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Tumble

Tumble

Das Spielprinzip erinnert ein wenig an das großartige Boom Blox, die sterile Optik scheint aber eher dem Action-Puzzler Portal entlehnt. In der Kombination jedoch verbrirgt sich hinter dem PSN-Titel eine knifflige Herausforderung, die von Move nicht einfach nur Gebrauch macht, sondern deren Leistungsfähigkeit bestens demonstriert.

Das mit meinem Schreibtisch, das ist ja schon so eine Sache für sich. Meistens stapelt sich hier allerhand von dem, was aktuell in Gebrauch ist und dem, was sonst nirgendwo Platz findet - vor allem natürlich von letzterem. Über die Jahre wird man ein wahrer Künstler im Verstauen von Dingen auf der begrenzten rechteckigen Grundfläche. Hier noch etwas dazwischen geschoben, da etwas ausbuddeln. Wenn einer der Haufen bedrohlich wackelt, wird's brenzlig und es muss schnell mit ausgleichenden Maßnahmen dagegen gesteuert werden.

Tumble funktioniert im Grunde genauso - zumindest in weiten Teilen. Beim Spielstart offenbart sich vor uns meist eine viel zu kleine Grundfläche. Als Avatar fungiert ein gleichfarbiger Move-Controller, welcher exakt genauso reagiert wie der in unserer Hand. Um die Fläche herum liegen bunt verstreut diverse Körper. Visieren wir einen an, wird er markiert und kann angehoben werden. Ein schönes Gefühl ist es, wenn das Duo aus Controller und Körper jede unserer Bewegungen nachahmt. Gehen wir näher an den Fernseher, bewegt sich auch das Gebilde auf dem Bildschirm weiter in den Raum hinein. Rotieren, Kippen - alles geht.

Tumble
Turmbauen mit quadratischen Blöcken ist leicht. Schwierig sind die anders geformten Steine.

Aufgabe ist es nun, diese Körper auf der Plattform zu stapeln. In diesem speziellen Fall soll als Aufgabe ein möglichst hoher Turm entstehen. Bei Würfeln ist das ziemlich leicht, für rechteckige oder andersförmige Körper braucht etwas mehr Konzentration, damit diese nach dem Ablegen auch wirklich stehen bleiben. Pro Mission gibt es je nach Leistung Bronze-, Silber- oder Goldmedaillen. Obendrauf warten meist noch weitere Auszeichnungen, wenn die Aufgabe besonders schnell abgeschlossen oder beim Turmbau ein bestimmtes Item eingesammelt wurde.

Dieses Spielprinzip zieht sich nun aber nicht durch die fast siebzig Missionen, sondern wird variiert. Mal ist die Plattform schief, sie dreht sich oder das ganze Level bebt in regelmäßigen Abständen. Dazu gibt es Herausforderungen, in denen ein sich bewegender Limbo-Stab die Höhe begrenzt oder man muss versuchen, diesen durch durchdachtes Stapeln zu umgehen. Umgekehrt alles einzustürzen statt mühsam aufzubauen, das ist Ziel der Zerstörungs-Herausforderung. Kleine Sprengsätze müssen clever platziert werden, damit Steine in großer Zahl und auch weit fliegen. Ganz anders spielen sich wiederum die Spiegel-Herausforderungen, in denen mittels spezieller Steine ein Lichtstrahl so gelenkt wird, dass er bestimmte Punkte durchläuft.

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Am meisten Spaß machen aber die Bonusmissionen, hinter denen sich unterhaltsame oder auch fast unmögliche Aufgaben verbergen. Auf quadratischen Blöcken ist beispielsweise ein Motiv gekachelt, dass richtig zusammengepuzzelt werden muss. Oder ein Stein muss mittels der korrekt platzierten Sprengladungen durch ein kleines Mini-Labyrinth geschleust werden. Ganz groß ist auch jenes Level, in dem es nur tetrisartige Steine gibt, mit denen nun auf einer winzigen Plattformen nach und nach in die Breite gebaut werden muss. Zwischenschieben, stapeln und hoffen, dass nichts umkippt. Wie Tetris in 3D und nebenbei auch wie auf meinem Schreibtisch.

Tumble
Bei der Zerstörungs-Herausforderung muss ein Turm nicht gebaut, sondern gesprengt werden.

Um das Chaos um die Vielfalt des Spiels vollends perfekt zu machen: Es gibt auch unterschiedliche Materialien, aus denen die Klötzchen bestehen. Einerseits unterscheiden sie sich nach dem Gewicht, zum anderen nach der Oberfläche. Mit den klebrigen Blöcken, an denen alles haftet, spielt sich das Aufbauen gleich ganz anders, werden unliebsame Pyramiden einfach an die Seite gepappt. Ein Styropor-Block ist wiederum unglaublich leicht. Ist die Grundfläche eine Waage, wird dieser Block beim Ablegen kaum ein Probleme machen. In der Mission mit Ventilator-Einsatz braucht es jedoch als Schwergewicht einen massiveren Block.

Bei der Steuerung von Tumble gibt es allerdings manchmal ein paar Probleme. Möchte man mit dem Controller etwas machen, dem die Kamera nicht folgen kann - zum Beispiel, weil der Leuchtball vom Arm verdeckt wird, bricht die Verbindung ab. Theoretisch ist es natürlich drin, den Block durch Schütteln des Controllers so zu drehen, bis er genauso in unserer Hand liegt wie wir ihn platzieren wollen. Aber auch das funktioniert manchmal nicht so wie es soll. Die Kameraführung ist zudem recht träge und nicht völlig frei justierbar.

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Die Optik ist schlicht und steril, erinnert dabei ein wenig an Portal, selbst wenn dieser Titel trotz 3D-Unterstützung technisch weniger aufwendig daherkommt. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der Physik. Die ist nämlich auch ziemlich schlicht und an manchen Stellen kann sie durchaus hinterfragt werden. Das ist aber nichts gravierendes und man lernt das Verhalten recht schnell zu verstehen. Der Einsatz von Akustik ist ebenfalls sehr sparsam, braucht man doch höchste Konzentration beim Turmbau zu Babel. Auffällig ist lediglich die Computerstimme, die sich zwischendurch immer einschaltet - auch das ein Indiz für Portal als Inspirationsquelle.

Tumble ist unglaublich abwechslungsreich, zeigt auf eine simple Art und Weise, wozu Move fähig ist - und die Konkurrenz eben nicht. Noch dazu ist es im Playstation Store fast ein Schnäppchen. Schlappe zehn Euro kostet der Spaß, der obendrauf noch einen Zwei-Spieler-Modus bietet. In Konkurrenz abwechselnd oder zeitgleich um die Wette zu bauen, das macht vor allem Spaß, wenn beide Kontrahenten ähnlich gut sind. Dann entfaltet Tumble einen so großen Unterhaltungswert, dass man damit trotz des eher trägen Spielablaufs eine Party schmeißen könnte.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
schlichtes Design, viele Rätsel, unterhaltsame Zwei-Spieler-Duelle
-
Steuerung manchmal hakelig, Physik nicht ganz korrekt
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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