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I am Setsuna

I am Setsuna

Nostalgie ist eines der Gefühle, die das winterliche Rollenspiel hervorruft - es ist übrigens ein gar wunderbares Werk.

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I am Setsuna ist ein Oldschool-JRPG aus dem Hause Square Enix, das Fans in nostalgisches Koma versetzen könnte. Der Einfluss von Chrono Trigger und dem klassischen Final Fantasy ist offensichtlich, aber es bringt auch Innovation in das ebenso beliebte wie bewährte Genre. Der Titel ist das erste Spiel der Tokyo RPG Factory, jenem neugegründeten Studio von Square Enix, das japanische Rollenspiele im Stil der goldenen Ära des Genres entwickeln soll.

Die ergreifende und fesselnde Geschichte von I am Setsuna wird durch Textblasen präsentiert und handelt von Liebe, Verlust und Verrat. Die Geschichte folgt der jungen und liebenswerten Setsuna, die von ihrem Dorf als Opfer für die Dämonen des Landes auserwählt wurde. Mit ihren Beschützern reist sie zum Ort der Opferung und muss gegen monströse Kreaturen kämpfen, die drohen, die Reise scheitern zu lassen. Die düstere Geschichte hat einen die ganze Zeit fest im Griff, während man versucht herauszufinden, wie die noble Reise von Setsuna wohl enden mag.

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Der Sound fängt das ganze Spektrum an Emotionen ein - von der Intensität der Kämpfe bis zu dem traugigen Unterton der Story.
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Man fühlt sich wie in einer übergroßen Schneekugel. Setsuna spielt in einer Welt ohne Namen, die von einem ewigen Winter heimgesucht wird. Die verschneite und eisige Umgebung macht es zu mehr als einem schlichten Nostalgie-Trip und unterscheidet es von jenen Titeln, die mehr und unterschiedlichere Landschaften und Umgebungen bieten. Die frostigen Ebenen passen gut zur düsteren Stimmung und es herrscht eine bittere Traurigkeit. Wir besuchen vereiste Höhlen, von Schneestürmen umwehte Berge und mysteriöse Hütten. Optisch ist das Spiel ohne jeden Zweifel charmant und die dynamische Farbpalette und Ästhetik, besonders die der Charaktermodelle, erinnern an die Ära der ersten Playstation.

Erwähnenswert ist auch der bezaubernde Soundtrack, der fast ausschließlich auf dem Klavier eingespielt wurde. Der minimalistische Ansatz passt hervorragend zur Spielerfahrung und gibt den Figuren etwas spezielles. Der Sound fängt das ganze Spektrum an Emotionen ein - von der Intensität der Kämpfe bis zu dem traugigen Unterton der Story. Obwohl die Tracks gut zur Spielerfahrung passen, hätten manche Abschnitte (besonders die Siegmelodien nach den Kämpfen) etwas mehr Variation vertragen können, da die Wirkung nach mehrmaligem Hören doch stark nachlässt.

Die Kämpfe erinnern an Chrono Trigger - auch hier kämpfen drei Helden in taktischen, rundenbasierten Kämpfen gegen Scharen von Monstern. Man kann wählen, ob man einen Gegenstand, einen Angriff oder eine Spezialfähigkeit einsetzen will, wenn ihr Balken gefüllt ist. Es gibt noch einen zweiten Balken, über den der Momentum-Modus ausgelöst wird, der bei effektivem Einsatz mehr Schaden und magische Kräfte bringt. Um den Momentum-Modus zu nutzen, muss man genau dann die Quadrattaste drücken, wenn der Balken anfängt zu blinken.

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Das ganze Design der Gegner ist sehr erfinderisch, trotzdem sind manche nur Variationen von Feinden, denen man schon früher begegnet ist.

Spiritnite (die man bei magischen Händlern herstellen kann) sind spezielle Attacken und Fähigkeiten, die Mana verbrauchen. Sie können mit den Attacken der Verbündeten zu mächtigen, spielverändernden Kombinationen verknüpft werden. Man kann auch Unterstützungs-Spiritnite ausrüsten, die die Spielfigur passiv unterstützen und nicht-elementare Angriffe verstärken können. Ähnlich funktionieren auch die Talismane. Sie können unterschiedlichste Effekte haben, etwa das Sichtbarmachen des gegnerischen Gesundheitsbalken oder das Erhöhen der kritischen Trefferquote.

In der Hitze der Kämpfe bewegen sich die Monster über das Schlachtfeld und lassen Attacken zu, die mehrere Feinde gleichzeitig treffen können. Es ist wichtig, den Aufenthaltsort der Helden im Auge zu behalten, denn die Feinde haben ähnliche Fähigkeiten und sogar Selbstzerstörungsangriffe, die bei allen in ihrem Radius ernsthaften Schaden verursachen. Das ganze Design der Gegner ist sehr erfinderisch, trotzdem sind manche nur Variationen von Feinden, denen man schon früher begegnet ist. Auch wenn diese Gegner ihre eigenen einzigartigen Angriffe besitzen, hat man trotzdem das Gefühl, die Entwickler waren hier etwas faul.

Das Kampf-System ermuntert zu Variationen, denn die Feinde lassen verschiedene Dinge fallen, wenn sie auf unterschiedliche Weise besiegt wurden. Man kann sich also nicht nur auf seine Lieblingskombo verlassen, wenn man gerne ein spezielles Spiritnite herstellen möchte, da man sonst nicht die benötigten Zutaten erhält. Man trifft auch auf Monster, die durch die Spiritnite mutiert sind und noch mächtiger sind als ihre normalen Gegenstücke. Diese Monster haben mächtige Attacken und sind schwer zu besiegen, aber belohnen uns im Erfolgsfall mit vielen Gegenständen.

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Völlig untypisch für ein JRPG gibt es in I am Setsuna keine Nebenquests - der Fokus liegt komplett auf der Story.

Im Hauptmenü findet man die Schneechroniken, ein nützliches interaktives Journal, über alles was man bisher auf seiner Reise entdeckt hat. Hier finden sich Illustrationen und detaillierte Texte über alles in der Spielwelt - einschließlich Waffen, Feinden und Orten. Es gibt eine knappe Zusammenfassung der Story und Details über die Gegenstände, die wir noch von bestimmten Feinden bekommen müssen. Eigentlich nur eine Kleinigkeit, die aber die Spielerfahrung noch weiter verbessert und für Tiefgang sorgt, ohne dass man sich durch externe Wikis lesen muss.

Völlig untypisch für ein JRPG gibt es in I am Setsuna keine Nebenquests - der Fokus liegt komplett auf der Story. Auch wenn es für mehr Variation gesorgt hätte - eine mutige Entscheidung, denn vermutlich hätten diese Aufgaben nur das Gefühl der Dringlichkeit von Setsunas Reise zerstört. Nach dem Beenden des Spiels kann man nur zum letzten Speicherpunkt zurückkehren - es gibt kein Endgame oder New Game+. Das mag enttäuschend klingen, aber ich hatte das Gefühl, das Spiel wurde perfekt aufgelöst und für den Preis sind bis zu 15 Stunden Spielzeit auch völlig in Ordnung.

Mit I am Setsuna ist Toyko RPG Studio eine Spielerfahrung gelungen, die sich eher wie ein verlorengegangener JRPG-Klassiker anfühlt und nicht so sehr wie eine moderne Überarbeitung. Auch wenn es sich nicht zu weit von Chrono Trigger oder Final Fantasy abhebt, besticht es doch durch sein schneebedecktes Setting und den minimalistischen Soundtrack. Auch wenn es einige triviale Kritikpunkte gibt, ist I am Setsuna eine empfehlenswertes Abenteuer, sogar für jene, die die Glanzzeit des Genre verpasst haben.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
minimalistischer Soundtrack, Schnee-Setting, schlichtes aber spannendes Kampfsystem, schön konstruierte STory
-
Gegnerdesign zu einseitig, Soundtrack kann nerven, keine Endgame-Inhalte
overall score
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KRITIK. Von Kieran Harris

Nostalgie ist eines der Gefühle, die das winterliche Rollenspiel hervorruft - es ist übrigens ein gar wunderbares Werk.



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