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Ridge Racer Unbounded

Ridge Racer Unbounded

Der rechte Trigger ist seit gefühlt sechs Stunden durchgedrückt. Und das Gehirn ebenso lange abgestellt. Denn für Ridge Racer Unbounded braucht man nicht wirklich mehr als eine oder zwei Gehirnzellen, kaum Skills und eigentlich vor allem eines: Durchhaltevermögen. Das Spiel ist ein klassischer Action-Racer, der auf Effekte und einen lauten, ersten Eindruck setzt. Allerdings bietet er außer einem netten Streckeneditor nur wenig, um das ganze Tamtam zu unterfüttern. Das wird ziemlich schnell deutlich.

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Besonders beim Fahrgefühl rast das Werk der Crashrennspielexperten von Bugbear immer wieder direkt gegen die Wand. Das Driften, eigentlich das Markenzeichen von Ridge Racer, ist nicht annähernd so intuitiv umgesetzt wie in den Namco-Klassikern. Manchmal reicht ein Bumser an die Wand bei einem Drift, um das halbe Autos optisch zu deformieren, was auch Auswirkungen aufs ohnehin schon schwammige Fahrverhalten hat. Das Driften soll übrigens Boost oder Power aufladen, um Speed aufzubauen oder Energie für das Auslösen von Spezialevents zu kriegen.

Die Spezialevents sind immer wieder an offensichtlichen Stellen auf der Strecke verteilt. Entweder müssen wir Mauern durchbrechen, um halb sinnvolle Abkürzungen zu öffnen. Oder wir sprengen Tankwagen in die Luft, die manchmal Gegner sprengen. Nach spätestens vier Runden wird das echt öde - und das ist schlimm, denn allein auf Einzelspieler wartet eine Kampagne über neun Stadtteile in Shatter Bay, dass ein fiktives New York ist und dem echten Vorbild manchmal erstaunlich ähnlich sieht. In jedem Stadtteil gibt's sieben Events, die wir zum Aufstieg in der Straßenrenn-Gang der Unbounded dominieren müssen. Im Angebot sind Zeitrennen, Drift-Attack, Domination-Rennen, Shindo-Rennen und Vernichtungsrennen.

Die Autos sind fiktive Geschosse, angelehnt an echte Super-Sportwagen, Muscle-Cars oder Hot-Hatchbacks. Sie steuern sich irgendwie alle gleich. Das ist auch das größte Problem des Spiels: Es will nicht das Kontrollgefühl eines fetten Action-Racers wie Burnout aufkommen, wo man trotz des Chaos immer wusste, wo das Limit ist und wie man einen bestimmten Wagen ausreizen kann. In Ridge Racer Unbounded fliegt man manchmal ohne erkennbaren Grund beim Driften ab. Das nervt insbesondere dann, wenn vorher drei perfekte Runden verbucht wurden.

Ridge Racer Unbounded
Die Grafik ist teils sehr schön und aktiv inszeniert, teils nervt sie mit eigenartigen Texturen und zu dunkler Optik.
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Die Grafik ist teils sehr schön und aktiv inszeniert, teils nervt sie mit eigenartigen Texturen und zu dunkler Optik. Das Spiel läuft flüssig und fix, ruckelt nicht und bietet ein optisch witziges Schadensmodell. Die unterschiedlichen Events fordern leicht unterschiedliche Skills. Mal geht es um möglichst sauberes Fahren mit Nitro-Boost, mal um das reine Zerstören möglichst vieler Wagen. Am schönsten sind sicherlich die Domination-Rennen, weil sie alles vereinen. Hier entfaltet Ridge Racer Unbounded seinen aggressiven Charme - auch wenn es insgesamt sehr schnell sehr gleichförmig wird. Man könnte auch gemein sein und das einfach langweilig oder uninspiriert nennen. Es macht jedenfalls nicht so richtig Spaß, die Gegner von der Strecke zu schießen. Die kleinen Zwischensequenzen, die man dafür bekommt, habe ich wie bei Burnout als erster gleich abgestellt, denn sie stören den Spielfluss. Alles, was Ridge Racer Unbounded will, konnte Burnout schon vor Jahren besser. Und zwar deutlich besser.

Wirklich absolut vollkommen unglaublich unverständlich ist, dass es zwar Bestzeiten und Highscores für die einzelnen Events gibt, aber nirgends eine Onlinerangliste zu finden ist, um die Ergebnisse mit Freunden zu vergleichen. Wer denkt sich denn so etwas aus? Das war schon vor 30 Jahren ein Standard, das kann man doch nicht einfach weglassen.

Nett im Multiplayer sind die Herausforderungen, die man gleich angeboten bekommt. Dort kann man für eine bestimmte Zeit in der selbst gebauten Stadt eines anderen bis zu fünf Events spielen, um sich einen Dominationpunkt zu erspielen. Der reine Multiplayer gegeneinander funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip, bietet aber quasi kaum Variation. Nett sind die vielen, kleinen Awards, die während des Fahrens (nicht nur im Multiplayer natürlich) verliehen werden. Das ist motivierend, hat allerdings keinen aktiven Einfluss auf das Spielgeschehen. Für jedes Rennen gibt es je nach Performance Erfahrungspunkte, durch die wir hochleveln und neue Wagen und vor allem neues Spielzeug für den Editor freischalten.

Ridge Racer Unbounded
Aber am Ende dominiert eines: Das Gameplay ist eher spartanisch und die Abwechslung einfach kaum da.
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Der Editor ist ein mächtiges Spielzeug und soll das Onlineuniversum des Spiels abheben lassen. Wir dürfen auf einem Kästchenlayout bestimmte vordefinierte Streckenteile zusammensetzen, die wir im Solospiel freischalten. Das ist so einfach wie Legosteine zusammenfügen. Erweiterte Einstellungsoptionen ermöglichen es, Sprünge, Events, zerstörbare und eisenharte Hindernisse, explosive Fässer, Bäume, Loopings und natürlich Kartons einzubauen. Dazu kommen nach und nach alle Basisstreckenteile aus dem Solospiel, wodurch man lange Geraden und Brücken ebenso integrieren kann wie scharfe Kurven und enge Tunnels. Dazu sind natürlich die Art des Rennens und die Menge der Mitspieler wählbar, ebenso wie eine Reihe weiterer Detaileinstellungen.

Wer eine funktionierende Strecke geschaffen hat und sich eine Stadt gebaut hat, muss sie einmal spielen und darf sie dann hochladen, damit auch andere Spieler in den Genuss kommen. Das ist nicht neu, aber es ist so einfach gemacht und bietet trotzdem viel Potenzial. Leider ist genau das letztlich langweilig, was auch im Solomodus nervt: die fehlende Abwechslung. Natürlich rasseln auch Erfahrungspunkte für die Rennen auf den selbstgebauten Strecken aufs Konto.

Aber am Ende dominiert eines: Das Gameplay von Ridge Racer Unbounded ist eher spartanisch und die Abwechslung einfach kaum da. Trotz der herausfordernden Rennen gegen die manchmal fast unfair guten Computergegner werden echte Rennspieljunkies vermutlich schnell keine Lust mehr haben. Und auch der Actionfreund oder Gelegenheitsspieler wendet sich schnell ab. Es sei denn, er steht auf ein Rennspiel, dass perfekt als Ausstattungsdetail im Kino-Klassiker Und täglich grüßt das Murmeltier seinen Platz finden könnte.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
Intuitiver und trotzdem mächtiger Streckeneditor
-
Langweiliges Gameplay, wenig Abwechslung und Spielmodi, kaum echtes Actionrennspielgefühl
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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