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Modern Combat 5: Blackout

Modern Combat 5: Blackout

Es ist schön, dass Gameloft sich mit dem neusten Teil des weltbesten Tablet- und Smartphone-Shooters vom verhassten Freemium-Modell verabschiedet.

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Zarte klassische Töne klingen aus den Lobby-Lautsprechern im Hotel. Das Wasser in den Kanälen von Venedig spiegelt sich in der Abendsonne. Es könnte leicht ein perfekter Postkartenmoment von einer Urlaubsreise sein. Allerdings ist die Musik mit dem Klang von Waffenfeuer gemischt. Jets decken die Straßen mit Bombenteppichen ein. Es ist kein bisschen so idyllisch, wie es auf den ersten Blick scheint. Herzlich Willkommen in Modern Combat 5: Blackout, dem neuesten Kapitel in einer der besten Shooter-Reihen für Tablets und Smartphones.

Seit 2009 hat Gameloft ihre Sicht auf das Call of Duty-Thema geliefert. Die Klon-Serie hat mit leckerer Grafik und einer Mischung der besten Spielmodi der großen Vorbilder ständig die Messlatte für mobilen Multiplayer höher gelegt. Modern Combat 5: Blackout verschiebt die Grenzen für die Grafik erneut, nicht zuletzt durch SSAO. Das steht für Screen Space Ambient Occlusion und ist eine Rendering-Technik, die von den Grafiknerds bei Crytek entwickelt wurde. SSAO war bis dato dem PC vorbehalten und tauchte nur wenige Male bei Konsolenspielen auf. Sie bietet eine hervorragende Ausleuchtung und erzeugt einen etwas übertriebenen Kontrast zwischen Licht und Schatten, der aber wirklich gut zu den kleineren Bildschirmen passt. Gameloft hat die Action bei 30 Frames pro Sekunde fixiert und mit neueren Android- oder iOS-Geräten ist das Erlebnis grandios. Auch ältere Hardware hält die Framerate, allerdings auf Kosten von grafischen Details.

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Modern Combat 5: BlackoutModern Combat 5: Blackout
Der Shooter ist nun ein reiner Premium-Titel geworden. Keine aufdringlichen Inn-App-Kaufsystem, kein Free-to-Play - zumindest nicht zum Start des Spiels.
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Gameloft zeigt wieder Gespür für Veränderungen in der Spielwelt. In der Singleplayer-Kampagne schicken uns die knapp 70 (!) Kapitel in San Marcos sonnenbeschienene Straßen oder in Ryogokus japanisches Stadtleben. Wir durchstreifen große Bürogebäude und kleinere Tempel-Landschaften. Natürlich entweder zu Fuß oder am Steuer eines der vielen Fahrzeuge, während man Tod und Zerstörung serviert. Die Musik bietet derweil schöne Varianten der grandiosen Helden-Kompositionen. Es ist solide Handwerkskunst der neun Musiker, die in ihrer Machart an Nick Glennie-Smith und Hans Zimmer erinnert. Die Sprachausgabe ist überraschend gut, ausgenommen einiger lästiger Akzente, und die Synchronisation und Lippenbewegungen sind durchaus überzeugend.

Viel wichtiger aber: Wie gut ist die Steuerung? Einfache Antwort: Sie repräsentiert das übliche Gameloft-Flair. Wir können aus verschiedenen Optionen wählen, die Empfindlichkeit ändern und alle Bildschirmelemente frei verschieben. Letztere Funktion wird von vielen Spielern übersehen. Das ist durchaus verständlich, denn sie ist gut versteckt. Aber sie ermöglicht es eben, alle Icons neu anzuordnen und bei Bedarf sogar zu skalieren. Android-Besitzer können natürlich einen Controller anschließen, während iOS-Spieler auf ein versprochenes Update warten müssen, um mit einem MFI-Controller zu zocken.

Modern Combat 5: Blackout ist nun ein reiner Premium-Titel geworden, der zum Start 5,99 Euro kostet. Keine aufdringlichen Inn-App-Kaufsystem, kein Free-to-Play - zumindest nicht zum Start des Spiels. Alles ist für den Kaufpreis dabei. Es ist schön, dass Gameloft sich wegbewegt von dem verhassten Freemium-Modell.

Modern Combat 5: Blackout
Gameloft hat sich mehr oder weniger von einer Story für die Kampagne verabschiedet und sie durch ein Bündel ultra-kurzer Episoden ersetzt.
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Aber es ist nicht alles rosig. Erstens klingen viele Waffen etwas flach (auch wenn die Hintergrundgeräusche sehr atmosphärisch sind, Und einigen Waffen fehlt spürbar Gewicht. Auch der Sprint-Modus ist dieses Mal ein wenig langsamer geraten. Und das Spiel erfordert es zwingend, dass man mit Tablet oder Smartphone online ist, egal ob man solo oder im Multiplayer spielt. Der Grund dafür sind Erfahrungspunkte, die man in beiden Modi verdient. Der Vorteil hierbei ist natürlich, dass man in der Kampagne leveln kann, um nicht im Multiplayer sofort platt gemacht zu werden.

Gameloft hat sich aber mehr oder weniger von einer Story für die Kampagne verabschiedet und sie durch ein Bündel ultra-kurzer Episoden ersetzt. Das ist mehr Schießbuden-Spaß als packende Story. Die Spielrunden sind zwischen einer und drei Minuten lang. Mehrere sind wirklich gut gemacht, einschließlich einer rasanten Verfolgungsjagd durch dunkle Gassen. Aber es gibt auch reichlich Missionen wie in allen modernen Shooter: lineare Gebiete, viele rücksichtslose Feinde. Neu sind die Spec-Ops-Missionen, die wie Time Crisis auf Speed wirken. Spannend ist es auch, die Rolle eines Scharfschützen zu übernehmen - inklusive einem Bonusfeature, bei der wir die Kugel in Richtung Feind steuern dürfen. Unterm Strich spielt sich das lustig und unterhaltsam. Aber es ist eben mehr ein Haufen von leckeren Snacks, die einen aber nie vollständig sättigen.

Natürlich sind die meisten Spieler für den Multiplayer hier. Free-for-all, Squad-Schlachten, VIP, Team-Battle und Capture the Flag sind wieder Teil des Angebots. Wir dürfen einen Squad gründen und an besonderen Ereignisse teilnehmen, die regelmäßig starten. Vor allem der VIP-Modus, für den ein zufälliger Spieler aus jedem Team zum Gejagten wird, hat sich dieses Mal als sehr spaßig herauskristallisiert. Vier verschiedene Klassen mit einer Fülle von Upgrade-Optionen und Waffenkombinationen bieten eine gute Variation. Und das gilt unabhängig davon, ob man im Kampf lieber den verrückten Rambo-Typen, den sorgfältigen Soldaten oder den Gadgetliebhaber gibt. Seit Modern Combat 4 sind die Karten immer größer geworden, waren am Ende vielen zu groß für Sechs gegen Sechs. Dieses Mal gibt es glücklicherweise eine solide Mischung. Es gibt enge Level, weitläufige Areale, Hochhauslevel und offenen Straßenkampf. Es gibt für jeden etwas. Und dieser Teil des Spiels macht so süchtig wie eh und je. Modern Combat 5: Blackout ist am Ende eine gemischte, insgesamt gute Erfahrung. Und immer noch die weltweit beste Shooter-Reihe für Android und iOS.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Kein Freemium, keine In-App-Käufe, leckerer Multiplayer, guter Soundtrack, solide Präsentation
-
Onlinezwang, zerfaserte Solokampagne, einige komische Soundeffekte
overall score
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