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Lead and Gold: Gangs of the Wild West

Lead and Gold: Gangs of the Wild West

Entwickler Fatshark erkannte, dass es der Welt an Cowboy-Peng-Peng mangelt. Diese Lücke haben sie nun mit ihrem neuen Onlineshooter Lead and Gold: Gangs of the Wild West geschlossen.

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Kleine unabhängige Entwickler, die es mit großen, bereits etablierten Marken aufnehmen, beeindrucken mich. Eine kleine Firma nimmt das Risiko auf sich, wie im Fall von Lead and Gold: Gangs of the Wild West an einem Onlineshooter zu arbeiten. Sogar wenn sie dabei scheitern und das fertige Spiel nichts taugt, fällt es mir schwer, nicht trotzdem ihren Mut zu bewundern. Indie-Entwickler gehen sonst üblicherweise den einfachen Weg, werkeln an Puzzlespielen oder Adventures, die sie dann selbst entweder auf dem PC oder Plattformen wie Xbox Live oder dem Playstation Network herausbringen.

Es ist nicht so, dass Lead and Gold: Gangs of the Wild West nicht gut in dem ist, was es sein möchte: ein Team Fortress 2-Klon im Wilden Westen. Ein wahres Fest für Onlineshooter-Spieler. Mit vier verschiedenen Charakterklassen kann ein Gefecht auf diversen Karten entweder mit Zielvorgabe oder frei heraus als Deathmatch ausgetragen werden. Es ist schwer, die Ähnlichkeiten zu Valves Kultklassiker in Sachen Gameplay zu übersehen, aber mit dem frischen Setting und ordentlicher Grafik gelingt es dem Spiel, sicher auf eigenen Beinen zu stehen.

Lead and Gold: Gangs of the Wild West
Optisch macht Lead and Gold: Gangs of the Wild West eine ziemlich gute Figur.

Das erste, was ins Auge sticht, ist die tolle Optik des Spiels. Die Charaktermodelle und die Umgebung schaut um einiges besser aus, als man es vielleicht von einem Low-Budget-Projekt wie diesem erwartet. Die Animationen sind nicht immer auf Höhe der Zeit, aber Texturen und Modelle lassen kaum Wünsche offen. Die Level sind in ihrem Umfang begrenzt und die Zahl der Charaktermodelle ist auf die vier verschiedenen Klassen begrenzt. Das könnte vielleicht auch die grafischen Fähigkeit des Spiels erklären, was es aber nicht weniger beeindruckend macht.

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Die vier Klassen sind unterschiedlich genug, um mit ihnen experimentieren zu können und um beispielsweise während des Spiels zwischen ihnen hin und her zu springen. Gleichzeitig wecken sie aber auch das Bedürfnis, mehr haben zu wollen. Die eher abschreckend große Zahl in Team Fortress 2 war vielleicht etwas viel damals, aber ein oder zwei mehr hätten dem Spiel sehr gut getan. Die vier enthaltenen Klassen fühlen sie aber nichtsdestotrotz sehr ausgewogen an und sie spielen sich ziemlich anders. Vom typischen, eher am Nahkampf orientierten Blaster bis hin zum snippernden Trapper - das Spiel deckt das Wichtigste ziemlich gut ab. Was aber fehlt sind Optionen, um die Charaktere anzupassen. Meinen eigenen Zwilling immer und immer wieder zu töten, ist mit der Zeit einfach nicht spannend.

Wenn jemals einen Onlineshooter gespielt hat, insbesondere mit Menschen, die man nicht kennt (oder aber mit mir), dann sollte man sich daran gewöhnt haben, dass einige mehr auf ihr eigenes Wohl als auf das ihrer Mitspieler bedacht sind. Fatshark hat nun versucht, das Zusammenspiel im Team in Lead and Gold durch besondere Fähigkeiten ganz nach vorne zu stellen. Zu den kleinen Hilfen für Kompagnons zählen aktive wie das Tagging eines Gegners, so dass alle sehen können, wo er sich aufhält. Die passive Hilfen greifen beim Zielen oder dem Heilen verlorener Energie, wenn man nah genug zusammen steht. Das funktioniert ziemlich gut, obwohl es die Leute meistens weiterhin eher eilig haben und trotzdem ihren eigenen Zielen nachgehen. Das kann man dem Spiel aber keinesfalls vorwerfen.

Lead and Gold: Gangs of the Wild West
Teamplay ist wichtig. Fatshark hat dafür aktive und passive Anreize geschaffen.

Abgesehen vom Fehlen weiterer Charakterklassen ist die Zahl der vorhandenen Level die wirkliche Schwäche des Spiels. Ich habe die Worte "nicht spannend" bereits gebraucht und genau das trifft auch auf die meisten Level zu. Sie sehen zwar unglaublich gut aus und bieten auch einige unterhaltsame Schießereien in Saloons und Banken, aber die meisten sind einfach ziemlich fad und langweilig. Mein Lieblingslevel ist die Karte, die in einer Goldmine spielt. Hier müssen Zugänge gesprengt werden und Treppen und Schächte erzeugen ein hübsches Labyrinth in der Mitte des Levels. Das ist Lead and Gold in seiner schönsten Form - und auch in seiner eindringlichsten. Ich hoffe, dass man sich für zukünftige Karten genau diese als Vorbild nimmt.

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Lead and Gold mit Team Fortress 2 zu vergleichen ist ein bisschen unfair, um ehrlich zu sein. Nicht nur, dass das Team von Team Fortress 2 ein viel größeres Budget hatte, es hatte auch Jahre Zeit, um sich zu patchen und weiterzuentwickeln. Lead and Gold ist ein Spiel, das auf seine Art und Weise Spaß macht. Es ist ein leicht zugänglicher Third-Person-Onlineshooter mit der richtigen Prise Humor. Mehr Möglichkeiten zur Anpassung, mehr Waffen, ein etwas besserer Netzcode (es gibt immer wieder mal die Tendenz zu Lags) und ein paar spannendere Karten - und schon hätte Fatshark vielleicht den Kultklassiker schlechthin veröffentlicht. So bin ich vorsichtig optimistisch und ich freue mich wirklich, wenn das Spiel sowohl auf im Playstation Network als auch für Xbox Live verfügbar ist. Es lohnt sich auf jeden Fall, im Wilden Westen von Fatshark reinzuschauen.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
nette Grafik, belohnendes Teamplay, ausbalancierte Charakterklassen
-
Uninspirierte Level, fehlende Anpassungsmöglichkeiten
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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