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Ghost Recon: Future Soldier

Ghost Recon: Future Soldier

Die Ghosts sind vier mit den neusten Waffen ausgestattete Typen, die sich unsichtbar machen und durch Wände sehen können, um an den exotischsten Orten die Welt zu retten. Zusätzlich ist ihr Reisegepäck vollgestopft mit elektronischen Spielzeugen.

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Die Sensorgranaten und fliegenden Drohnen dürften die Terroristen und Waffenhändler schon an ihrer Berufswahl zweifeln lassen, aber die Ghosts haben auch noch einen raketenschießenden Roboterhund als besten Freund. Und die bösen Jungs bekommen uns ja sowieso nicht zu sehen, zumindest nicht wenn alles glatt läuft.

Die komplette Einzelspieler-Kampagne von Ghost Recon: Future Soldier kann im Koop-Modus zu viert gespielt werden - und das ist ein Problem. Denn tatsächlich beschleicht einen beim Alleingang mit den von der Künstlichen Intelligenz gesteuerten Ghosts das Gefühl, ein Trainingsvideo für Sondereinsatzkommandos vorgeführt zu bekommen. Die Computerpartner führen die Sync-Shots, bei dem das gesamte Team zeitgleich ein zugewiesenes Ziel ausschaltet, ohne Fehler aus und zeigen auch sonst nie Schwächen. Die Teamkameraden lassen die Tarnung nicht auffliegen, agieren klug und sind stets zur Stelle, um uns wiederzubeleben.

In den ziemlich stark gescripteten Szenarien der Kampagne machen einem die vielen elekronischen Gadgets das Aufspüren der Gegner ziemlich leicht. Sogar die Teammitglieder machen ständig präzise Angaben zu deren Position. Dank des Sync-Shots stellen Gruppen von vier Gegnern überhaupt kein Problem mehr dar und erst bei größerem Gegneraufkommen muss die Lage etwas genauer analysiert werden. Das soll nicht heißen, das Ausknobeln der Vorgehensweise würde keinen Spaß machen.

Ghost Recon: Future Soldier
Die Kampagne ist abwechslungsreich und hat eine schöne Dramaturgie.
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In einer Szene müssen sich die Ghosts unbemerkt in ein Areal mit vielen Gegnern schleichen und das Ausschalten der ahnungslosen Söldner, die sich gerade die Zeit mit Fußballspielen vertreiben, zaubert einem mindestens ein Grinsen ins Gesicht. Trotzdem braucht es die Fehlerquote menschlicher Partner, um aus der eigentlich schönen Kampagne ein richtiges Spiel zu machen. Lange Zeit war nicht mal klar, wie gut oder schlecht eigentlich die Künstliche Intelligenz der Gegner in Ghost Recon: Future Soldier ist, denn die armen Teufel haben einfach nie eine Chance zu reagieren.

Die Kampagne ist abwechslungsreich und hat eine schöne Dramaturgie, aber bietet letzten Endes nur den ewig gleichen Plot um verschwundene Bomben und folgt einem System, das man aus den anderen erfolgreichen Shootern kennt - inklusive dem mittlerweile scheinbar unvermeidlichen Helikopterflug, bei dem der Spieler das Maschinengewehr bemannt. Die Figuren der Teammitglieder bleiben blass und schreien danach, im Koop-Modus von echten Menschen mit Leben erfüllt zu werden.

Die Ghost Recon-Reihe war früh dabei in Sachen Koop-Kampagne und genau hier glänzt auch Ghost Recon: Future Soldier. Das Spiel hat den Fokus allerdings eindeutig in Richtung Stealth verlagert und nicht nur die Sync-Shots erinnern stark an Splinter Cell: Conviction aus dem gleichen Hause. Bei Ghost Recon: Future Soldier darf allerdings das Markieren und automatisierte Ausschalten der Gegner dauerhaft genutzt werden, solange man unentdeckt bleibt. Dadurch wird die Einzelspieler-Kampagne leider viel zu einfach. Mag sein, dass echte Kampfhandlungen in Zukunft immer mehr wie Videospiele anmuten, aber vielleicht eignen sie sich dadurch nicht länger als spannende Vorlage.

Der Fokus der Ghost Recon-Reihe lag früher auf taktischem Multiplayer-Teamspiel und dem bleibt auch Ghost Recon: Future Soldier treu. Nicht ohne Grund taucht im Startbildschirm der Multiplayer an erster Stelle auf. Als weitere Koop-Variante steht hier der Guerilla-Modus zur Verfügung, der auf dem bekannten Horde-Prinzip und immer stärker werdenden Gegnerwellen basiert. Die taktische Ausrichtung der Teamspiele wird durch das Fehlen der klassischen Deathmatch-Varianten noch mal unterstrichen. In den drei unterschiedlichen verfügbaren Varianten müssen von den jeweils acht Mann starken und in zwei Squads aufgeteilten Teams verschiedene Aufgaben erfüllt werden, die unbedingtes Teamwork erfordern. Wobei die Aufteilung in Squads bei sechszehn Spielern nicht unbedingt nötig gewesen wäre.

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Das taktische Sahnehäubchen von Ghost Recon war aber schon immer der Belagerungsmodus, in dem keine Respawns erlaubt sind und so jeder Fehler mit längeren Spielpausen bestraft wird. Das grundsätzliche Spielprinzip hat sich durch die vielen Gadgets stark verändert. Datenhacks von bewusstlosen Gegnern und Sensorgranaten verraten die Positionen des gegnerischen Teams und erschweren das unbemerkte Vorgehen trotz der optischen Tarnung. Der starke Fokus auf der Überwachung des gegnerischen Teams ist letztlich vermutlich reine Geschmackssache.

Ghost Recon: Future Soldier
Besonders im Multiplayer sorgt die neue Cover-Funktion für hakelige Steuerung.

Das gilt auch für das neu eingeführte Levelsystem, ohne das mittlerweile wohl keiner der großen Shooter mehr auskommt und so geht sie wieder los, die Jagd nach den Erfahrungspunkten. Waffen und Upgrades müssen mühsam für die einzelnen Klassen und Fraktionen freigeschalten werden. Damit werden dann Visiere, spezielle Magazine und Aufsätze für die verschiedenen Waffen freigeschaltet, die Schussgenauigkeit oder Schaden verbessern. Das Ganze darf mit dem Controller oder ganz neumodisch via Kinect zusammengebastelt und getestet werden.

Ganz ehrlich: So langsam verkommt das ewige Leveln in den modernen Shootern zur lästigen Pflicht. Das Interesse, mit schrottigen Waffen in die Multiplayerwelt einzutauchen, dürfte sich bei den meisten Spielern in Grenzen halten. Doppelt gemein: Allein wegen der Kartenkenntnis und dem sichereren Umgang mit den Gadgets liegt der Vorteil sowieso schon bei den Vielspielern. Außerdem hat die Erfahrung mit anderen Shootern gezeigt, dass irgendwann sowieso die Mehrheit der Spieler die Server bis zum nächsten Patch mit der gleichen und viel zu starken Waffenkombination bevölkert. Bei dieser Fülle an Optionen kann vermutlich nie für eine wirklich gute Balance gesorgt werden. Es wäre jedenfalls schön, wenn hier das Aufrüsten mal wieder etwas zurückgeschraubt würde.

Besonders im Multiplayer sorgt die neue Cover-Funktion für hakelige Steuerung, da sich Sprint und die automatische Deckung eine Taste teilen. Seltsam ist auch die Entscheidung, die Visieransicht der Waffen auf den rechten Analogstick zu legen. Das mag bei einem Scharfschützengewehr noch wenig stören, aber beim schnellen Zielen mit Rotpunkt-Visier nervt es. So wird das schnelle Zielen ungenau.

Trotz der kritischen Töne ist Ghost Recon: Future Soldier ein schönes Spiel mit genügend Alleinstellungsmerkmalen, um sich auf dem übersättigten Shooter-Markt abzusetzen. Alten Ghost Recon-Fans wird sich die Serie vermutlich zu weit von ihren Wurzeln entfernt haben. Die Stärke von Ghost Recon: Future Soldier liegt eindeutig in der Koop-Kampagne. Wenn die stets unfehlbaren K.I.-Kameraden durch ganz reale Freunde ersetzt werden, kommt es zu spannenden und weniger vorhersehbaren Gefechten, die dem Team viel taktische Absprache abverlagen und für langen Spielspaß sorgen.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
sehr schöne Koop-Kampagne, toller taktischer Multiplayer
-
Solo viel zu einfach, nerviges Level-System, Serie hat sich weit von ihren Wurzeln entfernt
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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