Nachdem ich den Controller das erste Mal aus der Hand gelegt hatte, fiel es mir schwer, an irgendetwas erwähnenswertes zu denken, das ich über Zombie Army Trilogy schreiben könnte. Auf der einen Seite geht es darum, Zombies möglichst in den Kopf zu schießen - eine Aktivität, die eigentlich nie langweilig wird. Auf der anderen Seite ist das auch schon alles. Ich habe natürlich keinen feingeistigen Titel erwartet, aber man wird das Gefühl nicht los, dass Zombie Army Trilogy das gewisse Etwas fehlt.
Die Geschichte beginnt mit einer Sequenz im Berliner Führerbunker. Die Nazis (die in der deutschen Fassung offiziell natürlich keine sein dürfen) sind besiegt und die Elite versteckt sich in der Hauptstadt in einem Bunker. Im Hintergrund hört man Bomben einschlagen. Einer der Generäle schlägt Kapitulation vor und wird von Hitler sofort mit einem Schuss ins Gesicht hingerichtet - Plan Z soll ausgeführt werden. Das Spiel startet in einem kleinen Dorf außerhalb von Berlin und wir haben die Befehle, nach einem fahrbaren Untersatz zu suchen. Im Dorf wimmelt es nur so von Zombies - Plan Z war also erfolgreich oder es gab einen kleinen Zeitsprung. Ich kann meine Enttäuschung nicht verbergen, denn ich hätte lieber den Anfang einer Zombie-Apokalypse miterlebt, als einfach mitten hinein geworfen zu werden. Aber gut, die Zombies werden sich sicher nicht gegenseitig oder selbst in den Kopf schießen.
Zombie Army Trilogy ist ein Ableger der Sniper Elite-Reihe, aber die einzigen Gemeinsamkeiten sind die Physik der Kugeln und die X-Ray-Killcam. Ein gut platzierter Treffer und wir dürfen unserer rotierenden Kugel dabei zusehen, wie sie vermodderte Gehirne, Knochen und Organe zerfetzt. Da Zombies nur mit gezielten Kopfschüssen erledigt werden können, wiederholen sich diese Momente allerdings viel zu häufig.
Die Zombies greifen in geordneten Wellen an, die von unsichtbaren Auslösern aktiviert werden. Das bedeutet, dass man jeden Kampf kommen sieht - allein schon aufgrund des simplen Leveldesigns und den zu offensichtlich platzierten, explodierenden Fässern und Tanks. Schleichen ist also überflüssig und die Zombies wissen sowieso stets genau, wo man sich aufhält. Die meisten Kämpfe entwickeln sich zu einem Kugelhagel, bei dem häufig das Scharfschützengewehr ab einem gewissen Punkt ohne Fernrohr abgefeuert werden muss oder man gleich zur Sekundärwaffe greift, um die Zombies aus kurzer Distanz niederzumähen.
Zombie Army Trilogy wurde ganz offensichtlich für das Koop-Spiel entwickelt. In jeder Zwischensequenz sieht man eine kleine Gruppe von Überlebenden, aber wer die Kampagne alleine spielt, bekommt diese Figuren im Spiel nie zu Gesicht. Die Level haben ein ähnliches Design, wie man es schon von Left 4 Dead kennt - es gibt immer wieder mal sichere Zonen, in denen man sich sammeln und Munition aufstocken kann. Es wird nie näher erläutert, wer diese Safe-Häuser errichtet hat und sie versorgt, aber sie sind stets bis zur Decke vollbepackt mit Knarren und Granaten. Die drei kurzen Kampagnen bestehen aus jeweils fünf Kapiteln - es gibt also genug zu tun, auch wenn einige frustrierende Checkpoints manches mehr als nötig in die Länge ziehen.
Wenn man Zombie Army Trilogy alleine spielt, ist die größte Enttäuschung, dass es eigentlich eine Menge Potenzial hat. Stellt euch vor, durch das von Zombies verseuchte Berlin zu schleichen - mit nur einer Handvoll Kugeln und auf der Suche nach geeigneten Verstecken, um die Schüsse gut zu platzieren, ohne die eigene Position preiszugeben. Oder man sieht einen einsamen Überlebenden in der Ferne fliehen und man muss sich entscheiden, ob man ihn mit einem Schuss ins Bein zum wehrlosen Opfer macht, um die Zombies von sich selbst abzulenken - aber auch mit der Scham danach zu leben. So allerdings ist Zombie Army Trilogy ganz und gar nicht. Stattdessen ist es Sniper Elite mit Zombies - ein Arcade-Game mit vorgefertigten Szenarien fürs Koop-Spiel. Die Munition wird nie knapp und man ballert einfach nur auf die geskripteten Wellen von Zombies. Es gibt keine dynamischen Höhepunkte und das Spielprinzip hat keine Nuancen. Es gab genau einen Moment, der gezeigt hat, was das Spiel eigentlich hätte sein können.
Wir durchsuchen Ruinen in Berlin und gelangen in eine kleine Gasse. Ein paar Zombies stolpern auf uns zu und werden mit gezielten Kopfschüssen erledigt. Plötzlich hören wir einen schrillen Schrei und die Gasse füllt sich schnell mit Zombies. Mit einem perfekten Schuss erledigen wir vier der Zombies gleichzeitig und ein weiterer Schuss auf die Dynamitstange am Gürtel eines anderen erledigt den Rest. Langsam geht's weiter, Adrenalin pumpt durch die Adern
Endlich lässt einen Zombie Army Trilogy etwas fühlen, auch wenn der Held kurze Zeit später das Opfer von einem Zombieboss wird, der aus unbekannten Gründen gleich mehrere Kopftreffer einstecken kann. Das beschert einem immerhin das Vergnügen, die gleiche Sektion erneut zu spielen. Diesmal vielleicht, ohne die Zombiehorde anzulocken. Die einzelnen Zombies werden geräuschlos ausgeschaltet - nur um festzustellen, dass die Horde geskriptet war und automatisch auftaucht, nachdem die ersten Zwei erledigt sind. Und wieder verliert das Spiel jeden Zauber.
Zombie Army Trilogy hat aber auch viele positive Aspekte. Der Soundtrack ist eine schöne Mischung aus anachronistischen Synth-Beats und knisternder Schallplattenmusik. Die Grafik ist auf dem PC selbst im Ultra-Setting unspektakulär. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das es immer nachts ist und die Level in Nebelschwaden gehüllt sind. Die Licht und Schatteneffekte sind aber hübsch anzusehen. Sehr atmosphärisch und regelmäßig wird man durch glühende Augen im Nebel auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht. Einige der Umgebungen dürften den Spielern von Sniper Elite V2 allerdings sehr bekannt vorkommen.
Es ist auf jeden fall unterhaltsamer, gemeinsam mit Freunden zu spielen. Die Struktur der Level schreit nach Koop. Subtil geht es nicht zu - die Wellen von Zombies bedürfen eher Crowdcontrol und weniger der vorsichtigen Planung. Man sieht die Einflüsse von Left 4 Dead deutlich - von der Missions-Struktur bis zu den Safe-Häusern, die auch als Checkpoint dienen. Die Größe der Gegnerwellen passt sich der Spielerzahl an, bis zu vier Spieler sind im kooperativen Wettbewerb unterwegs. Jeder Spieler bekommt Punkte, aber die höchsten Punktzahlen erzielt man nicht mit den meisten Abschüssen, sondern mit langen Kill-Kombos, bei denen es auf Genauigkeit und nicht auf Zeit ankommt.
Zombie Army Trilogy nutzt das Fundament von Sniper Elite, aber gibt dem Konzept eine neue Richtung. Vielleicht ist es auch genau das, was es so zurückhält. Rebellions Sniper-Shooter sind solide, passen aber einfach nicht zu hirnlosen, untoten Nazi-Schergen. Es geht nicht um gute Positionen und vorsichtiges Planen - das hier ist ein Korridor-Shooter mit Scharfschützengewehren. Immerhin gibt es davon viel. Neben den fünfzehn Missionen aus dem Hauptspiel wartet noch ein Horde-Modus auf fünf Karten. Das erinnert ein wenig an den Zombies-Modus aus Call of Duty - und die Herausforderung steigt mit den größeren und härteren Wellen der Untoten schnell. Während die Kampagne eine lineare Reise ist, bleibt der Horde-Modus eher eine statische Herausforderung.
Zombie Army Trilogy ein Arcadespiel über Zombiekopfschüsse, das für den Koop konzipiert wurde und Einzelspieler eher kalt lassen wird. Selbst mit einer Gruppe von Freunden ist es kein großartiges Spiel - das hängt eher von den Leuten ab, mit denen man spielt als von der Qualität von Zombie Army Trilogy. Man kann seinen Spaß haben, man muss es nicht komplett abschreiben und wer einfach mit ein paar Kumpels Zombieköpfe zum Platzen bringen will, darf einen Blick riskieren. Man darf nur einfach nicht erwarten, von Grafik oder Story weggeblasen zu werden. Und kein Sniper Elite mit Zombies wollen - denn das ist es so gar nicht.