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Motorsport Manager

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Am Donnerstag erscheint die PC-Version des erfolgreichen Mobile Games Motorsport Manager. Stefan schlüpft in seinen Anzug und schaut nach, was das Spiel kann.

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Im vollgepackten Shooter-Herbst widmen sich zurzeit viele Spieler Titeln, die schnelle Reaktionen und (überlebens-)wichtige Entscheidungen abverlangen. In Motorsport Manager passiert das in gewisser Weise auch, allerdings aus sicherer Entfernung. Bereits der Titel verrät mir, dass ich meine persönliche Komfortzone ein gutes Stück verlassen muss, nach Abschluss der ersten Saison bestätigt die Team-Platzierung meine Vermutung. Ich werde wahrscheinlich nie ein guter Manager eines Motorsport-Teams werden. In Anbetracht der vielen Unfälle, die mein Team durchgemacht hat, ist das vielleicht auch besser so.

Playsport Games und Sega haben das Konzept des überaus erfolgreichen und gleichnamigen Mobile Games nun auf den PC gebracht und vertiefen die herausfordernde Spielerfahrung mit etlichen Details. In Motorsport Manager sind wir der Entscheidungsträger eines Rennsport-Teams. Diese mitunter ziemlich große Firma besteht aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Rädchen, die wir tagtäglich fordern, fördern und am Laufen halten müssen. All diese Leute bei möglichst guter Laune zu halten, ist eine dankenswerte Aufgabe, denn zufriedene Mitarbeiter erzielen bessere Ergebnisse. Das ist bei Fahrern genauso wie im Forschungsteam oder bei den Technikern. Selbst und vor allem der Vorsitzende muss mit unserer Leistung zufrieden sein, denn der bestimmt schließlich über unseren Job. Verstimmen wir ihn mit schlechten Rennergebnissen, landen wir wahrscheinlich auf der Straße.

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Es ist ein Leichtes, sich an den zahlreichen Facetten des Manager-Daseins aufzureiben.
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Damit im Team stets alles in bester Ordnung ist, müssen wir investieren. In die Technik, in die Leute, aber auch in das Hauptquartier. Neue Behausungen müssen gebaut, Bestehende wollen verbessert werden, dazu kommen horrende Fixkosten. Der Motorsport ist ein unfassbar teures Unternehmen. Wer nicht regelmäßig auf dem Treppchen steht, muss umso stärker im Sponsoring sein. Saisonvorgaben sind übergeordnete Ziele, die uns vom Vorsitzenden gestellt werden. Sponsoren- und Werbegelder kommen aber nur rein, wenn wir in einem oder mehreren Rennen bestimmte Platzierungen erreichen oder verteidigen. Die Endpositionierung in Meisterschaftsrennen entscheidet, mit wie viel Kapital wir in die nächste Saison starten. Deshalb ist die insgesamt wichtiger als die Einzelwertung.

Top-Manager dürfen sich an ambitionierte Fahrer und vielversprechende Autos heranwagen, doch diese Teams müssen Ergebnisse erzielen und der Erfolgsdruck ist hoch. Bei einem Fehler, den wir unter Umständen gar nicht selbst verschulden, gibt es mächtig Ärger. Ich finde es deshalb um einiges entspannter, als Underdog zu starten und das Feld von hinten aufzuräumen. Jeder Fahrer hat Vorlieben und Problemzonen. Einer fährt nicht gerne bei Regen, der nächste ist stark im Zweikampf. Diese unterschiedlichen Punkte spielen während der Rennen eine wichtige Rolle, daher sollten wir sie unbedingt im Hinterkopf behalten.

Der zweite große Pfeiler von Motorsport Manager widmet sich den Rennwagen. Die Technik ist nicht gerade überschaubar und wir müssen sie verstehen und meistern, um die wenigen Chancen in den Rennen zu nutzen und damit das Potenzial unserer Fahrer zu vervielfältigen. Es gibt sechs Fahrzeugteile, die die Leistung eines Rennwagens bestimmen. Die Effektivität dieser Bestandteile ist wiederum abhängig von der Erfahrung und der Finesse ihrer Ingenieure, die Teil unseres Mechanikerteams sind.

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Obwohl die Fahrer in ihren Rennkarossen alles geben, brauchen sie unsere Hilfe, um das komplette Rennen zu überblicken.

Techniker werden wie die Fahrer eigenständig gelevelt, außerdem ergeben sich aus der Beziehung von Fahrer und dem Mechaniker diverse Zusatzboni. Je länger die Leute bei uns bleiben, desto besser funktioniert das Team. Doch manchmal offenbart der Blick nach draußen neue Möglichkeiten. Bei Rennen um die Pole Position lohnt sich oftmals der Einsatz experimenteller Technologien, da diese sehr leistungsstark sind. Allerdings ist der Bau nicht ganz billig und dann wäre da noch dieser Punkt mit den Regularien. Die GMA untersucht alle Autos nach einem Rennen und falls ein unerlaubtes Tuning auffliegt, drohen harte Strafen.

Auf der Rennstrecke geht es dann in die Vollen. Obwohl die Fahrer in ihren Rennkarossen alles geben, brauchen sie unsere Hilfe, um das komplette Rennen zu überblicken. Auf Grundlage des Wetters, der Streckenbeschaffenheit und möglichen Gefahrenstellen treffen wir Entscheidungen, die unseren Fahrern wertvolle Sekundenbruchteile verschaffen. Stets im Blick sind dabei die Reifenabnutzung und der Treibstoffverbrauch. Abgefahrene Reifen verlangsamen das Fahrzeug auf geraden Strecken und in der Beschleunigung, allerdings muss man das manchmal in Kauf nehmen, um nicht zu viel Zeit in der Box zu vergeuden. Strategien verändern das Verhalten unserer Fahrer, haben jedoch starken Einfluss auf die Haltbarkeit des Reifens und die Menge des verbleibenden Sprits. Wer nah auffährt und aggressiv überholt, provoziert zudem Unfälle und scheidet womöglich aus dem Rennen aus.

Verschiedene Bereifungen passen die Rennleistungen bei unterschiedlichen Wetterbedingungen an. Weiche Reifen erzielen hohe Geschwindigkeiten, nutzen sich aber ebenso schnell ab. Intermediates werden bei feuchtem Wetter und leichtem Regen genutzt, Regenreifen nur bei Aquaplaning und starkem Regen (falls das Rennen dann nicht ohnehin unterbrochen wird). Manche Autoteile werden auf einigen Strecken intensiver belastet als andere. Der Zustand der Fahrzeugteile muss stets überblickt werden, da Reparaturen sehr lange dauern. Zugegeben, das alles passiert vor allem im hinteren Platzierungsbereich, da die Teams auf dem Siegertreppchen einfach die besseren Teile haben. Der Boxenstopp verlängert sich, je mehr Optionen wir durchführen lassen. Wem das zu lange dauert, der kann die Mechaniker zu Höchstleistungen antreiben, riskiert dabei jedoch technische Patzer.

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Es gibt 16 internationale Strecken mit verschiedenen Layouts, die Rennlänge ist ebenfalls einstellbar.
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Meine Platzierung verrät mir sehr deutlich, dass ich kein Top-Manager im Motorsport werde.

Motorsport Manager verbindet diese verschiedenen Bausteine mit einer vergleichbar rundenbasierten Machart. Am Wochenende geht es auf die Piste, beginnend mit dem Training. Falls so vorgesehen folgt am Samstag ein Qualifying, sonntags findet dann das große Rennen statt. Zwischen dem aktiven Part liegen manchmal mehrere Wochen, in denen wir uns mit den anderen Aspekten des Spiels beschäftigen. Und oftmals heißt es eben auch einfach warten. Die Renngeschwindigkeit ist auf drei Stufen regulierbar, das Geschehen darf auf Wunsch hin auch pausiert werden. Nicht alle Entscheidungen müssen selbstständig getroffen werden, viele Dinge übernimmt bei Bedarf die KI. Zudem weisen uns Fahrer und anderes Personal ohnehin auf Veränderungen und akute Probleme hin.

Technisch gesehen ist Motorsport Manager eine schwierige Angelegenheit, denn eigentlich stammt der Titel ja aus dem Smartphone. Obwohl die Kamerafahrten auf dem PC sehr geschmeidig sind, verlieren sich Details und Weitsicht in einer übertriebenen Unschärfe. Das Spiel selbst läuft absolut flüssig, selbst auf meinem alten Laptop. Optisch überzeugt mich das Endprojekt deshalb trotzdem nicht, vor allem im Kontrast zu vergleichbaren Titeln. Motorsport Manager ist alles andere als hässlich, das möchte ich ganz klar betonen. Die Fahrzeugmodelle und Strecken überzeugen vor allem mit Details und stilechter Belichtung. Nichtsdestotrotz bietet diese Präsentation kaum etwas, woran das Auge hängen bleiben könnte.

Was mir stattdessen wohlwollend auffiel, sind die vielen modernen Einflüsse. Wir dürfen uns zum Beispiel nach einem Rennen durch den Newsfeed eines sozialen Netzwerkes wühlen oder haufenweise E-Mails abarbeiten, denn auch das ist Management. Eine kleine Nebennotiz widme ich dem überaus ausgewogenen Rennfahrerpool: In Motorsport Manager sind wirklich viele Frauen unterwegs, das finde ich stark. Obwohl es eigentlich auch schade ist, dass einem so etwas noch immer auffällt...

Einige Aspekte des Spiels sind wirklich toll gelungen, während andere nicht ganz zu Ende gedacht wurden. Die Rennwagen unterscheiden sich beispielsweise fast ausschließlich durch Parameter, optisch sind sie alle gleich. Motorsport Manager ist ein Spiel, das insbesondere mit Details und glaubwürdiger Aufmachung überzeugt. Dann wiederum fehlen die in Sportspielen so wichtigen Lizenzen. Gerade in diesem Genre scheint das ein absolut unumgängliches Ausschlusskriterium zu sein, da dürfte der Motorsport keine Ausnahme bilden. Wer über diese kleinen Patzer hinwegsehen kann, der darf sich auf eine überaus fordernde, detailverliebte Simulation freuen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Fordernder Rennsimulator, überschaubarer Technik-Baum, faires Preis-Leistungsverhältnis, viele Fahrerinnen
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schlichte Präsentation (Sound und Grafik), fehlende Lizenzen, Wurzeln des Mobile Games sind an einigen Stellen zu stark spürbar, Einstieg für Neulinge nicht gerade leicht
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