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Metroid: Other M

Metroid: Other M

Das Team der Ninja Gaiden-Spiele hat sich Nintendos klassischer Metroid-Serie angenommen und als Konsequenz hat ein beeindruckter Redakteur lilafarbene Bösewichte mit einem Gewehr im Arm gejagt.

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Super Metroid ist tatsächlich eines meiner Lieblingsspiele. Ich vergesse oft, das Spiel zu erwähnen, trotz meiner großen Liebe zu dessen Konzept und vielen richtig herrlichen Spielmomenten. Außerdem war ich es, der Metroid Prime, diesem durch und durch genialen Neustart der superklassischen Nintendo-Spielserie von den Retro Studios, die Höchstnote von Gamereactor verliehen hatte. Es war erst gar nicht geplant, dass ich Metroid: Other M rezensiere. Aber weil das Spiel gestern erst spät abends ankam und mir spontan ganz danach war, eine Nacht mit Samus zu verbringen, war ich es wieder einmal, der den rot-gelben Raumanzug angezogen hat.

Während die Metroid Prime-Serie zeitlich vor dem NES-Original angesiedelt ist, spielt Metroid: Other M nach den Geschehnissen in Super Metroid. Es geht mit einer richtig schönen, vorgerenderten Filmsequenz los, in der Samus fieberhaft gegen eine schleimige Mother Brain kämpft. Tecmo lädt die Fans zu einer echt gut animierten Version der Schlusssequenz aus Super Metroid ein, in der Samus schlussendlich Mother Brain besiegt und den Planeten Zebes in die Luft sprengt.

Samus wacht auf einem Schlachtschiff der Föderation auf, benommen und ramponiert von den Kampfhandlungen auf Zebes. Kurz danach trifft sie sich mit Soldaten von ihrem alten Arbeitgeber, um ein SOS-Signal zu untersuchen, das von einem in der Nähe gestrandeten Schiff kommt.

Metroid: Other M
Ein Schleimklumpen aus der Egoperspektive betrachtet. Ausweichen kann man seinen Attacken in dieser Perspektive leider nicht.
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Der Anfang von Metroid: Other M ist nicht weiter toll, trotz der superhübschen Filmsequenz. Samus redet jetzt mit ihrer neuen Stimme in einer Tour, sieht aus wie ein Idiot aus einem beliebigen Dead or Alive-Spiel und die mystische Aura um die coolste Kopfgeldjägerin der Galaxie ist absolut verschwunden. Tecmo hat effektiv daran gearbeitet, die Blase zu zerlöchern, die Samus eigentliche Persönlichkeit bislang stets vor den Spielern geschützt hat. Ich hätte nie gedacht, dass dies etwas Negatives sein könnte, aber in diesem Fall macht es einfach alles kaputt.

Ich habe seit der Grundschule die Tatsache geliebt, dass ich nie richtig gewusst hab, wer die Person unter der Rüstung eigentlich ist. Samus hat immer ihr Handeln für sich sprechen lassen und die Entscheidung von Nintendo, sie nie reden zu lassen, haben ich und viele Fans auf der ganzen Welt sehr geschätzt. Und genau dies hat Tecmo nun geändert.

Samus und ihre albernen Kameraden labern jetzt ununterbrochen. Die Dialoge erinnern an billige B-Movie-Action und die Filmsequenzen, die mit der Engine des Spiels gerendert sind, fühlen sich albern an. Man hat schnell genug von lächerlichen Dialogen und schlechter Logik und will eigentlich nur ausschalten. Zum Glück geht das Spiel relativ schnell los und ich kann an anderes denken, als an schlechte Synchronisationen.

Metroid: Other M
Samus packt die größeren Gegner gerne auch mal an der Gurgel...
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Was das Spiel selbst betrifft, ist Metroid: Other M gut. Tecmo mischt 2D-Action mit einem 3D-Egoshooter und diese Kombination fühlt sich gelungen an. Es ist ebenso ein Flirt mit den Fans von NES- und Super Nintendo-Spielen wie auch eine Huldigung der herrlichen Prime-Titel der Retro Studios. Meistens funktioniert diese Mischung hervorragend und die Kämpfe gegen die schleimigen Weltraummonster laufen gut.

Samus wird (zum Glück) nur mit der Wiimote gesteuert, genau wie im Originalspiel oder im Super Nintendo-Abenteuer. Die Kamera wird automatisch gesteuert und wechselt zwischen seitenscrollender Plattformparty mit rotzgrünen Plasmafluten, dem Hüpfen mit krasser Spieltiefe und arenakampfartigen Bossfights hin und her. Wenn und wann auch immer man will, kann man in die Egoperspektive wechseln und genau wie schon früher die Spielwelt durch Samus' grünleuchtendes Visier betrachten.

Leider hat Tecmo es so angelegt, dass man sich nicht bewegen kann, während man durch Samus' eigene Augen schaut. Das macht diese Perspektive letztendlich total sinnentleert. Wenn man zum Beispiel mal während eines Feuergefechts zwischen der Third-Person und Egoperspektive wechselt, kann das für die langbeinige Heldin einen schnellen und sinnlosen Tod bedeuten, weil man sich weder ducken darf, noch springen oder zur Seite treten kann, wenn die Feinde ihre hell-lilafarbenen Tentakel auf Samus abfeuern.

Genau wie in einigen der früheren Metroid-Spiele fängt das Abenteuer so an, dass Samus ihre ganzen Eigenschaften und Fähigkeiten nutzen darf. Diese wird sie dann aber schnell los und muss sich wie üblich raus auf die Jagd begeben, um im Laufe des Abenteuers ihre Spezialitäten wiederzuentdecken und ihren Kultklassiker an Weltraumrüstung upzugraden.

Metroid: Other M
Draußen sieht es hübsch aus, auch wenn manche der Texturen etwas schwach auf der Brust sind.

Das Tempo in Tecmos Metroid-Version lässt fast nie nach. Im Unterschied zu Metroid Prime oder Metroid Fusion gibt es hier fast gar keine Puzzle, sondern beinahe nur temporeiche Feuergefechte mit diesen eidechsenähnlichen, intergalaktischen Kreaturen. Metroid: Other M fühlt sich bedeutend leichter an als zum Beispiel Metroid Prime und Super Metroid, und viele Level laufen wie am Schnürchen. Manche Bosse erfordern ein wenig Strategie (genau wie in den Ninja Gaiden-Spielen), aber im Großen und Ganzen liegt der Fokus auf leichter Action für eine breite Zielgruppe.

Allerdings ist es leider zu kurz. Viel zu kurz. Ich habe das gesamte Metroid: Other M-Spiel in sechs Stunden und vierzig Minuten durchgespielt und das ist knapp ein Drittel der Zeit, die ich für Metroid Prime gebraucht habe. So gesehen, und im Hinblick darauf, wie leicht verdaulich sich die eigentlichen Actionmomente anfühlen, erscheint Metroid: Other M eher wie ein Appetithäppchen für das einmalige, großartige Metroid-Meisterwerk, auf das ich seit dem ersten Metroid Prime warte.

Was den audiovisuellen Part anbelangt, ist Metroid: Other M eines der schöneren Wii-Spiele, aber es ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Das Design ist gut, solange es all die Umgebungen betrifft, in denen sich Samus bewegt. Auch die fantasievollen, feindlichen Kreaturen überzeugen. Die Soldaten der Galaktischen Föderation und die Frisur von Samus sind allerdings ziemlich übel gemacht und kommen eher wie die Parodie einer schlechten 80er Jahre Sci-Fi-Serie rüber.

Metroid: Other M
Heute mal im Sidescrollmodus unterwegs, in den Samus automatisch wechselt, wenn das Spiel es so will.

Rein technisch ist Metroid: Other M jedoch beeindruckend. Die Effekte sind wirklich schön, die Grafik läuft glatt wie Seide und es gibt so gut wie keine Ladezeiten. Die Texturqualität ist manchmal etwas bleich und die Lichteffekte fühlen sich oft platt an, aber dabei muss man berücksichtigen, dass die Hardware in der Wii inzwischen uralt ist.

Auch die Tonqualität ist gut, selbst wenn die Dialoge (wie gesagt) kitschig und wie aus schlechten B-Movies sind, diesen Part will ich am liebsten ganz schnell vergessen. Die Musik ist eine schöne Mischung aus herrlichen Metroid-Remixes und sie wird dynamisch und schlau eingesetzt, um das, was auf dem Bildschirm passiert, zu verstärken.

Schlussendlich ist Metroid: Other M ein gutes Actionspiel, das Samus in eine etwas andere Richtung bringt. Die Actionpassagen sind ultraschnell und die Spielkontrolle ist gut. Aber es gibt eine Menge Störmomente, über die ich dennoch nicht hinwegsehen mag. Die Story ist flach und es ist richtig traurig, dass Tecmo das Mysterium um Samus' Charakter zerstört hat, ebenso wie das Geheimnis um Metroid als Ganzes. Abgesehen davon ist dies jedoch ein schöner kleiner Abstecher vor weiteren Abenteuern mit der coolsten Braut der Galaxis.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Gute Spielkontrolle, gute Umgebungsvariation, nette Musik, hübsche Grafik, cooles Design, krasse Bosse
-
etwas holperige Kamera, erbärmliche Dialoge, viel zu kurz
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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