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Bound

Bound

Dem neuesten Spiel von Plastic und Santa Monica mangelt es am Gameplay, allerdings liefert Bound eine atemberaubend hübsche, einzigartige Erfahrung.

Santa Monica Studio hat schon vielen Entwicklern beim Erschaffen von einzigartigen Spielen geholfen. Flow, Journey, Datura, The Unfinished Swan und Hohokum - das alles sind gute und ungewöhnliche Beispiele, an denen Santa Monica beteiligt war. Dank der wunderschönen Optik, dem originellen Konzept und dem tiefgründigen Symbolismus können wir jetzt auch Bound auf diese Liste setzen.

Wer auch nur eines der obengenannten Spiele ausprobiert hat, weiß, was er von Bound zu erwarten hat: Ein weiterer Titel das sich mehr als andere Titel darauf konzentriert, eine emotionale Verbindung aufzubauen. Es handelt von der Reise einer Ballett-tanzenden Prinzessin, die ein mysteriöses Monster besiegen muss, um ihr Königreich zu retten. Ihre ersten Versuche zeigen schnell, dass sie nicht stark genug ist, um das Ungeheuer alleine zu bezwingen. Deshalb macht sie sich auf die Suche nach dem großen Retter, der ihr in der letzten Schlacht beistehen soll. Allerdings wird der seinem Namen nicht gerecht und verweigert ihr die Hilfe. Er verschwindet und sie muss sich ein weiteres Mal auf die Suche machen. Vielleicht gelingt ihr es dieses Mal, den Retter zu überzeugen ihr zu helfen? Doch auf ihrer Suche wird das Königreich durch die verheerenden Kräfte des Monsters immer weiter zerstört.

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Das mag sich wie eine sehr schlichte Geschichte anhören, aber in dieser Story steckt mehr, als man zunächst vermuten würde. Ich will euch das Erlebnis nicht verderben, aber ihr werdet nach dem Abspann sicher noch lange grübeln. Die Level lassen sich in beliebiger Reihenfolge angehen, was weshalb viele Spieler in unterschiedliche Situationen auf anderen Themen treffen lässt. Das bedeutet auch, dass wir eine ganz eigene Perspektive auf die Story haben werden. Entwickler Plastic wollte eine Geschichte kreieren, die von allen gemeinsam enthüllt wird. Sicher kommt es gerade in verschiedensten Foren zu Diskussionen über die Bedeutung hinter dem Spiel.

Der Game Director von Bound, Michal Staniszewski, hatte bei der Ankündigung von Bound erklärt, sein Team würde ein Anti-Spiel entwickeln wollen, das aber doch eines sei. Klingt natürlich seltsam, aber man versteht dann doch recht schnell, was damit gemeint war. In Bezug auf das Gameplay ist Bound Dature, dem Spiel an dem Plastic vorher gearbeitet hat, sehr ähnlich. Es ist nicht das Gameplay, das es zu etwas Besonderem machen soll und um ehrlich zu sein, ist dabei von ziemlich monotonen Aufgaben die Rede. Die Prinzessin hat nur wenige Moves im Repertoire und dadurch fühlt sich eine Plattform-Sektion wie die andere an. Wenn man das erste Mal über einen schmalen Pfad balanciert, ist es die Grafik die beeindruckt, aber früher oder später wird man sich unweigerlich fragen, ob das ein Bildschirmschoner oder ein Spiel ist, in dem man hier gelandet ist. Trotzdem soll man das Game gleich mehrmals komplett durchspielen, um unterschiedliche Perspektiven der Geschichte zu erleben. Eine coole Idee, aber es wäre netter gewesen, wenn Bound gleichzeitig mehr Abwechslung beim Gameplay bieten würde. Man hätte eben gerne das Beste aus beiden Welten.

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Bound
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Das Gameplay ist trotzdem nicht öde und trotz der eingeschränkten Steuerungsmöglichkeiten enthält Bound eine erstaunliche Menge an Geheimnissen und alternativen Routen. Vieles lebt von der Umgebung, die aus geometrischen Formen besteht und sich bei jedem Schritt verändernt. Auf mich wirkt das Spiel wie ein Hologramm. Seht euch den Trailer an und ihr versteht, was ich meine. Wenn ihr dicht an einer Wand steht, wird sie teilweise durchsichtig und zeigt, was sich auf der anderen Seite verbirgt. Vielleicht findet sich dort ein Geheimnis oder ein versteckter Weg? Das Erforschen der Umgebung ist immer eine gute Idee, schließlich lassen sich so besondere Bausteine finden. Jeder von ihnen gibt uns neue Einblicke in die Geschichte, daher ist es wichtig, bei jedem Durchgang so viele wie möglich einzusammeln.

Neben den Story-Elementen gibt es nach dem ersten Durchgang noch weitere Dinge, auf die man sich freuen kann. Ein Speedrun-Modus wird freigeschaltet und laut Angaben der Entwickler soll es durch die freie Kapitelwahl 120 verschiedene Möglichkeiten geben, das Spiel abzuschließen. Bei der Geschichte gibt es allerdings nur zwei unterschiedliche Enden, aber innerhalb der Level gibt es Variationen. Der Weg den wir einschlagen beeinflusst das Aussehen des nächsten Levels, also die Hindernisse, mögliche Routen und Tageszeit. Ein tolles Konzept, das aber noch mehr Potential gehabt hätte. Die Hindernisse ähneln sich zu sehr, daher ist die Reihenfolge in der sie auftauchen der Hauptunterschied.

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Ich bin mir sicher, dass viele Leute werden eine Menge Spaß mit Bound haben werden, während sie um die schnellsten Speedrun-Zeiten ringen. Auch wenn die Steuerung ein wenig präziser sein könnte, macht es viel Spaß, neue Routen für bessere Zeiten auszukundschaften. Nach einer Weile wird man allerdings nichts mehr finden, dass man nicht schon vorher gesehen hat, aber es ist immer noch hübsch und man schlägt (hoffentlich) wenigstens die Bestzeiten seiner Freunde. Trotzdem sind die Chancen groß, das die Luft nach zwei oder drei Durchgängen dann doch raus ist.

Optisch ist Bound wirklich beeindruckend. Der Kontrast zwischen der Prinzessin und ihren weichen Bewegungen und der abstrakten Umgebung ist einzigartig. Kein Grund in den Foto-Modus zu wechseln, um beeindruckende Screenshots zu machen, fast alle Bilder dieser Kritik stammen aus dem normalen Gameplay. Die Kamera ist manchmal schwierig zu kontrollieren, trotzdem ist es ein großartiges visuelles Erlebnis und ich bin gespannt auf die virtuelle Realität, wenn Playstation VR erschienen ist.

Einen starken Gegensatz dazu bietet das Audio-Erlebnis, das wenig überzeugt. Anfangs dachte ich noch die Musik würde gut mit dem Spiel zusammengehen, weil man sie so wenig wahrgenommen hat, aber nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass das so nicht stimmt. Die Melodien selbst waren einfach so langweilig und die Mischung aus Klavier, Elektronik und Symphonieorchester funktioniert einfach nicht so gut, wie man vielleicht denken würde.

Die Geschichte und das Geheimnisvolle von Bound ist etwas, das ihr erlebt haben müsst. Leider sorgt der Mangel an Variation bei den Plattform-Passagen dafür, dass sie hinter Optik und Atmosphäre zurückfallen. Während der ersten Stunden macht man noch eifrig Gebrauch vom „Teilen"-Knopf, aber nach einer Weile verblasst die Faszination. Der größte Kritikpunkt ist der mangelnde Tiefgang und die fehlende Variation beim Gameplay. Jeder, der das Spiel lediglich als interaktiven Bildschirmschoner abtut, sollte es vielleicht lieber auslasse. Allerdings entgeht euch dann gleichzeitig eine außergewöhnliche visuelle Erfahrung.

BoundBound
07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Interessante Geschichte, wunderschöne Präsentation, gelungenes Speedrun-Koncept
overall score
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