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Kinect Star Wars

Kinect Star Wars

Dank Kinect ein Laserschwert zu schwingen und ohne Controller Jedikräfte einzusetzen, das dürfte der Traum eines jeden Videospielers sein, der auch Star Wars liebt. Nach langer Wartezeit erscheint jetzt Kinect Star Wars und wir dürfen als junger Padawan gegen die dunkle Seite der Macht kämpfen.

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Nachdem mal wieder die eigentlich so nötige Aufwärmphase unter den Tisch gefallen ist, wird gleich Kinect Star Wars gestartet. In schicker, leicht zurückgenommener Cel-Shading-Optik begrüßt uns der redselige C-3PO. Im Hauptmenü befinden wir uns in der Jedi-Academy und die Droiden stöbern in den historischen Archiven, denn von hier aus werden auch die verschiedenen Aktivitäten angewählt. Einen Hauch von Minispielsammlung hat das, aber die einzelnen Spiele sind dann doch komplexer - zumindest teilweise.

Schon dem Menü und den ersten Zwischensequenzen merkt man an, dass hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Die Grafik sucht die Mitte zwischen Realismus und der Zeichentrickvariante der Clone Wars-Serie. Immer wieder sehen wir kleine Zwischensequenzen mit bekannten und unbekannten Figuren aus dem Star Wars-Universum. Verlässt man das Blickfeld des Kinect-Sensors, versuchen einen die Droiden mit immer neuen Kommentaren wieder vor die Infrarot-Kamera zu locken. Als Spiele zur Auswahl stehen: Jedi Destiny, Podrace, Galactic Dance Off, Rancor Rampage und Duels of Fate.

Jedi Destiny erzählt die Geschichte eines jungen Padawans und seines Kampfes gegen die dunkle Seite der Macht. In einem gut konzipierten Tutorial werden wir mit unseren Jedi-Kräften vertraut gemacht. Eine leichte Stoßbewegung mit dem Handgelenk löst den Force-Push aus oder wir greifen uns Objekte und können diese anheben oder werfen. Ein kleiner Schritt nach vorne endet im Force-Dash, einer Rutsch-Attacke in Richtung Gegner, die leider auch zur Fortbewegung dient. Dann folgt die Einweisung in den Lichtschwert-Kampf. Mit einer kurzen Griffbewegung ziehen wir unsere Waffe vom Tisch und der Laser flammt mit dem typischen Geräusch auf. Wir machen uns mit dem Gerät vertraut und es scheint zumindest bei langsamen Bewegungen genau unsere Bewegungen nachzuahmen. Gegen einen Droiden probieren wir das Parieren mit dem Laserschwert. Oben, unten, links, rechts ... cool!

Kinect Star Wars
Als Spiel ist Jedi Destiny eine totale Katastrophe, weil es nicht zu Kinect passt.
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Alles deutet auf eine Art Star Wars: The Force Unleashed mit Kinect-Unterstützung hin, aber mein Enthusiasmus schwindet leider schon nach Minuten, denn Jedi Destiny ist in Wirklichkeit ein interaktives Desaster. Eigentlich völlig jeder echten Kontrolle beraubt, hackt man sich unmotiviert durch die ewig gleichen Gegnertypen oder muss unpräzise und extrem langweile Jump'n'Run-Passagen über sich ergehen lassen. Dazu kommen noch Weltraumsequenzen auf Schienen, in denen sogar noch automatisch geschossen wird. Man selbst darf nur in minimalem Radius zielen oder halbautomatisierte Sequenzen mit den legendären Speederbikes absolvieren.

Das Ganze ist so spannend und anstrengend wie eine mehrstündige Bahnfahrt im Stehen, während der man ein Telefonbuch am ausgestreckten Arm vor sich halten soll. Um bei der Metapher zu bleiben: Die Entwickler haben hier einfach den Anschluss verpasst. Das klassische Third-Person-Adventure ist einfach nichts für Kinect, weil allein schon die Fortbewegung innerhalb eines Level ohne Controller einfach albern und langweilig ist. Den üblichen Spielprinzipien einfach eine Kinect-Steuerung überzustülpen, muss zwangsläufig scheitern.

Als Spiel ist Jedi Destiny eine totale Katastrophe. Zu einem großen Teil jeder Kontrolle beraubt, erlangt man schnell zu der Erkenntnis, dass ständiges Hüpfen auf der Stelle und wildes Fuchteln der schnellste Weg ist, um sich durch die Droidenarmee zu metzeln. Es gibt jede Menge unterschiedlicher Schauplätze und schöne Zwischensequenzen, aber der interaktive Teil ist einfach unfassbar nervig und öde. Da muss man schon ein ganz Kleiner oder ein sehr großer Star Wars-Fan sein, um in diesem Modus gerne Zeit zu verbringen.

Podrace dagegen ist besser, viel besser. Die Pod-Rennen hatten mit Star Wars Episode I: Racer ihr eigenes, sehr erfolgreiches Spiel für Dreamcast und Nintendo 64. Das Podrace von Kinect Star Wars folgt dem gleichen Prinzip. Wir arbeiten uns über sechs verschiedene Rennstrecken zur Elite der galaktischen Rennfahrer hoch. Die Kinect-Steuerung ist gut gelungen. Beide Arme leicht ausgestreckt rast unser Podracer über die Piste. Wenn die Hände etwas zum Körper gezogen werden, verlangsamt sich die Geschwindigkeit. Wird nur ein Arm angezogen, legen wir uns in die Kurve, denn jeder Arm ist der Gashebel für eine Turbine unseres Pods.

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Zusätzlich darf die Fahrunterstützung ähnlich wie in Forza Motorsport 4 selbst festgelegt werden. Ideallinie oder Brems- und Lenkhilfen können nach Bedarf dazugeschaltet werden und unsere Podracer sind mit zwei Power-Ups bestückt. Ein Reparatur-Bot, Flammenwerfer oder auch ein selbstständiger Kampfdroide können für kurze Zeit im Rennen aktiviert werden oder wir schubsen unsere Rivalen gleich mit einem kleinen Seitwärts-Ruck selbst von der Bahn. Podrace ist definitiv mehr als nur ein kleines Minigame und würde auch als eigenes Spiel bestehen können. Ohne Fahrhilfen am intergalaktischen Podrace teilzunehmen und mit einem kurzen Ruck den Turboboost einzulegen, während man über die sandigen Pisten von Mos Eisley brettert, macht richtig Spaß.

Galactic Dance Off ist das Tanzspiel in Kinect Star Wars und das dürfte bei den Kinect-Hassern für viel Häme gesorgt haben. Die wird wahrscheinlich auch nicht abflauen, denn ausgerechnet Galactic Dance Off gehört zu den besseren Spielen in der Sammlung. Ganz im Stil von Dance Central kommt es zum großen Vortanzen in Jabbas Palast oder anderen bekannten Orten. Dabei wird nicht zu klassischen Songs der Cantina-Band getanzt, sondern zu Neuinterpretationen von Hits, die einen Star Wars-Text verpasst bekommen haben. Aus Christina Aguileras Genie in a Bottle wird Princess in a Battle und so weiter.

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Das Podrace folgt dem gleichen Prinzip wie die Pod-Rennen auf Nintendo 64 und Dreamcast.

Ist wirklich lustig gemacht und bei der Songauswahl dürfte für jeden etwas dabei sein. Getanzt wird mit den verschiedensten Charakteren und nach dem Kampf zwischen Han Solo und Lando Calrissian sieht man die beiden nie wieder mit denselben Augen. Da die Star Wars-Saga auf dem Höhepunkt der Disco-Ära ihren Anfang hatte, ist die Idee eines Tanzspiel im Star Wars Setting eigentlich nur folgerichtig. Um hier alle Songs freizuschalten, bedarf es einiger Arbeit, der Schwierigkeitsgrad ist selbst auf einfacher Stufe relativ hoch - nicht zuletzt, weil die Bewegungsabfrage manchmal etwas holperig ist. Aber mit Sturmtruppen unter einer Todesstern-Discokugel zu Daft Punk tanzen... großartig!

In Rancor Rampage als riesiger Rancor durch Mos Eisley zu stampfen, dürfte vor allem bei den kleinen Fans der Hit sein. Der Amoklauf bietet alles, was man sich so vorstellt: Leute auffressen oder werfen, Häuser einreißen, Stampfattacken oder mit einer Art Laufbewegung der Arme eine Charge-Attacke ausführen, mit der man quasi durch den Level galoppiert. Durch den behäbigen Rancor und die vielen Möglichkeiten werden auch die Probleme der Steuerung in der Third-Person Perspektive mit Kinect umgangen. Rancor Rampage ist ein herrlicher Quatsch, um sich abzureagieren und es hat zumindest ein bisschen Potential, wenn man gerne auf Highscore-Jagd geht.

In Duels of Fate stehen die Lichtschwertduelle, wie sie auch in Jedi Destiny vorkommen, im Fokus. Man tritt einzeln gegen unterschiedliche Gegner an, um dann zum Schluss gegen Count Dooku und Darth Vader zu kämpfen. In der ersten Phase wird der Angriff pariert und in der zweiten Phase darf man dann selbst mit dem Laserschwert rumfuchteln. Ist alles sehr öde und wahnsinnig langweilig umgesetzt. Kann man genau wie den ersten Modus eigentlich komplett in der Pfeife rauchen.

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Galactic Dance Off ist sehr unterhaltsam und erinnert an das Tanzspiel von Harmonix.

Fazit
Trotz der großen Enttäuschung über die total misslungenen Laserschwert-Einlagen von Kinect Star Wars darf man den Titel nicht völlig abschreiben. Die schöne und liebevolle Präsentation, das wirklich gelungene Podrace, der lustige Dance Off und der alberne Rancor-Amoklauf sind auch für sich alleine Grund genug, um an Kinect Star Wars viel Freude zu haben. Außerdem dürfen alle Spiele im Splitscreen-Modus mit zwei Spielern gespielt werden. Es steht aber leider kein Online-Modus zur Verfügung, was insbesondere bei den Rennen wirklich schön gewesen wäre. Wer Lust auf spannende Podrennen hat und von Tanzspielen für Kinect nicht genug bekommen kann, macht hier nichts falsch. Aber die Erwartungen an das Spiel waren sicher andere.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Liebevolle Präsentation, präzise Steuerung der Podracer, sehr nette Tanzeinlagen
-
Die Jedi-Kampagne ist leider nur überflüssiger, interaktiver Blödsinn, der nicht die Erwartungen erfüllt
overall score
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