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UFC Undisputed 3

UFC Undisputed 3

Erinnert sich jemand an EA Sports MMA und den Versuch, THQ anzugreifen? Niemand? Das ist normal, denn der Versuch ist praktisch völlig gescheitert. Die Entwickler der UFC Undisputed-Reihe hätten sich also locker ausruhen können. Haben sie aber nicht. Und auch wenn immer noch viel Platz nach oben ist, mit UFC Undisputed 3 haben sie eine ganze Menge richtig gemacht.

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Für mich persönlich war es mit das größte Highlight der letzten Gamescom: Als mir in einem kleinen Zimmer am Stand von THQ der nächste Teil der UFC-Reihe gezeigt wurde, hieß es plötzlich, es käme noch ein besonderer Gast. Als dann plötzlich Wanderlei Silva in der Tür stand, war der Jubel unter den Fachjournalisten groß.

Der muskelbepackte Brasilianer zeigte, dass er eigentlich ganz lieb und nett und zuvorkommend ist. Also so ganz anders, als man ihn aus den grausamen Videos kennt. Er wird schließlich nicht umsonst der Axtmörder genannt. Da Wanderlei Silva besonders durch seine Pride-Meisterschaft im Jahre 2003 bekannt geworden ist, war er auch der beste Werbepartner für UFC Undisputed 3.

Mit einer der größten Neuerungen werden wir sofort beim ersten Spielstart konfrontiert. Alternativ zur sehr komplexen Profi-Steuerung wird eine Amateur-Option angeboten. Ein kluger Schachzug, um neue Spieler für die Marke zu gewinnen und auch Casual-Gamer in die virtuelle Arena zu locken. Statt der fiesen Stick-Gesten (beispielsweise von elf auf zwei Uhr oder von fünf auf sieben Uhr, nur im Clinch oder Bodenkampf die Position zu wechseln) genügt es hier, den rechten Stick nach oben oder unten zu neigen. Angenehm.

UFC Undisputed 3
Mit einer der größten Neuerungen werden wir sofort beim ersten Spielstart konfrontiert. Alternativ zur sehr komplexen Profi-Steuerung wird eine Amateur-Option angeboten.
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Die Submissions in UFC 2010 Undisputed litten nach Meinung vieler Spieler darunter, kaum nachvollziehbar zu sein. Und tatsächlich war nie so wirklich klar, was da gerade genau passiert. UFC Undisputed 3 liefert nun das absolute Gegenteil. Nehmen wir einen Gegner in den Schwitzkasten, erscheint ein Ring, in dem die Spieler mit Hilfe der Sticks Katz und Maus spielen. Der Angreifer muss mit seinen Cursor den des Verteidigers bedecken. Diese Mini-Game ist nun zwar absolut nachvollziehbar, fühlt sich aber äußerst merkwürdig an. Dazu ist es mit ein wenig Übung sehr leicht, so gut wie jeden Angriff abzuwehren. Ein ordentliches Knöpfe-Triggern wäre hier wahrscheinlich doch die bessere Lösung gewesen. So kommt jedenfalls kein Gefühl dafür auf, was dort eigentlich geschieht. Kämpfen fühlt sich anders an.

Was bei vielen MMA-Fans für Begeisterungsstürme gesorgt haben dürfte, ist die Integration des Pride-Regelwerks. In den Kämpfen des bereits aufgelösten Verbandes ging es teilweise noch härter zu, als man es von den Käfigkämpfen kennt. In Pride-Kämpfen treten die zwei Kontrahenten in einem mit Seilen begrenzten Ring gegeneinander an. Praktisch wie beim Boxen. Darüber hinaus wird der Sieger nicht über die jeweils besten Runden ermittelt, sondern es zählt der Eindruck des gesamten Kampfes.

Außergewöhnlich brutal aber geht es bei Pride durch eine Besonderheit im Regelwerk zu: Am Boden liegenden Gegnern darf gegen den Kopf getreten werden. Und das nach allen Regeln der Kunst. Wenn dem liegenden Kämpfer die Ferse mit voller Wucht ins Gesicht gerammt wird, dann sieht das einfach nur schlimm aus. Umso fieser, wenn es auch noch ein fast bewusstloser Kämpfer ist, auf dessen Visage der Riverdance getanzt wird. Kein schöner Anblick. Ob es nun der echte oder der virtuelle Wanderlei Silva ist, der da zutritt, es nimmt sich nicht viel.

UFC Undisputed 3
Sehr schön ist, dass wir in den Spieleinstellungen zwischen Simulations- und Wettkampf-Modus wählen können.
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Sehr schön ist, dass wir in den Spieleinstellungen zwischen Simulations- und Wettkampf-Modus wählen können. Ersterer wird besonders in Sachen Ausdauer und Energie spürbar, die dem Kämpfer ganz realistisch flöten gehen soll. In letzterem wurde der Kampf von allen zufälligen Elementen befreit. Wegen Fairness und so. Ein wirklich großes Update gab's für die Statistiken der einzelnen Kämpfer, die nun deutlich differenzierter sind. Nun ist beispielsweise Fußarbeit nicht mit Speed gleichzusetzen. So kann ein Kämpfer zwar unheimlich flink mit den Fäusten aber zugleich auch ganz schön lahm auf den Beinen sein.

Der Kommentar ist in Ordnung. Nicht mehr, nicht weniger. Wer den Vorgänger kennt, weiß im Grunde, was ihn erwartet. Bas Rutten, der zusammen mit Stephen Quadros die Pride-Kämpfe kommentiert, reißt das ganze noch ein bisschen raus. Der Soundtrack mit seinen Möchtegern-Klängen hätte auf jeden Fall etwas cooler und auch härter ausfallen können.

Den Kämpfern wurde in UFC Undisputed 3 endlich ein Arena-Einmarsch spendiert. Dieser sieht mal mehr, mal weniger gelungen aus. Gerade vor Pride-Kämpfen wirkt die Inszenierung leider eher holprig, statisch und einfach lahm. Am übrigen Kampf-Vorspiel hat sich im Vergleich zum Vorgänger praktisch gar nichts getan. Schade.

UFC Undisputed 3
UFC Undisputed 3 hat wie schon der Vorgänger einige Schritte vorwärts gemacht.

Die Optik von UFC Undisputed 3 weiß immer zu überzeugen. Zwar ist das pixelige Blut auf dem Boden weniger geworden, dafür klebt mehr davon an den Kämpfern. Wie die rote Suppe auch von kleineren Spritzern aus auf der klitschnassen Haut herunterläuft, sieht aber beeindruckend echt aus, ebenso die Tattoos der Kämpfer. Sich abzeichnende Sehnen und Adern vervollständigen den guten Eindruck. Die Gesichter sehen größtenteils gelungen aus, was auch einige Schwächen bei der Mimik nicht ändert. Auch die Platzwunden im Gesicht sind ziemlich schick. Letztere wirken sich übrigens auch auf die Ausdauer und Energie des Kämpfers aus.

Wie komplex die Steuerung von UFC Undisputed 3 ist, zeigt ein Blick ins Tutorial. Hier arbeiten wir uns von simplen Angriffen zu komplizierten Kontern und Kombos vor. Satte 62 Trainingseinheiten gilt es zu absolvieren. Darunter gibt's natürlich auch gänzlich neue Features. Besonders viel Spaß machen solche, in denen der Käfig mit eingebunden wird. So nutzen wir den Käfig beispielsweise für Submissions oder stoßen uns von ihm ab, um im Bodenkampf in eine bessere Position zu gelangen. Wer nach dem Tutorial noch nicht genug Input bringt, kann sich das Glossar zu Gemüte führen. Hier werden auch die verschiedenen Regelwerke ausführlich erklärt.

Auch wenn ich das dumme Gefühl habe, in letzter Zeit besonders die Editoren von Kampfspielen zu loben, bei UFC Undisputed 3 muss das auch sein. Bis zu 40 eigene Kämpfer können wir abspeichern. Sehr schön anzusehen ist es, den Regler für das Körperfett langsam hochzudrehen und unseren Avatar wie in Zeitraffer immer moppeliger werden zu lassen. Wer sich die ganze Detailarbeit sparen möchte, kann bei jedem Attribut die Zufallstaste drücken. Die Ergebnisse reichen von erstaunlich realistisch bis zu erschreckend abstoßend.

UFC Undisputed 3 hat wie schon der Vorgänger einige Schritte vorwärts gemacht. Das Kampfsystem ist durchdacht und die vielen kleinen Neuerungen machen das Gameplay zu einer noch realistischeren Erfahrung. Die große Modi-Auswahl sorgt für langanhaltende Motivation. Mit UFC Undisputed 3 steht THQ in diesem Sub-Genre der Kampfspiele völlig konkurrenzlos an der Spitze. Nichtsdestotrotz muss gesagt werden: Es ist immer noch eine Menge Platz nach oben. Und das soll nichts schlechtes bedeuten.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Gelungenes Kampfsystem, Simulations- und Wettkampf-Modus, deutlich differenziertere Stats, Amateur- und Profi-Steuerung, Pride-Regelwerk, ordentlicher Umfang, schicke Optik
-
Lahme Submissions, sehr holprige Inszenierung, schwer nachvollziehbare Bodenkämpfe
overall score
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