Es ist ein bisschen seltsam, dass wir ein neues Spiel im Universum von Homeworld bekommen. Es ist schon so lange, dass das Original im September 1999 veröffentlicht wurde und damals war der Hype enorm. Es gab einen großen Rummel und das Spiel selbst konnte dem sicherlich gerecht werden. Nach der Veröffentlichung von Homeworld 2 aber verschwand die Reihe von der Bildfläche. Die Rechte verblieben bei Vivendi, während Entwickler Relic Entertainment von THQ gekauft wurde. Später erwarb der Publisher zwar die Rechte, aber es passierte weiterhin nichts.
Es war eine ziemlich seltsame Situation. Obwohl die Reihe eine so treue Fangemeinde hatte, ist ein Jahrzehnt lang kein neues Spiel erschienen. Als THQ unterging, wanderten die Rechte für Homeworld wieder weiter. Diesmal wurden sie unabhängig von Relic Entertainment versteigert. Die Auktion für eben jene Rechte gewann überraschend der Bieter Gearbox Software. Die erste Amtshandlung war es dann, die beiden originalen Spiele zu überarbeiten und erneut zu veröffentlichen. Das haben sie im letzten Jahr getan. Der Plan war dann, die Reihe weiterzuführen und das bringt uns zu Homeworld: Deserts of Kharak.
Ich habe mir im Vorfeld die Homeworld Remastered Collection noch einmal angeschaut. Und auch wenn ich die alten Spiele nicht noch einmal durchgespielt habe, so habe ich mich zumindest noch einmal mit jenen Spielmechaniken vertraut gemacht, die ich für die cleversten des Genres halte. Es war ein Genuss der besten Atmosphäre in einem Weltraum-Krieg seit Starcraft. Von diesem Zeitpunkt an habe ich meinen persönlichen Countdown für Homeworld: Deserts of Kharak gestartet, das all die strategischen Bedürfnisse erfüllen sollte, die ich in den letzten 16 Jahren hatte.
Die Geschichte von Homeworld: Deserts of Kharak fungiert als Prolog zum ersten Spiel und spielt 106 Jahre vor den Ereignissen in Homeworld. Alles dreht sich um jene Reliquie, die die Weltraumschlachten im Original anfeuerte. Und die Geschichte ist wirklich gut. Es gibt sicherlich ein paar ziemlich übertriebene Stereotypen in der Riege von Charakteren. Und ja, Blackbird Interactive hat sich auf die für das Genre typischen lang gezogenen Monologe konzentriert, statt auf eine echte Entwicklung von Charakteren. Aber, wenn man einmal darüber nachdenkt, dann ist das heutzutage fast schon eine Grundvoraussetzung im Science-Fiction-Genre.
Die Sprachausgabe gehört zum besten, was ich in einem Spiel dieser Art erlebt habe und überstrahlt zum Teil sogar die von Starcraft. Die Musik ist ebenfalls fantastisch. Ungefähr 99 Prozent der Kämpfen finden auf dem Planeten Kharak statt, dem Heimatplaneten der Kushan. Und dieser besteht aus Sand, Sand und noch mehr Sand. Daher gibt es passend dazu einen grandiosen Soundtrack, der mich ein bisschen an Aladdin erinnert. Er hilft wirklich beim Aufbau der Atmosphäre.
Der größte Unterschied zwischen Homeworld: Deserts of Kharak und den beiden Vorgängern ist, dass nun alle Kämpfe auf dem Boden stattfinden. Das Markenzeichen von Homeworld waren dreidimensionale Schlachtfelder. Wir haben uns darauf konzentriert, unsere Flotte durch den dreidimensionalen Raum zu manövrieren. Das fehlt nun komplett. Zunächst habe ich diesen Aspekt vermisst. Aber es hat nicht länger als eine Stunde mit dem Spiel gedauert, bis ich vollständig in die samtig braunen Wüstenlandschaft eingetaucht bin. Es ist ein wunderbarer Beweis, dass sich eine Reihe über ihre bestehenden Grenzen hinaus entwickeln kann und dabei immer noch toll ist.
Die Einheiten in die Schlacht zu werfen, ist eine wahre Freude. Die Entwickler sind all die Fallstricke umgangen, über die so viele Studios fallen. Das Team hat hart daran gearbeitet, uns einen großartigen Überblick über die Action zu geben. Gezielte Taktiken, Audio-Hinweise und eine wirklich gute Karte schieben all den unnötigen Ballast beiseite und helfen dabei, uns auf den eigentlichen Kampf zu konzentrieren. Durchdachte Details in Bezug auf die Spielmechaniken und die brillante Steuerung machen das Strategiespiel zu einem Titel, von dem man nicht die Hände lassen kann, bis der Abspann läuft.
Die Entwicklung von Homeworld: Deserts of Kharak begann ursprünglich als Spiel, das komplett losgelöst von dem Strategie-Universum funktioniert, das Relic Entertainmen geschaffen hatte. Anfangs hieß es noch Hardware: Shipbreakers, bis Gearbox sich Homeworld schnappte und sich mit Blackbird Interactive zusammentat. Und obwohl das Studio über 75 Prozent der Inhalte angepasst hat, damit sie zum Homeworld-Universum passten, viel vom Kern des ursprünglichen Spiels erhalten geblieben. An vielen Stellen kämpfen wir immer noch um "shipbreak", was so viel bedeutet wie Schiffsverschrottung. Es geht um das Plündern von Wracks, das Ausstatten von Basen und darum, an jeder Stelle das Terrain zu unserem Vorteil zu nutzen.
Dünen und Hügel in der Wüste sind die wichtigsten strategischen Punkte. Hier dreht sich alles um die Mischung verschiedener Arten von Waffen, mit unterschiedlichen Taktiken. Zunächst bin ich in die gleichen alten Mustern gefallen, bei denen man sich mit aller Macht auf einen Angriff aus einer Richtung konzentriert. Ich wurde aber mehrfach komplett vom Gegner zerstört, der Stärken bei Fernkampfwaffen wie Railguns hatte und seine schwere Artillerie vor meinen Angriffen versteckte. Die Balance, wie unterschiedlich Einheiten aufgrund von Taktiken und Umgebung in verschiedenen Arten von Kämpfen funktionieren, ist etwas, dass sehr gut funktioniert.
Die Multiplayer-Komponente ist ein Schwachpunkt des Spiels. Sie ist zwar nicht schlecht, allein, wenn wir bedenken, dass sie auf den denselben grundlegenden Spielmechaniken und Strukturen beruht, wie die Solo-Kampagne. Aber mir fehlten die Nuancen, die Tiefe und vor allem mehr Inhalt. Der Multiplayer fühlt sich zusammengeschustert an und es gibt mehrere Kamera-Fehler, die mich mehrere Male dazu gezwungen haben, die Kameraposition während jeder Runde manuell anzupassen.
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Einzelspieler-Kampagne von Homeworld: Deserts of Kharak mit ihren 16 Stunden Spielzeit zu den besten gehört, die es seit langem gegeben hat. Und das gilt, trotzdem die künstlicher Intelligenz nicht immer glänzt. Und somit das Spiel verdient eine Note, die dem gerecht wird. Wäre die Mehrspieler-Komponente nicht so dürftig ausgefallen, hätte es wohl eine höhere Bewertung gegeben. Aber so kassiert der ambitionierte Science-Fiction-Krieg von Blackbird eine starke Acht.