Der Daumen mag krampfen, aber Aufhören geht jetzt nicht! Nicht so kurz vor dem Ziel. Das hektische Hämmern auf der A-Taste wird immer intensiver. Langsam aber sicher ziehe ich vorbei an meinem Gegner. Es ist ein unglaubliches, brennendes Gefühl im Daumen, als ich mich über die Ziellinie brülle. Das Olympia-Gold ist mein. Mein!
Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Rio 2016 also. Frühere Ausgaben haben nicht die Welt verändert mit ihrer Qualität, aber egal. Zuerst zocke ich mal die 3DS-Version des Spiels und werde gleich zur Einführung gebeten, einen Mii und ein Land zu wählen. Dann stehen vier Modi zur Auswahl: Road to Rio, Taschen-Marathon, Quick Play und Versus-Modus. Na, dann mal ab nach Rio...
Der Modus ist eine Art Karriere- oder Story-Modus. Dann eine weitere schwierige Entscheidung: Treten wir für Mario oder Sonic an? Sobald diese höchst politische Wahl getroffen ist, kann das Olympia-Abenteuer beginnen. In einem Miniatur-Rio als Hub gibt es verschiedene Trainingsveranstaltungen, Wettbewerbe und Übungen. Absolvieren wir etwas davon, gibt es Erfahrungspunkte und Äpfel, die fruchtige Währung des Spiels. Mit den Früchten können wir verschiedene Outfits kaufen. Die bringen nun Vorteile bei bestimmten Ereignissen, während die gesammelten Erfahrung bestimmt, welche Kleidungsstücke man überhaupt anziehen darf. In vielerlei Hinsicht ist das hier die Vorbereitung für die 14 olympischen Veranstaltungen in den anderen Modi.
Das schnelle Spiel einzelner Events ist die Hauptattraktion von Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Rio 2016. Dieser Modus bietet eine Vielzahl von olympischen Sportarten von unterschiedlicher Qualität. Ein gemeinsames Thema ist, dass sie für einen Moment oder zwei unterhaltsam sind, dann aber schnell langweilig werden primär aufgrund der simplen Spielmechanik. Das Problem ist, dass die Auswahl zu breit ist und als Ergebnis die Spieltiefe fehlt. Die einzige Herausforderung in vielen Veranstaltungen ist es, so schnell wie möglich auf eine Taste zu hämmern. Manchmal wird man zum Einsatz des Stylus gezwungen, was leider kaum sinnvoll klappt.
Bei jeder Veranstaltung sind nur fünf spielbare Charaktere verfügbar. Zum Beispiel können wir nur als Mario, Yoshi, Sonic, Daisy oder Shadow eine Runde Fußball spielen. Das ist eine seltsame Entscheidung, es kommt tatsächlich rüber wie eine ziemlich dumme Entscheidung fauler Entwicklern. Darüber hinaus ist die Künstliche Intelligenz ziemlich schwach, kann kaum eine angemessene Herausforderung im direkten Duell bieten. Bei den Fußballspielen wird das Scheitern am offensichtlichsten deutlich. Viele Male stehen die Gegner starr und passiv rum, während ich an ihnen vorbei laufe.
Beim schnellen Spiel tritt man gegen sich selbst an mit dem Ziel, Zeiten und Ergebnisse und verbessern und die olympische Goldmedaille in allen Veranstaltungen zu gewinnen. In dem Bemühen, die Attraktivität des Spiels zu verlängern, gibt es thematische Variationen, die sich jeweils auf Mario oder Sonic konzentrieren. Die Spielmechaniken bleiben jedoch im Grunde identisch und tun nicht viel dafür, die allgemeine Erfahrung zu verbessern. Der Versus-Modus hätte die Rettung sein können, ist aber eine Enttäuschung. Hier sind alle integrierten olympischen Disziplinen als Mini-Spiele aufgebaut, bei denen vier Spieler um die Goldmedaille konkurrieren.
Das bei Mario Party geklaute Konzept hätte zünden können, klappt aber nicht. Außerdem gibt es keinen Onlinemodus. Um den Multiplayer überhaupt genießen zu können, ist es erforderlich, drei Freunde mit eigenen 3DS-Konsolen zu treffen. Die Tatsache, dass es für den 3DS nur einen lokalen Multiplayer gibt, ist wirklich eine Schande in der heutigen Zeit. Dieses Spiel schreit nach einem Onlinemodus.
Wer den 3DS regelmäßig rumschleppt, mag Gefallen am Taschen-Marathon finden. Dieser Modus funktioniert wie ein Pedometer, wobei das finale Ziel eine voller Marathon zu Fuß über 42 Kilometer Distanz ist. Man kann auf dem Weg verschiedene Meilensteine erreichen und wird mit Gegenständen belohnt, die an anderer Stelle im Spiel verwendet werden können. Eine nette Idee, aber es fügt wenig in Bezug auf Spielbarkeit und Interaktion hinzu. Und es erfordert, dass man den 3DS für unglaubliche 42 Kilometer mit sich rumträgt.
Rein visuell ist Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen: Rio 2016 wirklich schön. Die Grafik ist bunt und sie bietet die typischen Nintendo-Wärme. Die hochenergetische Musik hilft dabei, die Spannung in den verschiedenen Wettbewerben zu erhöhen, aber es ist nicht genug. Mario & Sonic bietet ein Konzept, das sowohl unterhaltsam und einnehmend hätte sein können. Aber die angesprochenen Mängel verhindern, dass das Spiel auf dem Podium landet.