern während des Kampfes am unteren linken Bildschirmrand in kleinen Textfeldern erfolgen. Und gerade in den Boss-Kämpfen haben wir kaum Zeit um zur Seite zu schielen. Teilweise war ich so in das Gefecht vertieft, dass sie komplett unbemerkt blieben.

One Piece: Pirate Warriors
Wie aber so oft, wenn sich alte Freunde treffen und über Ereignisse reden, bei denen man selbst nicht dabei war, bleiben einige Storystränge teilweise unverständlich.

Obwohl das Gameplay schnell eintönig wird, hält mich die, grafisch nicht gerade besonders herausragend präsentierte, Geschichte bei der Stange. Und als die zu Ende ist, ist es auch mit der Motivation vorbei. Nach dem Durchspielen der Kampagne wird ein Herausforderungs-Modus freigeschaltet und wir können außerdem mit den anderen Bandenmitgliedern und weiteren Charakteren Episoden nachspielen, allerdings fehlt dafür ein echter Anreiz - außer man ist Fan eines bestimmten Charakters. Auch ein lokaler Kampf-Modus fehlt, wir können lediglich auf die Koop-Hilfe eines Freundes zurückgreifen.

Für One Piece-Fans werden die fehlenden Episoden rund um wichtige Charaktere sicher am enttäuschendsten sein, Neulinge stolpern beim Verständnis eher über zu komprimierte oder fehlende Hintergrundinformationen. Am Ende bleibt der Eindruck eines unvollständigen Spiels. Es ist leider nicht der verhoffte große One Piece-Titel geworden, auf den wir vielleicht gehofft haben. Stattdessen gibt es einen eintönigen Prügler, der einige, aber viel zu wenige helle Momente hat und der der One Piece-Serie mit seinen Design-Entscheidungen nicht gerecht wird.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
Abenteuer im One Piece-Universum,
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lange, eintönige Kämpfe,
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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