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Tales of Hearts R

Tales of Hearts R

Unter Freunden japanischer Rollenspiele ist es ein weit verbreiteter Glauben, dass die Spiele der Tales of-Serie alle von hervorragender Qualität sind.

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Wie gut ein Spiel wirklich ist, mag von Spiel zu Spiel immer leicht variieren, beeinflusst auch von der Vorliebe des Spielers selbst und wie er zu den Charakteren und der erzählten Geschichte steht. Das ist der Grund, warum bei der Tales of-Reihe, anders als andere Serien, die Spieler sich auf keinen klaren Liebling einigen können. Zu den Favoriten gehören die sehr unterschiedlichen Tales of Phantasia, Tales of Symphonia, Tales of the Abyss, Tales of Vesperia oder auch Tales of Xillia 2. Aber keiner der Titel steht ganz klar über dem Rest.

Das wir aber tatsächlich sagen können: Alle Spiele sind von sehr guter Qualität und eine sichere Bank in Sachen Unterhaltung. Das ist etwas, was nur wenige Unternehmen von ihren Serien behaupten können. Es scheint eher normal, dass es zwischen einzelnen Spielen immer mal hoch und runter geht. Oder das echte Innovationen immer dann eingeführt werden, wenn eine Serie wiederbelebt werden soll. Beides jedenfalls wird von Anhängern der entsprechenden Reihe nicht gemocht. Und das gilt für Rollenspiele wie für jedes andere Genre.

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Tales of Hearts RTales of Hearts R
Es ist schön zu sehen, dass die Playstation Vita inzwischen offenbar ein schönes Zuhause für japanische Rollenspiele geworden ist.
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Namco Bandai aber scheint mit Hideo Baba als Produzenten für die Tales of-Reihe den perfekten Partner gefunden zu haben. Er ist bekannt dafür, den Kern der Serie mit jedem neuen Spiel erhalten zu wollen, aber trotzdem neue Elemente hinzuzufügen, die jedes Spiel vom anderen unterscheidbar machen. Es gibt sympathische Charaktere und eine zunächst simple Geschichte, die aber im Verlauf immer komplexer wird. Dazu gesellt sich eine hübsche Präsentation mit viel Liebe für Details, ein Haufen Nebenaufgaben, großer Umfang und schließlich ein dynamisches Kampfsystem in Echtzeit, das mit jedem neuen Spiel in Nuancen verändert wird.

Es ist daher nicht überraschend, dass die Serie inzwischen auf fünfzehn Ableger kommt, die nach und nach auch außerhalb von Japan veröffentlicht werden. Auf dem Heimatmarkt ist die Serie nicht einmal sonderlich erfolgreich, dort spielt man offensichtlich weiterhin nur Dragon Quest. Inzwischen ist die Reihe für Bandai Namco so wichtig geworden, dass versucht wird, alle Spiele auch in den Westen zu bringen. Und so kommt nach Tales of Xillia 2 in diesem Jahr auch Tales of Hearts R für die Playstation Vita. Der Publisher versucht offenbar inzwischen mit den japanischen Veröffentlichungen mitzuhalten. Wir hängen nämlich noch immer etwas hinterher - insbesondere was diesen Titel für den Sony-Handheld angeht. Das Spiel kommt eineinhalb Jahr nach dem Launch für die Vita und sechs Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung für den Nintendo DS.

Aber wir können uns über diese Entscheidung wirklich glücklich schätzen. Obwohl wir lange darauf warten mussten, bekommen wir aber eines der besten Spiele der Reihe nachgereicht, so wie schon vor ein paar Jahren die Neuauflage von Tales of the Abyss für den Nintendo 3DS. Dazu gibt es deutsche Bildschirmtexte und im Fall von Tales of Hearts R sind sogar die japanischen Originalsprecher enthalten. Freunde der Reihe, aber auch Freunde von japanischen Rollenspielen im Allgemeinen, dürfen sich wirklich freuen. Zudem ist es schön zu sehen, dass die Playstation Vita inzwischen offenbar ein schönes Zuhause für japanische Rollenspiele geworden ist.

Tales of Hearts R
Wir bewegen uns wieder mit einem riesigen Charakter über eine flache Karte, auf der alles weit entfernt aussieht und es gelegentliche Gefechte gibt.
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Tales of Hearts R ist in jeder Hinsicht ein großartiges Spiel, dessen einziger Makel es ist, dass es inzwischen etwas antiquiert wirkt. Ursprünglich ist es eben im Jahr 2008 erschienen und daher sind bestimmte Spielmechaniken inzwischen veraltet. Dennoch profitiert es von den Verbesserungen, die damals vorgenommen wurden. Aber es ist eben eher in einer Liga mit Tales of Symphonia oder Tales of the Abyss. Und schlecht ist das keinesfalls, auch wenn wir das Gefühl haben, einen Schritt zurückzugehen - insbesondere bei Aspekten wie der Weltkarte. Wir bewegen uns wieder mit einem riesigen Charakter über eine flache Karte, auf der alles weit entfernt aussieht und es gelegentliche Gefechte gibt. Wir kennen das aus japanischen Rollenspielen, aber eher aus den Titeln der 16-bit- und 32-bit-Generation. Auch die Zwischensequenzen sind veraltet, weil das Format vom Nintendo DS übernommen wurde.

Neben den Kleinigkeiten, die auf das wahre Alter des Spiels schließen lassen und die Wartezeit, mit der wir nun Tales of Hearts R in die Hände bekommen, liefert der Titel bei den ganz wesentlichen Punkten eine sehr befriedigende Erfahrung - so etwa bei der Handlung. Der Grundidee der Reihe folgend, beginnt die Geschichte recht einfach damit, dass der Held Kor Meteor versehentlich das Spiria von Kohaku Hearts zerbricht. Dabei handelt es sich um einen Kristall, der alle Emotionen eines Menschen enthält und es ist das wichtigste Element in dieser Welt. Ohne Spiria würde man zu einer seelenlose Hülle werden.

Was als Abenteuer nach der Suche der Fragmente von Kohakus Spiria startet, endet mit vielen überraschenden Wendungen in einer Mission zur Rettung der Welt. Von Anfang bis Ende ist die Geschichte spannend und die Charaktere durchaus sympathisch. Und dazu kommt, dass sich das Spiel innerhalb der Möglichkeiten ganz nebenbei von den gängigen Geschlechterrollen verabschiedet. Tales of Hearts R ist zwar besonders, doch obwohl es einen guten Eindruck hinterlassen hat, ist es dennoch unwahrscheinlich, dass irgendeiner der Charaktere andere bekannte Gesichter aus der Reihe als Lieblingsfigur verdrängen könnte.

Tales of Hearts R
Wir bekommen ein sehr umfangreiches Abenteuer mit etwa 30 bis 40 Stunden Spielzeit für die eigentliche Handlung.

Zur Unterstützung der Handlung gibt es aber auch flüssige und brillante Spielmechaniken, auf denen wir gern hängen bleiben. Das Kampfsystem namens "Aerial Chase Linear Motion Battle System" ist unterhaltsam und dynamisch. Wir haben direkte Kontrolle über die Charaktere und die Fähigkeiten, die wir ausführen wollen. Auch das Hochleveln macht Freude, denn wir haben viele Möglichkeiten, selbst über die weitere Entwicklung des Charakters zu entscheiden. Wir können festlegen, welche Stärken wir unterstützen wollen und formen daraus Klassen wie Kämpfer, Magier, Heiler und so weiter.

Ansonsten setzt das Spiel ganz streng auf jene Konventionen, die wir für das Genre bereits seit über zwanzig Jahren kennen. Wir müssen hunderte von Gegnern besiegen, um ein neues Level zu erreichen. Wir kaufen neue Waffen, verteilen Skillpunkte, erkunden Dungeons mit kleinen Rätseln, bereisen die Weltkarte zu Fuß, es gibt fette Bosskämpfe und vieles mehr.

Und obwohl es spät dran ist und nicht als eines der besten Kapitel der Reihe über das übliche Niveau herausragt, bleibt unbestritten, dass Tales of Hearts R ein großartiges japanisches Rollenspiel ist. Wie eingangs erwähnt, erreichen alle Spiele der Reihe einen ähnlichen Standard. Und so ist es trotz seiner Mängel eine Bereicherung für die Playstation Vita. Und für Freunde dieser Art von Spielen bietet es ohnehin erstklassige Unterhaltung. Noch dazu schenkt uns das Rollenspiel sogar deutsche Bildschirmtexte. Auch das ist für manche ein ausschlaggebender Pluspunkt.

Wir bekommen ein sehr umfangreiches Abenteuer mit etwa 30 bis 40 Stunden Spielzeit für die eigentliche Handlung. Dazu kommen weitere Stunden, wenn man sich den Nebenmissionen widmet. Es ist unterhaltsam, dynamisch und voller Überraschungen. Und am Ende bleibt ein wirklich gutes Gefühl. Vielleicht ist Tales of Hearts R nicht besonders innovativ. Tatsächlich hinterlässt das altbackene Abenteuer eher den Geschmack eines klassischen Rollenspiels, wie es eben vor fünf Jahren üblich gewesen wäre. Trotzdem funktioniert das auch heute noch sehr gut. Denn in dem, was es tut, ist es einfach sehr gut.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
viele Extras, dynamisches Kampfsystem macht Spaß, viele Anpassungsmöglichkeiten, passt sehr gut auf die Vita, deutsche Bildschirmtexte
-
über sechs Jahre alt, manche Elemente hat die Serie inzwischen selbst schon hinter sich gelassen, Zwischensequenzen nicht neu aufgenommen, Charaktere gehören nicht zu den beliebtesten in der Serie
overall score
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