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Mutant Mudds

Mutant Mudds

Es ist frustrierend. Und garstig. Und gemein. Mutant Mudds ist ein Jump'n'Run, das höchste Konzentration verlangt. Trotzdem ist es aber nie wirklich unfair. Es will, dass wir lernen und wir uns voll und ganz auf das Spiel einlassen. Dann wiederum spielt es sich erstaunlich locker.

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Witzigerweise ist die Geschichte dieses sehr simpel gestrickten Titels eine kompliziertere. Unter dem Namen Maximillian and the Rise of the Mutant Mudds wurde der Titel 2009 auf der E3 angekündigt und sollte eigentlich für den Nintendo DS erscheinen. Held Max besaß eine Wasserpistole und ein Jetpack. Mit dieser Kombination erinnerte der Titel an die großen Plattformer auf dem Nintendo 64. Entwickler Renegade Kid fand aber keinen Publisher und versuchte dann Ende 2010 das Projekt via DSiware zu veröffentlichen. 1000 Fans wollte man finden, aber auch dieser Plan schlug fehl. Nun schien das Projekt begraben und vergessen.

Doch zwei Jahre nach der ursprünglichen Präsentation stand Max wieder im Rampenlicht. Auf der E3 2011 zeigte der Entwickler erneut das Projekt - mit neuem Stil und neuer Plattform. Nun bekam das Spiel auf dem Nintendo 3DS eine zweite Chance, allerdings wurde aus dem ursprünglichen 3D-Titel mit echten Polygonen auf dem Nintendo 3DS ausgerechnet ein Spiel in 2D mit groben Pixeln. Die Wurzeln sind nun nicht mehr auf dem Nintendo 64, sondern eher auf dem Super Nintendo auszumachen. Aber mit diesem Wechsel wurde auch die Steuerung noch einmal verbessert. Denn diese ist natürlich in einer flachen Welt immer präziser als im freien Raum.

Trotz der Retro-Optik nutzt Mutant Mudds die 3D-Fähigkeiten des Handhelds und produziert für das Auge drei sichtbare Ebenen. An speziellen Plattformen wechseln wir in den Vorder- oder Hintergrund. Der Abstand zur mittleren Ebene bleibt dabei aber immer gleich. Springen wir also nach hinten, sehen wir Max nur noch sehr klein und blass. Hüpft Max in der ersten Ebene herum, sehen wir große Pixelhaufen. Das funktioniert natürlich auch in 2D, aber die Tiefenwirkung ist natürlich mit aktiviertem Effekt deutlich hübscher.

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Der 2D-Titel nutzt den 3D-Effekt, um drei Ebenen darzustellen, zwischen denen wir hin- und herspringen können.

Der Soundtrack von Troupe Gammage greift ebenfalls den angestaubten Stil der Spiele vergangener Tage auf. Er ist deutlich abwechslungsreicher als das Spiel selbst und beinhaltet einige ziemlich feine Ohrwürmer für all jene, die Chiptune-Musik zu schätzen wissen. Das Bit-Pop-Meisterwerk besteht aus 21 Musikstücken und es ist übrigens auch auf der Bandcamp-Website von Renegade Kid zum selbstgewählten Preis als Download verfügbar.

Die Handlung ist sicher nicht die große Stärke von Mutant Mudds. Wir sitzen mit der Oma im Wohnzimmer und spielen mit unserem Handheld, als plötzlich Mutanten die Erde angreifen. Also ziehen wir los, um in fünf thematischen Welten die Bagage wieder loszuwerden. Das erste der regulären sechzehn Level ist eine Art Einführung in die Steuerung. Jede Stage bietet Zugang zu einem härterem Zusatzabenteuer und es gibt vier Bonuslevel - auch die ausgestattet mit einem Zusatzlevel. Der Schwierigkeitsgrad variiert dabei etwas, zieht aber gleichmäßig mit unserem Geschick an.

Renegade Kid hat, um Frust zu vermeiden, ein ganz interessantes System entwickelt. Drei Energie-Container stehen uns zur Verfügung. Sind die aufgebraucht, müssen wir das Level erneut von Anfang an spielen. Sofort tödlich sind allerdings Stacheln im Boden und Lava - hier heißt es immer, das Level wieder von vorn beginnen. Und getrödelt werden darf auch nicht, pro Level haben wir maximal vier Minuten Zeit, sonst wird uns auch dafür das Lebenslicht ausgeblasen.

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Der Schwierigkeitsgrad es ziemlich hoch und steigert sich in jedem geheimen Zusatzlevel noch einmal erheblich.

Der Umfang ist zunächst sicherlich der größte Schwachpunkt, denn für einen Preis von neun Euro im Nintendo Eshop erwarten wir eher um die 40 Level. Allerdings ist Mutant Mudds so schwer, dass wir trotz des scheinbar geringen Umfangs wohl trotzdem mindestens fünf bis acht Stunden damit beschäftigt sein werden - wahrscheinlich sogar eher mehr. Es gibt Plattformen, die nur kurz sichtbar sind und dann wieder verschwinden. Manche Gegner schießen auf uns oder werfen Bomben. Manchmal passiert uns auch einfach nur ein dummes Missgeschick, welches dann aber eben trotzdem eines der drei kostbaren Herzen reduziert.

Leben stehen uns allerdings unendlich viele zur Verfügung - ein einmal erreichtes Ziel bleibt für immer erhalten. Gleiches gilt für die Kristalle, von denen in jedem regulärem Level 100 verteilt sind. Wer genug Kristalle sammelt, kann sich aussuchen, ob er entweder eine stärkere Waffe oder ein verbessertes Jetpack benutzen möchte. Mit diesen Extras wird das Spiel dann etwas leichter. Viele der angesprochenen Zusatzlevel profitieren davon wiederum nicht. Denn oft wird das entsprechende Extra benötigt, um dieses überhaupt betreten zu können. Das Level selbst kehrt dann die Stärke um und erhöht den Schwierigkeitsgrad in einem Bereich, in dem das jeweils andere Extra hilfreich wäre.

Immer und immer wieder spielen wir die Level, lernen sie auswendig, üben und versuchen, irgendwie zu überleben. Mutant Mudds ist verdammt schwer und es kommt oft auf den richtigen Zeitpunkt am, in dem wir in eine Sprungpassage einsteigen. Wir werden vermutlich unseren Helden fats so oft sterben sehen wie in VVVVVV, auch wenn dieser Indie-Titel sich eher einen Spaß aus dem regelmäßigen Scheitern gemacht hat. Da ist Mutant Mudds trotz der knuddeligen Grafik etwas ernsthafter. Und weil der Schwierigkeitsgrad ganz im Stil der Mega Man-Spiele ist, sind wir damit letztendlich trotzdem eine ganze Weile beschäftigt.

Wer sich in Mutant Mudds auf den ersten Blick verliebt, wird sehr wahrscheinlich dennoch mit dem relativ hohen Preis hadern und an vielen Stellen unsicher sein, ob sich das Spiel wirklich lohnt. Apple hat uns mit den günstigen Preismodellen im App Store ganz schön den Kopf verdreht. Aber Mutant Mudds gibt all jenen, die etwas mit dieser Art von Plattformern anfangen können, so viel in so guter Qualität. Es bleibt das wohlige, warme Gefühl, endlich mal wieder eine echte Herausforderung zu erleben. Und das vielleicht auch für länger. Vielleicht auch für immer.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
forderndes Jump'n'Run mit einer großen Portion Retro-Charme
-
Schwierigkeitsgrad ist ziemlich hoch, recht teuer
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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