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Prototype 2

Prototype 2

Sergeant James Heller steht oben, ganz oben auf der Spitze des Empire State Building. Blickt auf den orangefarbenen Horizont der Roten Zone. Hier oben ist es ruhig und man kann die imposante Skyline genießen. Während man das Empire State Building hochrennt, bekommt der Begriff vertikales Gameplay eine neue Dimension. Die Ruhe hier oben ist fast gespenstisch und man kann nur ahnen, was unten am Boden für ein Kampf tobt. Ein Kampf, der das Innerste nach außen kehrt, alle fünf Sekunden.

HQ

Prototype 2 erzählt die Geschichte des Soldaten James Heller und seines vermeintlichen Gegners Alex Mercer. Heller will blutige Rache. Durch jede seiner Adern fließt kochendes Blut, infiziert mit dem Mercer-Virus. Dafür ist Mercer verantwortlich - und nicht nur dafür. Denn das Virus hat Colette und Maya getötet, Jimmys Frau und Tochter. Glaubt er. Ein einfacher, aber wirkungsvoller Katalysator für die Story eines von Hass getriebenen Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat. Das untermauert er mit deutlichen Sprüchen.

Um die Story voranzutreiben, müssen wir in einer offenen Spielwelt Missionen diverser Weggefährten erfüllen. Wir spielen in New York, eingeteilt in drei nach und nach verfügbare Zonen. Die Gelbe Zone dient der Quarantäne und wird vom skrupellosen Konzern Gentek für Experimente genutzt. Die Grüne Zone ist durch die Unterdrückung der Blackwatch-Armee einigermaßen befriedet und in der Roten Zone herrscht blankes Chaos, während sich Infizierte New Yorker und Blackwatch-Söldner erbitterte Gefechte auf den Straßen liefern. Wir pendeln zwischen den Gruppen hin und her, decken eklige Machenschaften auf und verschonen niemanden. Fast niemanden.

James Heller kann jede Person im Spiel verzehren und sich so ihren Körper aneignen. Damit konsumiert er ihre Erinnerungen und kann danach unerkannt als Soldat oder Wissenschaftler einigermaßen problemlos die Einrichtungen von Gentek oder Blackwatch infiltrieren. Das Spiel bietet uns zwar die Möglichkeit, leise und getarnt vorzugehen, aber man lernt schnell, dass es anders einfacher geht. Denn mit roher Gewalt kommt man in Prototype 2 genauso gut weiter. Nur bringt das Spiel so deutlich Spaß als ohne Brechstange.

Prototype 2
Das Gameplay ist angenehm stumpf - und das, obwohl Heller messerscharfe Klingenhände, durchdringende Todesranken oder seine zerschlitzende Kette nutzt.
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Während man sich also durch die Missionen der immer packender werdenden Geschichte metzelt, mutiert Heller und wird immer mächtiger. Er entdeckt neue Waffen an seinem Körper und baut seine fünf Fähigkeiten aus: Bewegung, Regeneration, Formwandel, Masse und Erlediger. Der Fortschritt der Spielfigur ist top gemacht und gibt es schönes Spieltempo vor. Man kann die Nebenmissionen erledigen, um schneller stärker zu werden, schafft es aber auch so zum Showdown. Allerdings ist der finale Kampf selbst auf normaler Schwierigkeitsstufe eine echte Herausforderung. Zum Glück sind die Checkpoints ziemlich freundlich gesetzt. Etwas schade ist es, dass für die deutsche Version zwar alle Bildschirmtexte übersetzt wurden, aber die Synchronisation fehlt. Dadurch geht ein Teil der Stimmung der interessant erzählten Geschichte leider verloren.

Grafisch ist das Spiel jenseits der wunderbar desaströsen Roten Zone etwas gleichförmig, aber durchweg trotzdem schick. Die Gegner sehen bis auf einige der fetten Mutanten leider eher öde aus und auch die reine Gegnermenge ist für den heftigen Outbreak eines Virus' irgendwie zu gering. An die vielen tausend Zombies eines Dead Rising etwa kommt das Erlebnis nicht heran. Dafür feiert Prototype 2 eine ziemliche Blutorgie, selbst in der USK-Version. Die ist leicht geschnitten, was aber in diesem Fall kaum ins Gewicht fällt. Das Spiel ist komplett, es fehlen keine Missionen und auch die blutigen Finisher gegen die infizierten Mutanten sind drin. Lediglich normale Passanten bleiben verschont in Deutschland.

Das Gameplay ist angenehm stumpf - und das, obwohl Heller messerscharfe Klingenhände, durchdringende Todesranken oder seine zerschlitzende Kette nutzt. Durch die Infektion kann er fliegen, was neben schneller Fortbewegung noch nette Nebeneffekte hat. Er kann sich aus der Luft als lebendige Bombe nach unten stürzen und nach seinem explosiven Einschlag Stacheln aus dem Boden um sich herum stampfen. Helikopter und Panzer sind vor den Kletten seiner Arme nicht sicher und einen mächtigen Fußtritt später einfach so detoniert. Oder Heller schraubt dem Heli die Bordkanone ab, um die Lenkraketen aus der Hüfte abzuschicken. Er kann den Heli auch einfach selbst zur Bombe machen.

Prototype 2
Grafisch ist das Spiel jenseits der wunderbar desaströsen Roten Zone etwas gleichförmig, aber durchweg trotzdem schick.
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Wer es kleinteilig mag: Auch die Waffen der Gegner dürfen ausgeliehen werden und im profanen Faustkampf ist der Mann ebenfalls erste Klasse. Und natürlich darf er die Panzer und Helikopter auch selbst steuern und die Bordbewaffnung abfeuern. An Action und Möglichkeiten mangelt es also sicher nicht. Vollständig mutiert ist Heller die perfekte Ein-Mann-Chuck-Norris-Armee, unterwegs auf dem ultimativen Terrorspielplatz. Wer meckern will, wird die knapp zwölf Stunden etwas gleichförmig finden - ich für meinen Teil fühlte mich bestens unterhalten.

Ein echter Online-Multiplayer fehlt, dafür gibt es das Radnet und dessen Erweiterungen. Das Radnet ist ein Missionslieferant für die Zeit nach der Kampagne und eine tolle Sache. Kostenlos werden in den nächsten Wochen Herausforderungen und von der Story entkoppelte Mini-Missionen für das Spiel im infizierten Sandkasten angeboten, dass nach dem Ende der Story weitergeht. Das können Verfolgungsjagden sein, Kegelspiele oder einfach maximale Zerstörungswut entfesseln. Dort die Platin-Medaillen aller Herausforderungen zu sammeln erfordert dann schon ziemlich übermenschliche Fähigkeiten. Nett ist, dass es reichlich Leaderboards gibt, die schnell einen Überblick der eigenen Performance liefern.

Richtig in Fahrt kommt Prototype 2 aber erst in der Roten Zone - und das nach mehreren Stunden Spielzeit. Erst hier wird das Spiel zu dem, was es ist und am besten kann: blutiger, brutaler Mutantenwahnsinn. Es verliert viel seiner vorherigen Strukturiertheit und wird komplett offen und irre. Man stolpert auf dem Weg zur nächsten Missionen hinein in einen urbanen Moloch aus Infizierten und Soldaten. In der Roten Zone ist es ein richtig toller Chaos-Sandkasten, vorher wirkt alles fast etwas zu geordnet. Ein Extralob gibt's für die schön eingebauten Zwischenendgegner in der Story und den Nebenmissionen. Wer fette Action liebt und gerne an Häusern entlang klettert, kommt an Heller & Mercer nicht vorbei.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
netter Flow, viel Action, der Wahnsinn der Roten Zone
-
etwas langatmiger Start, gleichförmige Missionen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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