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Unmechanical

Unmechanical Extended

Wenig Wiederspielwert, aber ein bezaubernder Held mit Flugkünsten zeichnen dieses kleine Abenteuer aus.

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Ich weiß gar nicht mehr, wie lange es gedauert hat, bis mich der kleine Roboter in seinen Bann gezogen hat. Auf den ersten Blick ist es nur ein runder Blechhaufen mit einem Propeller auf dem Kopf. Doch nach wenigen Minuten mit dem Helden von Unmechanical Extended werden aus den weißen Lämpchen Augen, aus dem unteren Segment ein Mund und die herunterhängenden Schläuche zu dürren Ärmchen. Der Reiz dieses armseligen Geschöpfes entstammt nicht seiner Hilflosigkeit. Es sind vor allem die lebensfremde Atmosphäre des Spiels und die toten Silhouetten der Umgebung, die dem kleinen Roboter so viel Leben einhauchen.

Unmechanical Extended ist ein Puzzle-Adventure über einen liebenswürdigen Roboter in einer dystopischen Zukunft. Die Entwickler veröffentlichen das Spiel aus dem Jahr 2012 nun in einer Extended-Version für die aktuelle Konsolengeneration. Das Hauptspiel wird mit einer weiteren Episode ausgeliefert, die neue Rätsel und Umgebungen beinhaltet. Wie eingangs erwähnt, übernehmen wir die Kontrolle über einen fliegenden Roboter. Dieser wird in eine unterirdische Einrichtung verschleppt und muss sich fortan einen Weg durch die Anlage bahnen.

Das hört sich jetzt um einiges leichter an, als es tatsächlich ist, denn unsere Möglichkeiten sind ziemlich begrenzt. Die einzige Fähigkeit des Robos ist ein elektromagnetischer Strahl, der leichte Objekte anhebt und wieder loslässt. Dieser Strahl, unsere Flugkünste und logisches Denkvermögen müssen genügen, um diese kurze Geschichte zu erleben.

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Das Spiel verzichtet bewusst auf eine aufdringliche Geschichte, sämtliche relevante Informationen müssen wir quasi im Vorbeifliegen den Hintergrundanimationen entnehmen.

Je nachdem, wie bewandert man im Lösen von Physikrätseln und Geschicklichkeitstests ist, variiert die Spieldauer zwischen zwei und vier Stunden. Die Extended-Episode liefert noch etwas mehr Abwechslung, ist jedoch hauptsächlich an erfahrene Spieler adressiert. Während der Schwierigkeitsgrad des Hauptspiels noch sehr angenehm ist, ist die Nebengeschichte durchaus knifflig und erfordert Fingerspitzengefühl. Ist ein Rätsel dann doch einmal zu schwer, hat der kleine Roboter in den meisten Fällen die passende Lösung im Kopf. Zumindest, wenn das Spiel erkennt, wo wir gerade feststecken. Ein richtiger Hinweismodus wäre unter Umständen hilfreicher, aber jeder kann selbst für sich entscheiden, ob das genutzt wird oder nicht.

Das Spiel verzichtet bewusst auf eine aufdringliche Geschichte. Sämtliche relevante Informationen müssen wir quasi im Vorbeifliegen den Hintergrundanimationen entnehmen. Der Ansatz fügt sich derart gut in die Gesamtkonzeption des Spiels ein, dass es zumindest für meine Verständnisse keinen Kritikpunkt darstellt. In Unmechanical Extended gibt es keine Gespräche und keinen Text. Dafür punktet das Spiel mit ruhiger Musik, mechanischen Lauten und seinem sehr speziellen Protagonisten. Stößt unser Möchtegern-Helikopter gegen einen Felsen oder etwas Vergleichbares, ertönt ein dumpfes Stöhnen und die Augen flackern kurz, als würden sie zusammenzucken. Das fühlt sich derart authentisch an, dass man von nun an vorsichtiger ist.

Audiovisuell ist Unmechanical Extended ziemlich beeindruckend. Unsere Reise führt uns tief in das dunkle Erdreich hinein, vorbei an zerfallenen Stahlbauten und verrosteten Rohrsystemen. Da die Umgebung so überdimensional groß erscheint, wirkt der Roboter umso verlorener. Doch wer denkt, man sei dort unten allein und verlassen, der wird sich irren. Atmosphärisch profitiert der Titel von den einfachen Klängen und ihrer beruhigenden Wirkung, doch auch hektische Situationen werden prima eingefangen.

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Die größten Kritikpunkte sehe ich im Wiederspielwert und in der Länge des Spiels. Wer es einmal beendet hat, wird nur wenig Anreiz finden, sich noch einmal durch die labyrinthartigen Gänge zu manövrieren. Für mehr Abwechslung sorgt an dieser Stelle die neue Extended-Episode, die ich wiederum nicht allen Spielern bedenkenlos empfehlen mag. Diese scheinbar geringen Makel nagen letztendlich sehr stark am eigentlich so runden Gesamtprodukt. Wer sich damit nicht so schwer tut, der wird auf einen unkonventionellen, dafür jedoch umso liebevolleren Protagonisten treffen, der sich ganz still und heimlich ins Spielerherz schleicht.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
atmosphärische überaus gelungen, interessante Umgebungen, seichte Lernkurve der Logikrätsel, ein etwas anderer Held, fordernde neue Zusatzkampagne
-
Spieldauer und Wiederspielwert sind gering, Hinweisfunktion sollte den letzten Ausweg darstellen
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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