Iron Man 2

Eigentlich alles an Iron Man 2 ist irgendwie schlimm, ausgenommen, dass es sich um ein Spiel zum Marvel-Helden Iron Man handelt. Ich nehme mal an, Sega meinte es gut und wollte ein Action-Adventure machen, dass an die Story des Films anknüpft und sie an anderer Stelle weitertreibt. Erzählt wird auch eine Geschichte, aber wie das passiert, das ist der schlimme Teil.

Die Lippensyncronisation ist derart weit neben der Spur, dass es beim Zusehen weh tut. Wer die Ohren spitzt, hört gruselige Sprecher in der deutschen Fassung, deren verbal artikulierte Motivation sich nicht hinter der einer gelangweilten Call-Center-Mitarbeiterin der Telekom verstecken muss. Und dann diese hässlichen Zwischensequenzen, schlimm. In einer rennt Tony Stark als Eisenmann wie ein Hürdenläufer aus einem 80er-Jahre-Atari-Sportspiel durch die Gänge. Tony stakst, mein Gott - das muss doch jemand gesehen haben? Oder hat da die Qualitätskontrolle wieder geschlossenen Lost geguckt?

Die Missionen, die ich gespielt habe, bevor sich mein Selbstschutz aktivierte und die innere Weigerung durchsetzte, liefen alle nach einem ähnlichen Schema ab. Das Gameplay besteht zu großen Teilen aus wildem, weitgehend wahllosen Geballere auf Roxxon-Roboter und größere Endgegner wie die Roxxon-Geschützträger. Insgesamt alles eher hässlich gestaltete Gefährten, denen zugute kommt, dass die eckig sind. Da sieht man nämlich die aus nur wenigen Polygonen zusammengebaute Grafik nicht so.

Die Flugpassagen mit dem Iron Man sind in etwa so actiongeladen wie eine mittelmäßige Folge Marienhof. Zwar dürfen wir uns in der Luft schwebend und fliegend prügeln, aber die immer gleiche Kombo aus Schlägen und Tritten mit zwei Buttons verliert nach drei Minuten ihren Reiz. Die obligatorische Flucht aus dem Todesstern (aka "Schtaak, entkommen Sie aus dem Reaktorkern") ist nur das schlimmste Beispiel dafür, wie emotionslos und lieblos man eine wichtige Szene inszenieren kann.

Am Ende jeder Mission bekommt man Punkte, wobei sich mir nicht erschließen wollte, wofür man wie viele Punkte bekommt. Aber es wird immerhin jedes Mal ein neuer Kampfanzug freigeschaltet. Hauptsache, es passiert etwas. Mit den Punkten dürfen dann die Waffensysteme, Nahkampffähigkeiten und passive Sicherheit des Iron Man aufgerüstet werden. Ein hässliches Menü ist das hier, ein wirklich hässliches Menü.

Überhaupt: Die Grafik ist so hässlich, dass man sich wirklich fragen muss, warum sie eigentlich das Game für HD-Konsolen gemacht haben. Das sieht aus, als ob die Wii die primäre Entwicklungsplattform gewesen wäre - und der Rest portiert wurde. Hässliche Explosionen, hässlicher Rauch und vor allen Dingen ein hässlicher Iron Man. Die äußeren Umgebungen sind öde und trist, eine grau-braune Langweile. Es ist die detailgetreue Umsetzung meiner Vorstellung von Bitterfeld im Herbst des Jahres 1973. Drinnen wird es auch nicht besser, nur dunkler. Durch verpixelte, enge Flure geht es von Raum zu Raum - die Passagen sind wie mit einem zweitklassigen Leveleditor gemacht.

Entweder, das Game ist mit der ganz glühend-heißen Nadel gestrickt worden. Oder sie haben eben nur ein Budget im Gegenwert eines amerikanischen Mittelklassewagens gehabt. In jedem Fall aber muss man wohl sagen: Iron Man 2 ist eines dieser Lizenzspiele, wegen denen viele Lizenzspiele kritisch beäugen. Oder zu recht einfach nur schlimm finden. Sorry Sega, ihr macht so viele tolle Spiele, aber das hier geht gar nicht. Und das werdet ihr auch wissen.