Ohne deutsche Sprachausgabe und großes Marketing-Budget betrat Professor Layton im November 2008 die Bühne. Schnell mausert er sich zum Publikumsliebling und Bindeglied zwischen Nintendos neuer und alter Zielgruppe. Die Mundpropaganda funktioniert. In seinem zweiten Abenteuer sucht Layton nun nach der Schatulle der Pandora. Das Kästchen soll, so die Gerüchte, jedem den Tod bringen, der es wagt es zu öffnen.
Die Reise beginnt im heimischen London. Im Eingangsvideo, einem von insgesamt 24, besteigen der Professor und sein Lehrling Luke den Molentary Express. Wie wir im folgenden Prolog erfahren, war schon Laytons Lehrmeister auf der Suche nach der Schatulle. Doch nicht nur Layton und Luke sind an Bord des luxuriösen Zuges. Ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen, aber am Bahnsteig tummeln sich einige bekannte Gesichter. Diese Wiedererkennungseffekte ziehen sich wohldosiert durch das gesamte Spiel. Gerade so, dass Nichtwissende keinesfalls genervt sind, sondern beiläufig ihr Interesse für das erste Abenteuer geweckt wird.
Oberflächlich betrachtet unterscheiden sich die beiden Titel ohnehin kaum voneinander. Die Geschichte baut einen ähnlichen Spannungsbogen auf und lässt uns nur erahnen, welches Geheimnis sie verbirgt. Selbst jene Menschen mit guter Kombinationsgabe werden wahrscheinlich erst kurz vor Schluss das komplette Puzzle entschlüsseln. Doch getüftelt wird sowieso weniger an der Geschichte, sondern an den 153 Kopfnüssen und anderweitig verpackten Knobeleien. Sie sind allesamt halbwegs geschickt in verschiedene Handlungsstränge eingewebt und fordern gerade im späteren Spielverlauf höchste Konzentration.
Wie schwierig so ein Rätsel ist, erkennen wir an der Pikaratzahl, die es für die richtige Lösung gibt. Einfache Rätsel spucken 20 davon aus, anspruchsvolle überlassen uns bis zu 99. Wer genug Pikarat sammelt, darf im Bonusbereich verschiedene Extras wie Videos und Musik freischalten. Dort abermals vorhanden ist ein frisches Download-Rätsel pro Woche. Somit kann der Spielspaß über das Durchspielen hinaus ordentlich verlängert werden.
Doch was unterscheidet die Suche nach der Schatulle vom Ergründen des geheimnisvollen Dorfes? Die Rollenspielexperten von Level 5 waren nicht ganz untätig. Wenngleich einige Rätsel sich ähnlich spielen, ist keines von ihnen aus dem ersten Teil übernommen worden. Und auch Laytons Köfferchen bietet diverse Neuerungen. Da gibt es einen Fotoapparat, den wir zunächst zusammenbauen müssen, um danach weitere Rätsel zu aktivieren. Darüber hinaus können kleine Teemischungen angefertigt.
Zwar hat Layton in der deutschen Sprachausgabe leider seinen britischen Akzent verloren, Brite darf er trotzdem bleiben. Für den findigen Hund aus dem ersten Abenteuer gibt es ebenfalls Ersatz. Wer allerdings diesmal bei der Suche nach Hinweismünzen hilft, wird nicht verraten. Jene Münzen befinden sich im fast überall in Laytons Welt und unterstützen im Bedarfsfall bei des Rätsels Lösung.
Doch die Neuerungen sind keine Rechtfertigung für den Kauf. Layton und Luke selbst sind der Grund. Endlich ein neues Abenteuer, eine wundervoll erzählte Geschichte und frische Rätsel. Die überzeichneten Charaktere bringen uns zum Schmunzeln. Und für bis zu zwanzig Stunden bekommen selbst Erwachsene leuchtende Kinderaugen. Eingepackt ist das alles in stimmige Zeichentrickoptik und exzellente Musikuntermalung samt deutscher, so weit vorhanden, Sprachausgabe.
Zur gelungenen Präsentation tragen mit Sicherheit auch die Zeichentrickvideos bei. Das Spiel ist durchweg eine Runde Sache. Und wenngleich es abgedroschen klingt, das Runde muss ins eckige. Layton funktioniert so nur auf dem Nintendo DS. Es ist ein Spiel für unterwegs, dass die Stärken des Handhelds ausnutzt. Dass die Japaner sich bereits auf den vierten Teil freuen, grämt uns derweil schon ziemlich. Andererseits wissen wir, dass die Serie uns noch eine Weile beschäftigen wird. Und das ist schön.