Magicka 2 ist ein Wolf im Schafspelz. Es sind einfach, spaßig und gut für ein paar Lacher. Aber wenn man sich erst darauf eingelassen hat, muss man feststellen dass es eine Hardcore-Erfahrung ist, für die man Fähigkeiten und Strategie braucht, um zu bestehen. Das Spiel verzeiht nichts, aber das wunderschöne Zaubersystem hat unglaublichen Tiefgang für alle, die durchhalten und die feineren Details erlernen. Wer sich die Magicks-Kombinationen merkt und es schafft, bei allem was auf dem Bildschirm passiert, den Überblick zu behalten, wird belohnt. Schafft man es nicht und scheitert, sind die Chancen hoch, dass selbst das Versagen urkomisch ist.
Das System von Zaubersprüchen ist eindeutig die Stärke des Spiels. Sie verwandeln ein mittelmäßiges Action-Rollenspiel in etwas dynamisches und spannendes. Es wurden im Vergleich zum ersten Spiel ein paar kleine Veränderungen eingebaut. Jetzt gibt es Abkürzungen zu einigen mächtigen Magicks, die man dem D-Pad zuweisen kann (zum Preis einer längeren Abklingphase). Elemente zu kombinieren, um Zaubersprüche zu kreieren, macht Spaß - und manche Kombinationen erschaffen erstaunlich mächtige Zauber. Mit vier Magiern auf dem Bildschirm wird es schnell chaotisch, wobei das Chaos ist eine weitere Stärke von Magicka 2 ist, selbst wenn es manchmal frustriert.
Das Spiel ist etwas ausbalancierter und eine gute Auswahl an tödlichen Zaubern löst die meisten Probleme. Nicht, dass die Balance ein Problem wäre, aber ein charmanter Aspekt des Originals war, wie gefährlich unfair das Spiel sein konnte und das hat die Gefahr von "freundlichem" Beschuss durch die Mitspieler nur noch verstärkt. Die Gefahr ist immer noch da, aber etwas runtergeschraubt worden. Wenn man weiß, das ein neues Entwicklerteam an dem Spiel gearbeitet hat, fällt auf, dass das Konzept verbessert wurde, auch wenn man der grundsätzlichen Idee treu geblieben ist. Es ist kein wirklich langes Spiel (neun Kapitel), aber es braucht trotzdem seine Zeit, um es zu bezwingen - insbesondere auf erhöhter Schwierigkeitsstufe. Wenn man erst die Herausforderungen und die Artefakte bestanden hat, ist man bereit dafür.
Wo wir gerade von Artefakten reden - die sind die beste Neuerung der Magicka-Formel sein. Sie funktionieren wie die Schädel in Halo - man kombiniert einige von ihnen und erstellt sich so sein ganz eigenes Spielerlebnis. Die Artefakte werden im Verlauf des Spiels freigeschaltet und sorgen für erhöhten Wiederspielwert. Einige sind gut für Lacher, während andere das Spiel einfacher machen - oder eben fordernder. Es gibt allerhand Zeug zum Freischalten und Geheimnisse zu entdecken. Das Freischalten und das Finden der Geheimnisse wird aber selbst erfahrene Spieler etliche Stunden kosten.
Magicka hat sich schon immer wie ein Spiel angefühlt, das am besten mit drei Freunden auf dem Sofa gezockt werden sollte. Wir haben die Playstation 4-Version gespielt. Man kann natürlich online mit zufälligen Mitspielern zocken, aber entweder waren nicht genug Leute online oder das System, um in laufende Spiele einzusteigen, ist einfach zu merkwürdig. Es war jedenfalls schwierig, in die richtigen Spiele einzusteigen. Man kann sich vorstellen, dass bei unterschiedlichen Fähigkeiten der Spieler das Onlineerlebnis schnell frustrieren kann. Es ist ein paar mal lustig mit Wasser geduscht zu werden wenn man gerade Blitze beschwört, aber dann wird es... nun ja.. irritierend. Das ist die Sorte Spiel, die man mit Freunden spielen will.
Also sollte man Magicka 2 am besten mit Freunden auf dem Sofa spielen, aber auch hier gibt es einige Hürden. Am besten lernt man die Grundregeln, während man alleine spielt. So gewöhnt man sich an alles, ohne ständig zu sterben oder die Freunde unabsichtlich und zu häufig zu erledigen. Das ist nicht die Sorte Koop-Spiel, in dem man unvorbereitet in die Party einsteigt. Man muss wissen, wie es funktioniert und das braucht seine Zeit und auch ein wenig Konzentration.
Friendly Fire ist witzig, aber wenn es zu oft passiert, verliert man schnell den Spaß am Spiel. Das Gameplay ist überwiegend solide, aber es gibt ein paar Kleinigkeiten, an die die Designer hätten denken müssen. Man kann so von den Feinden in die Ecke gedrängt werden, das man vom Bildschirm verdrängt wird - und einmal wurde ich tatsächlich komplett aus dem Bild geschoben. Manches davon macht einen Teil des Humors und des Charmes aus, aber einige Spieler dürften davon genervt sein. In seinen besten Momenten liefert Magicka 2 ein Ballet von Fehltritten, von denen man sich in letzter Sekunde erholt und liefert den totalen Overkill.
Der erfolgreichen Formel wurde allerdings kaum Innovationen verpasst, was normalerweise auch kein Problem wäre. Aber: Warum etwas verändern, was so gut funktioniert? Aber nach den vielen Updates und DLCs für das originale Magicka war die Spielpause vielleicht etwas zu klein, um etwas so ähnliches richtig zu würdigen. Die Geschichte ist vorhersehbar dämlich und die Präsentation hat Anflüge von Amateur-Comedy, die man entweder zum Totlachen findet oder hasst - und es gibt absolut keine Vampire. Magicka 2 macht Spaß, es gibt viel zu lernen, aber das Spiel schafft es nicht wirklich, den Charme des Originals einzufangen.