Trials of the Blood Dragon

Ich liebe die Trials-Serie. Sie ist seit vielen Jahren mein Favorit und ist mit jedem Spiel besser geworden. Die Serie ist das perfekte Beispiel für ein Spiel, das man leicht erlernen, aber nur sehr schwer wirklich meistern kann. Ich habe Stunden damit verbracht, meine Techniken auf den schwersten Extrem-Tracks zu verfeinern, nur um fehlerfrei ein paar Sekunden herauszufahren. Ich hatte meinen Spaß mit unendlich vielen Meisterwerken anderer Spieler, die mit dem Leveleditor kreiert wurden. Trials ist die Serie, bei der ich blind jeden neuen Teil gekauft habe, weil ich mir sicher sein konnte, ein echtes Premium-Spiel zu bekommen. Nun, das war es dann mit diesem Trend.

Es hat sich herausgestellt, dass Trials of the Blood Dragon nicht annähernd die Qualität der anderen Spiele erreicht. Ich bin - ehrlich gesagt - geschockt. Solange man auf dem Bike sitzen darf, ist alles in Ordnung und man bekommt ein Spiel mit präziser Steuerung sowie modernem Gameplay. Und selbst, wenn die Level nie wirklich besser sind als die besten aus Trials Fusion oder Trials Evolution, so sind doch viele von ihnen wirklich unterhaltsam.

Die Probleme tauchen auf, wenn man gezwungen wird, vom Motorrad abzusteigen, was leider während der 28 Level relativ häufig vorkommt. Für einen etwas niedrigeren Preis als Trials Fusion kostet erhält man nicht mal 30 Level. Nur mal zu Vergleich: Trials Fusion wartet mit 58 Tracks auf - die zehntausende selbst erstellten Tracks der Community mal nicht mitgezählt. Ein schlechtes Geschäft also, aber ich wäre damit klargekommen, wenn diese 28 Level dann wenigstens abgeliefert hätten. Leider machen sie leider genau das eben nicht und dadurch steht das ganze Paket kurz davor, zu einer Beleidigung zu werden.

Die Level ohne das Motorrad ähneln einem traditionellen Jump'n'Run - man bewegt sich in zwei Dimensionen, ballert und springt. Eigentlich völlig okay, aber die Ausführung hat nichts mehr mit Spielen aus dem Jahr 2016 zu tun. Das hier etwa mit Rayman Origins zu vergleichen, wäre einfach eine Beleidigung. Die Hüpfpassagen fühlen sich an wie etwas, das ein Fan mit dem Editor aus Trials Fusion zusammengeschustert hat - und ich meine damit nicht einen der Typen, die einen großartigen Level gebaut haben. Nein, ich meine die andere Sorte von Leuten, die halbfertige Level ohne jede Finesse teilen. Besonders in einem Level war ich kurz davor, meinen Controller aus dem Fenster zu werfen. Meine Aufgabe war es, eine Bombe durch das Level zu transportieren - erst mit einem Anhänger hinter meiner Maschine, dann mit einem Jetpack. Das hört sich großartig an, ist es aber nicht, wenn Steuerung, Mechanik und Physik ständig gegen einen sind.

Als Resultat quält man sich durch diese Level und hofft inständig, dass der nächste wieder ein Bike-Track wird. Das kleine bisschen Herausforderung wird nur durch die unpräzise Steuerung erzeugt und nicht durch einen echten Schwierigkeitsgrad. Trials of the Blood Dragon ist einfach nicht gut genug. So einfach ist das.

Das einzig schöne an den Jump'n'Run-Leveln ist, dass man manchmal seine Knarre behalten darf, wenn man auf seine Kiste steigt. Vom Motorrad aus auf die Gegner zu schießen, es gibt dem Spiel eine neue Dimension. Auf manchen Strecken muss man einen nützlichen Enterhaken einsetzen, um große Abgründe zu überwinden. Wäre Red Lynx doch nur bei diesen Features geblieben, dann wäre das Spiel um einiges besser geworden. Oder sie hätten wenigstens mehr Strecken einbauen sollen oder gleich den Preis senken.

Im Gegensatz zu den anderen Trials-Spielen hat Trials of the Blood Dragon dafür eine Hintergrundgeschichte. Der Plot ist nicht tiefgängig, aber er funktioniert. Man wechselt zwischen zwei Kids, die irgendwie zu Cyber-Soldaten geworden sind und die für Ehre und Ruhm im 4. Vietnamkrieg der Vereinigten Staaten kämpfen. Das Spiel ist vollgepackt mit Humor und Referenzen an die 1980er, auch wenn es in einer fiktiven und übertriebenen Zukunft spielt. Nicht alle Jokes sind Volltreffer, aber man muss schon immer wieder mal schmunzeln, besonders wenn sich die Entwickler über den amerikanischen Patriotismus lustig machen.

Trials of the Blood Dragon liefert am Ende eine Handvoll ordentlicher Srecken und ein paar amüsante Witze - der Rest des Spiels ist eine Katastrophe. Es ist wirklich schön, dass Red Lynx mal etwas anderes ausprobieren wollte, aber es reicht einfach nicht, etwas so schlichtes zusammenzuschustern. Der Kontrast zwischen den richtigen Trials-Tracks und den Jump'n'Run-Passagen ist lachhaft und es wird Zeit, dass die Entwickler sich, ihre Serie und die Fans wieder ernst nehmen. Mit der Awesome Level Max-Erweiterung haben sie einen Trend gestartet, bei dem Albernheit vor gutem Gameplay steht und die Spirale dreht sich mit Trials of the Blood Dragon weiter nach unten. Also, liebe Entwickler: Raus aus dem Treibsand, bevor es zu spät ist. Die Trials-Reihe hat etwas besseres verdient.