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Final Fantasy: Explorers

Final Fantasy: Explorers

Ein echter Fan von Final Fantasy hat sich auf die Reise gemacht in den Actionrollenspiel-Ableger der ehrwürdigen Serie. Glücklich wurde er nicht...

Ich würde vermuten, ich bin einer der größten Fans von Final Fantasy im Gamereactor-Netzwerk bin. Wohl auch deshalb war ich mit hohen Erwartungen vollgestopft, als ich die kleine Cartridge von Final Fantasy: Explorers in meinem Nintendo 3DS XL schob. Ich hoffte in meinem gemütlichen Bett auf ein großes Abenteuer. Aber ich habe nichts in dieser Art erhalten. Zuerst musste ich ellenlange Anweisungen lesen, und dann mehr und mehr und mehr. Ich fing an, ein wenig zu schwitzen und erkannte, dass ich mir das unmöglich würde merken können.

Glücklicherweise endet die Textwüste zumindest ein wenig an jenem Punkt, als die Trainingsmission spielbar wird. Spontan fühlt sich das gut an, bevor ich in die erste Stadt zurückgeschickt werde, die anfangs als zentrale Drehscheibe für weitere Aktivitäten dient. Dennoch habe ich lange Zeit kein Spiel mehr erlebt, das so aktiv versucht, mich durch das Füttern mit mehr Text, mehr Anweisungen und längeren Menüaufenthalten vom Spielen abzuhalten. So startet man einfach kein Abenteuer.

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Final Fantasy: ExplorersFinal Fantasy: Explorers
Die allgemeine Geschichte ist nie wirklich mehr als Kulisse für das Spielerlebnis.

Final Fantasy: Explorers ist aber eigentlich ein Actionrollenspiel, das überhaupt nicht dem ähnelt, was wir Fans von der klassischen RPG-Serie erwarten. Es ist mehr Monster Hunter als Final Fantasy. Die allgemeine Geschichte ist nie wirklich mehr als Kulisse für das Spielerlebnis. Unsere Aufgabe selbst ist schlicht: Mehr Ausrüstung finden und hochleveln. Das mag nicht so bemerkenswert klingen, aber mehr mal abhängig von Phantasy Star Online war, der weiß, wie unglaublich süchtig diese einfache Formel machen kann.

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Bleiben wir mal kurz bei Phantasy Star Online und dessen fantastischem Gameplay. Was man dort auch tat, es hat schlicht Spaß gemacht. Die Bossgegner wollte man immer und immer wieder verprügeln, es war nie langweilig und die wenigen Level des Spiels fühlten sich dennoch irgendwie nie alt an. Daher ist der einzige Faktor, der letztlich bestimmt, wie gut ein Actionrollenspiel wie Final Fantasy: Explorers auf Dauer ist, wie viel man es spielen will. Ganz egal, wie sehr ich Luftschiffe, Kristalle und all die anderen Serien-Ikonen mag.

Nachdem ich meine Spielfigur mit dem eher begrenzt Editor erstellt habe, lande ich in Libertas. Es ist ein kleines Dorf, das der Dreh- und Angelpunkt des Spiels ist. Wir kaufen und verkaufen Ausrüstung, lesen mehr Anweisungen, übernehmen Missionen und treffen andere Abenteurer. Meistens handelt unsere Mission davon, eine bestimmte Anzahl von Monstern zu töten oder Ressourcen zu sammeln, die ohnehin jeder braucht. Dieses Konzept bleibt während des gesamten Abenteuers intakt. Wir arbeiten uns durch Angriffskombos und sammeln Beute. Immer und immer wieder.

Final Fantasy: ExplorersFinal Fantasy: Explorers
Wir können uns jederzeit in die Welt hinauswagen, um neue Gebiete zu erkunden.

Wir können uns jederzeit in die Welt hinauswagen, um neue Gebiete zu erkunden. Eine frühe Mission etwa ließ mich eine spezielle Attacke durchführen, was mir aber nicht ganz gelingen wollte. Mir gingen dann quasi die Feinde aus und ich entschied mich, einfach auf Entdeckungsreise zu gehen, sah mich dann aber mit viel zu starkem Widerstand konfrontiert. Nach dem Passieren einer riesigen Ebene und einen Wald erreichte ich einen Strand mit Feinden, die ich mit meiner noch schwachen Figur noch so gerade handhaben konnte. Ist ein Auftrag abgeschlossen, bleibt einem übrigens gerade mal eine Minute um einzusacken, was man noch einsacken möchte als Belohnung, bevor man wieder nach Libertas gebeamt wird, um Zeug zu sortieren, zu verkaufen und neue Herausforderungen anzunehmen.

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Um genau das geht es im Grunde in diesem Spiel. Das wäre kein Problem sein, wenn es Spaß machen würde und man sich ständig belohnt fühlen würde. Square Enix hat sich jedoch so sehr damit beschäftigt, Monster Hunter zu kopieren, dass sie darüber vergessen haben, ihrem Spiel etwas Einzigartiges hinzuzufügen. Zum Beispiel etwas eigene Persönlichkeit. Es gibt zwar viel Variationen des alten Final Fantasy-Themas in der Hoffnung, dass es für die Fans genug wäre. Allerdings wirkt das gesamte Spiel ein bisschen gestresst und - viel schlimmer - es ist nie wirklich spannend zu spielen.

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Die Kämpfe sind eintönig und das epische Gefühl und die Liebe eines Final Fantasy fehlen einfach.

Eines der größten Probleme ist, dass dies ein Spiel ist, das ziemlich stark auf den Vorteil des zweiten Analogsticks setzt. Leider habe ich keinen neuen Nintendo 3DS und war darum permanent damit beschäftigt, per Schultertaste die Kamera zu zentrieren, die aber leider auch den Kompass steuert und darum extrem die Navigation behindert. Zum ersten Mal seit Kid Icarus: Uprising musste ich meine Circle Pad Pro nutzen, dass irgendwo im Icarus-Karton lagerte, den ich lange suchen musste. Danach hatte ich ein wesentliche angenehmeres Spielerlebnis. Wer keine dieser beiden Lösungen realisieren kann, dem kann man dieses Spiel kaum von ganzem Herzen empfehlen. Square Enix scheint das Problem zu kennen und sie haben es gelöst, indem sie ständig Hinweise auf den richtigen Weg liefern. Das ist aber auch eine Variante, die völlig den Spaß aus der Erkundung saugt.

Die Spielwelt ist leider erstaunlich ereignislos. Monster Hunter macht während des Spielens oft wirklich Spaß und ist zudem spannend gerade in den schweren Bosskämpfen. Final Fantasy: Explorers aber bietet nie dieses Gefühl, wenn man in den etwas langweiligen Leveln mit bis zu drei anderen Abenteurern herumspaziert. Die Kämpfe sind eintönig und das epische Gefühl und die Liebe eines Final Fantasy fehlen einfach. Nichts, was man macht im Spiel scheint irgendeine Bedeutung zu haben. Es ist nie wirklich schlecht, aber auch nie wirklich gut. Das ist einer dieser Klassiker, wo ein feines Konzept einer mittelmäßigen Ausführung zum Opfer gefallen ist.

Immerhin hat man noch Final Fantasy, wobei Final Fantasy: Explorers einfach nicht das geworden ist, was ich mir als Fan erhofft habe. Sicherlich ist es ein kompetentes und ereignisreiches Abenteuer mit viel für diejenigen, die sich die Mühe machen, alle Funktionen zu lernen, die einem die zahllosen und ausschweifenden Informationsboxen anbieten. Aber am Ende fehlt diesem Spiel einfach eine "Seele".

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
fantastisches Job-System, gute Musik, viel zu tun, klassische Final Fantasy-Funktionen, unterstützt Koop lokal und online
-
nervige Kamera, ereignislose Spielwelt, überbordende Instruktionen, ohne Seele
overall score
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