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Uncharted: Golden Abyss

Uncharted: Golden Abyss

Uncharted steht für ganz großes Kino und ist eines der wichtigsten Aushängeschilder für die Playstation 3. Mit eben jenem guten Ruf will Sony auch die Begeisterung für die Vita anfeuern, wobei Naughty Dog allerdings an Uncharted: Golden Abyss nicht beteiligt ist, sondern nur beratend zur Seite steht.

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Versprochen wird einem von Hard- und Software manchmal viel. Zum Glück gehen wir fast schon reflexartig mit der nötigen Skepsis an eine Ankündigung heran. Im Fall von Uncharted: Golden Abyss für die Playstation Vita gab es zwar zunächst Jubel, aber dann tauchten zwei dicke Probleme auf. Einerseits gab es Zweifel daran, dass ein so großes Abenteuer auf einen solch kleinen Bildschirm passt. Nathan Drake auf einem Handheld, das musste doch schief gehen. Zum anderen schien genau dies noch von der Entscheidung bestätigt zu werden, dass nicht Naughty Dog selbst an dem Titel arbeitete. So wichtig also schien das Projekt nicht zu sein. Und damit muss im Ergebnis ein billiger Abklatsch von Uncharted für PS3 herauskommen. So viel zur Theorie.

Sony Bend allerdings beweist, dass sie sehr wohl in der Lage sind, Atmosphäre auf dem kleinen Handheld zu entfachen. Haben sie mit Resistance: Retribution und Syphon Filter: Logan's Shadow eigentlich auch schon bewiesen, aber das Drake-Abenteuer ist doch noch mal eine Nummer größer. Zwar fehlt die Fettheit vom großen Bruder, aber die detailierten Charaktere, klasse Animationen wie auch großartige Musik und die deutsche Sprachausgabe schaffen einen Zauber im Kleinen. Selbst bei der Handlung ist ein ganz ähnlich kurzweiliges Kunststück gelungen, bei dem es sogar ein Wiedersehen mit alten Bekannten gibt.

Zwar ist Naughty Dog noch eine Ecke besser, wenn es um das Erzählen einer Geschichte geht, aber Drakes jüngstes Abenteuer in Südamerika entwickelt sich auch relativ zügig in die Richtung, dass wir herausfinden wollen, was nun eigentlich das große Geheimnis ist. Wir fiebern und bangen, sind unterwegs mit einem Partner, der für genügend Geld wohl auch ein Messer in unseren Rücken rammen würde. Und wir geraten mit einem Militär-Diktator aneinander und treffen natürlich auch eine hübsche Frau, mit der wir ein wenig flirten.

Uncharted: Golden Abyss
Nicht alle Texturen sind so überzeugend wie bei der überragenden Playstation 3-Version, aber die Animationen sind klasse.
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Fangen wir doch aber zunächst mit den Schwächen des Spiels an, die auf Grund technischer Einschränkungen gemacht werden mussten. Uncharted: Golden Abyss bietet keinerlei Multiplayer, weil der offenbar nicht in der gewünschten Qualität realisiert werden konnte. Zum anderen kann der Titel optisch natürlich nicht mit dem großen Bruder mithalten. Die Texturen sind zum Teil sehr schwach, die Auflösung ist niedriger und Schatten flackern. Außerdem gibt es noch etliche, kleinere Bugs im Spiel, die nicht spielbehindernd sind, aber manchmal an der schönen Gesamtatmosphäre kratzen.

Aber die Kritik an der Optik darf natürlich auch nicht falsch verstanden werden. Die Animationen sind großartig und die Umgebung voller Details. Uncharted: Golden Abyss zeigt sehr wohl, was die Playstation Vita drauf hat, ohne dabei in allen Belangen mit der Playstation 3 konkurrieren zu können. Trotzdem ist die Grafik an einigen Stellen atemberaubend schön und in jedem Fall herrscht eine fantastische Atmosphäre, die über andere Mängel hinwegschauen lässt.

Worüber sich streiten lässt, ist der Aufbau. Noch immer besteht das Spiel aus den üblichen Geschicktlichkeits-, Shooter- und Adventure-Passagen, die sich ständig wiederholen. Aber die angegebene Spielzeit von zehn bis zwölf Stunden lässt sich ohne Probleme strecken, weil es sich trotz der schlauchigen Wege weniger linear anfühlt. Die geänderte Integration von Schätzen ist großartig, lässt das ganze Abenteuer freier wirken und uns öfter abseits der Strecke Zeit vertrödeln.

Neben Gold- und Silbermünzen, die es gelegentlich von Gegnern gibt und den besonderen Juwelen, die wie Schätze gut versteckt sind, gibt es weiteres zu entdecken. Verschiedene Gegenstände sind thematisch zusammengefasst und bilden ein vollständiges Geheimnis. Wir sammeln sie, indem wir einen Kohle-Abdruck von einer Stelle machen und dafür den Touchscreen abrubbeln. Es gibt besondere Ort, die wir Fotografieren, Puzzle, die wieder zusammengefügt werden müssen. Wir identifizieren Gegenstände und nutzen die Berührungsempfindlichkeit des Bildschirms und des Pads auf der Rückseite. Einmal müssen wir die Vita sogar gegen das Licht halten, um eine geheime Botschaft lesen zu können.

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Wir fühlen uns dadurch deutlich näher am Gedanken von einem Archäologen und Abenteurer. Außerdem macht es die Schatzsuche viel interessanter. Nur wenn ein Geheimnis vollständig gelüftet wurde, gibt es dafür die entsprechende Trophäe. Da wir die 34 Kapitel erneut auch gezielt besuchen können, ist die Hürde für den Wiederspielwert angenehm niedrig. Außerdem gibt es fünf Schwierigkeitsgrade, die für jeden den passenden Anspruch vermitteln sollten.

Uncharted: Golden Abyss
Sony Bend nutzt die Fähigkeiten der Playstation Vita voll aus, aber manchmal hätten wir uns eine Alternative zur Touch-Steuerung gewünscht.

Zu den weiteren Stärken der Handheld-Version gehört definitiv auch die Einbindung der neuen Vita-Funktionen. Wir klettern ein Seil hoch, in dem wir die Finger auf der Rückseite abwechselnd von oben nach unten ziehen. Wir etzen zum Sprung an, indem wir die Vita kippen oder können Gegner per Touchscreen antippen, um sie in einen Nahkampf zu verwickeln. Es ist sogar möglich, das Schießen über die neuen Vita-Funktionen zu verändern, indem wir beim Zielen die Vita bewegen und nicht den Analogstick oder aber den Bildschirm auf der Rückseite benutzen.

Leider sorgen eben jene Neuerungen manchmal auch für den größten Frust. Einige Handlungen zwingen uns dazu, die neuen Features zu nutzen, statt sie nur optional anzubieten. Die Menüführung etwa ist auf herkömmlichen Weg gar nicht mehr möglich und immer wenn wir über schmale Bretter laufen, können wir uns sicher sein, dass die Bewegungssensoren unseren Gleichgewichtssinn überprüfen wollen. Wer noch dazu die Quick-Time-Sequenzen in Uncharted hasste, wird die neuen Touchscreen-Bewegungsabfragen nun noch viel mehr verfluchen.

Im Ergebnis aber ist Uncharted: Golden Abyss ein großartiges Spiel zum Vita-Start, dem die Fußstapfen des Originals keinesfalls zu groß geraten sind. Sprachausgabe, Präsentation und Spielmechaniken sind trotz kleiner Schwächen so fantastisch wie im Original. Und das neue Schatzsystem wollen wir definitiv in Uncharted 4 sehen. Nein, das hier ist ist wahrlich kein öder Aufguss. Wer die Abenteuer von Nathan Drake bisher mochte, wird auch dieses Spiel lieben.

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09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
gute Geschichte, überzeugende Präsentation, neues Schatzsystem
-
manchmal schwache Texturen, kleinere Bugs
overall score
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