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N.O.V.A. 3 Near Orbit Vanguard Alliance

N.O.V.A. 3 Near Orbit Vanguard Alliance

Master Chiefs härtester Mobil-Konkurrent ist zurück. Wir erzählen euch mehr zum neuesten Shooter-Abenteuer auf Ipad & Co. - das neben viel Vertrautem auch einige Überraschungen bereit hält.

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Die N.O.V.A.-Reihe ist für viele Spieler die Handheld-Antwort auf Halo. Nachdem Gameloft die Lizenz für die Unreal-Engine erwarb, kamen Gerüchte auf, dass N.O.V.A. 3 sie als erstes Spiel des Studios nutzen würde. Doch jetzt ist klar, dass sie statt dessen ihre Erfahrungen mit der neu erworbenen Engine genutzt haben, um ihre hauseigene Engine so zu verbessern, dass wir N.O.V.A. nicht mehr wiedererkennen.

Kal Wardin ist noch immer Teil der Geschichte, doch seit dem letzten Titel ist eine ganze Weile vergangen. Wir beginnen unser Abenteuer auf der Erde oder viel mehr auf dem, was von ihr noch übrig ist. Ohne zu viel von der ziemlich guten Handlung zu verraten: Kal wird nach San Francisco beordert, als dort ein Terraforming-Projekt schief geht. Der Ort wimmelt jetzt von feindlichen Volterites, Gamelofts Antwort auf "das Böse". Außerdem ist Kals weibliche Helm-Stimme mit dabei, nur diesmal in einer etwas anderen Form. Als der allmächtige Prometheus Wind von den Vorfällen bekommt, wird Kal durch die komplette Galaxie geschickt, um die Menschheit zu retten. Klar, was sonst.

Nach einer harten Landung auf der Erde sehen wir uns zunächst um. Normalerweise bedarf es einer aufwendigen Analyse, um die Änderungen von einem Teil der Serie zum nächsten zu entdecken. Das ist hier und heute anders - und es ist fast ein bisschen verrückt. Wenn N.O.V.A. 2 noch eine comic-artige Halo-Version mit einer einfachen Farbpalette war, erinnert N.O.V.A. 3  eher an Gears of War mit Farbspritzern aus Far Cry. Es ist optisch betrachtet gelinde gesagt beeindruckend. Nicht selten schnappen wir nach Luft, wenn die Effekte an uns vorüber ziehen und die Frame-Rate dabei absolut stabil bleibt - jedenfalls auf dem aktuellsten Ipad.

N.O.V.A. 3 Near Orbit Vanguard Alliance
Nicht selten schnappen wir nach Luft, wenn die Effekte an uns vorüber ziehen und die Frame-Rate dabei absolut stabil bleibt.
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Aber das ist nicht die einzige Verbesserung. Der Soundtrack ist dieses Mal tatsächlich gut. Und damit meine ich nicht nur gut, sondern Heilige-Scheiße-fantastisch-gut. Wenn die Position des Gegners durch einen Ton angezeigt wird oder Roboter-ähnliche Kreaturen Schreie von sich geben, bekommen Star Wars-Fans weiche Knie. Das ist wirklich fett! Natürlich, wir hören noch immer raus, dass es ein enges Budget gab. Doch selbst die Sprachausgabe hat wirklich ihre guten Momente und wir gewöhnen uns schnell an die Sprecher. Kal klingt zugegebenermaßen immer noch wie ein echter Macho, der in eine Dose spricht. Doch was er sagt, klingt nun lebendig - und das ist vor allem für Gameloft-Spiele unglaublich selten.

In der Tat wirken alle Charaktere charmant und die Dialoge sind teilweise tatsächlich lustig. Wie etwa, als Kal und ein alter Freund einen riesigen Mech entführen und sein Freund unbedingt über Kals alte Flamme sprechen will. Das Problem dabei ist nur, dass sie gerade von einer Menge Volteries verfolgt werden. Deshalb meint Kal, dass sie vielleicht nicht gerade in diesem Moment über Frauen sprechen sollten. Sein Kompagnon fragt darauf, worüber zum Teufel Kal denn dann reden will. Er ist ein einfach ein charmanter Macho-Bulle. Sind die zehn Missionen vorüber, bleibt das Gefühl, ein wirklich tolles Action-Adventure erlebt zu haben.

Das liegt vor allem auch an den überraschend guten Variationen der Umgebung. Das zerstörte San Francisco zu besuchen, ist eine Erfahrung, die sich im N.O.V.A. 3-Universum frisch anfühlt. Die Reise führt uns weiter zu einem riesigen Wüstenplaneten, für den man sich ganz offensichtlich beim Gegner- und Umgebungsdesign von Rage bedient hat. Weiterhin entdecken wir fremde Raumstationen im Mass Effect-Stil, die von Aliens übernommen wurden und erleben tödliche Klima-Herausforderungen auf einem Lava-Planeten. In den sieben bis acht Stunden der Solo-Kampagne werden wir mit den einzelnen Stationen im jedem Fall gut unterhalten.

Und dann ist es Zeit für das, was für viele der Fokus ist: der Multiplayer. Die N.O.V.A.-Serie spuckt klassische Shooter der alten Schule aus. Diese Spiele sind wunderbar nostalgisch und relativ einfach. Trotzdem bieten die Tiefe, halten unser Interesse wach. Es ist eine Mischung aus Halo und Goldeneye 007, dem heiligen Klassiker. N.O.V.A. 3 hat seine Vorteile und eine Unmenge an Optionen, sodass wir auf der Suche nach Unterhaltung nie leer ausgehen. Das gilt sowohl für das gemeinsame Spielen mit Freunden lokal oder online. Dieses mal übrigens auch mit allen 12 Spielern gleichzeitig auf sechs verschiedenen Karten.

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Eine der Haupterweiterungen ist jedoch, dass wir ab sofort sowohl Fahrzeuge als auch Mechs benutzen. Die Fahrzeuge sind im Warthog-Stil gehalten, also schnelle Sandbuggies mit Platz für einen Schützen. Mech-ton-Maschinen hingegen sind echte Killer-Geräte mit schwerer Artillerie. Wie immer bei Gameloft-Titeln sammeln wir im Multiplayer Punkte, die wir in Belohnungen investieren. Das sind etwa mehr Waffen, ein besserer Radar, schnelleres Nachladen und solche Dinge. Im großen Zutatentopf befinden sich nun auch mehr Spaß-Ausrüstungen. All diese Dinge verdienen wir während des regulären Spiels und die Preise sind durchaus angemessen. Kaufen wir allerdings lieber Teile davon, begegnen uns exorbitante Summen.

Neu sind auch regelmäßige Wettbewerbe. Deren Sieger wird dann im Multiplayer-Menü erwähnt und es gibt Preise für die besten 100 Spieler. Damit wird auf einem klugen Weg eine Community um das Spiel herum aufgebaut. Gameloft stellt damit nebenbei sicher, dass unsere Gegner mehr als nur anonyme Spieler sind. Eine Reihe von vorgefertigten Nachrichten, die ganz einfach im Menü ausgewählt werden können, lassen uns anderen für ein gutes Spiel danken oder daran erinnern, in der Gruppe zu bleiben und intelligent zu spielen.

N.O.V.A. 3 Near Orbit Vanguard Alliance
Der französische Entwickler zeigt, warum er der König der mobilen Multiplayer ist.

Der französische Entwickler zeigt, warum er der König der mobilen Multiplayer ist. Dem Team ist es wieder gelungen, gute und abwechslungsreiche Spielmodi zu kreieren, die praktisch alle klassischen Genres für einen guten Kampf abdecken. Capture the Flag, Capture the Point, Deathmatch und Team Deathmatch zählen zu den Klassikern, während Freeze Tag geschickt Kals Fähigkeit nutzt, Gegner einzufrieren und so eine Art digitales Fangen schafft.

Noch ein Wort zum Waffen-System. Im Einzelspieler-Modus ist es als Kal jederzeit möglich, Gegner einzufrieren und das Töten in Zeitlupe auszuführen. Das Repertoire an Waffen wurde um einen wunderbaren Flammenwerfer erweitert, während Schrotflinten, Raketenwerfer, Granaten, Bazookas, Scharfschützengewehre, Pistolen und Alien-Gizmos zum Rest des Arsenals gehören. Die Waffen haben ein gutes Gewicht und fühlen sich zudem gut an, obwohl es noch immer die Tendenz eines leichten Ungleichgewichts zwischen einigen Waffen gibt.  

Kritikpunkte muss man lange suche. Dafür, dass es ein Mobilspiel ist, hat es beinahe Konsolen-Qualität. Wie bereits erwähnt, hat die Hardware ihre Grenzen, dennoch gehört das hier bisher zu der besten Spielen von Gameloft. Manchmal gibt's Probleme mit der Lippensynchronität und zweimal blieb das Game komplett hängen. Durch die regelmäßigen Checkpoints ist das allerdings kein größeres Problem. Die Warthog-artigen Gefährte steuern sich zudem merkwürdig, doch auch daran gewöhnt man sich. Ob es in Zukunft dieselben Probleme mit Hackern geben wird wie bei den Vorgängern, ist schwer zu sagen. Gameloft scheint sich des Problems sehr bewusst zu sein.

Ist N.O.V.A. 3 generisch? Ja, vielleicht - aber weit weniger als bisher. Kal & Co. scheinen ihre eigene Form gefunden zu haben und das solide Finale des Spiel ist weit entfernt davon, dumm zu sein. Dieser Shooter ist der beste im IOS-Format, keine Frage. Der Einzelspielerpart ist solide und der Multiplayer bringt unheimlich viel Spaß. Wer zu Transformers ins Kino geht und enttäuscht den Kinosaal verlässt, weil es um transformierende Roboter ging, der könnte auch davon enttäuscht sein, dass Kal wie ein generischer Super-Soldat aussieht. Er könnte sich darüber aufregen, dass die Gespräche viel Macho-Humor enthalten und sich ärgern über die schlecht aussehenden Schießbuden-Figuren, die sich Gegner nennen und dieselben dummen zehn Sätze wieder und wieder brüllen. Ich aber bin ein erklärter Fanboy und N.O.V.A. 3 hat mit seinem glänzenden, futuristischen Hammer meine Liebe zur Serie genau getroffen.

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09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
gute Geschichte, schillernde Grafike, fetter Solo-Modus, solider Multiplayer
-
Probleme mit der Lippensynchronität, dumme Gegner
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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