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Grid: Autosport

Grid: Autosport

Eine Hommage an die Fans, und sie soll für alle gut funktionieren. Codemasters hat ein gutes Game gebaut, das aber nichts Neues zu bieten hat...

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Grid: Autosport ist ein schwierig zu beurteilendes Spiel. Auf der einen Seite ist dies ein Spiel mit Inhalten, die wir bereits gesehen haben. Es ist in keiner Weise inspiriert von Next-Gen (und wird auch nicht für PS4 und Xbox One veröffentlicht). Auf der anderen Seite ist es ein verdammt gutes Rennspiel. Es ist eine Art Trophäe des britischen Studios Codemasters, die es sich selbst verliehen hat. Ein Spiel, das all die genialen Codis-Games der letzten Jahren kombiniert - mit Ausnahme der Rally-Serie Colin McRae Dirt. Die Grundidee ist es, dass wir fünf verschiedene Disziplinen meistern und zum ultimativen Grid-Meister werden. Codemasters hat dafür so viele Kurse und so viele Autos wie noch nie in ein Spiel gestopft.

Die fünf Disziplinen sind Tourenwagen-Rennen, Endurance-Langstreckenrennen, Openwheel-Rennen, Straßen-Rennen und Tuner-Rennen. Touring hat seine Wurzeln bei den Toca Race Driver & Co. aus den 1990er Jahren. Es bietet kompakte und oft aggressive Straßenrennen mit normalen Autos. Persönlich bevorzuge ich Autos, die mehr Leistung haben. Aber ich weiß auch die Möglichkeit zu schätzen, sich an die Spitze zu rempeln und zu schubsen. Manchmal ist es eben ein großer Spaß, schmutzige Rennen zu fahren.

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Wer Mumm hat, ballert in die Menge und rempelt sich nach vorne - nur in Openwheel-Rennen sollte man das lassen.
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Openwheel-Rennen setzt uns ins Cockpit von Formel 1-Monstern, deren hohe Geschwindigkeit eine enorme Präzision und minimale Kollisionen erfordert. Im Gegensatz zu den anderen Disziplinen bringt es nichts, hier Gegner zu rammen, um zu gewinnen. Außerdem legt man schnell eine Drehung hin, wenn das Gaspedal zu hart durchgetreten wird. Es ist der Modus für all jene, die technisch saubere Rennen bevorzugen.

Endurance-Langstreckenrennen fordern die Bewältigung längeren Rennen (in der Regel knapp acht Minuten), in denen die Reifen nach und nach von der Strecke abgekaut werden. Hier fahren wir mächtige Supersportwagen, die fast so schnell sind wie F1-Renner. Dass man mehr Aufmerksamkeit auf die Reifen richten und sich immer wieder zwischen aggressiv und locker laufen lassen entscheiden muss, führt zu einem deutlich strategischeren Element in den Rennen.

Straßen-Rennen lehnen sich am deutlichsten an die Grid-Serie an. Wir fahren enge Stadtkurse mit einem vielfältigen Fuhrpark. Wer Mumm hat, ballert in die Menge und rempelt sich nach vorne. Man hängt aber auch schnell heftig an einer Barriere fest und wird durchgereicht. Sehr langweilig, wenn man keine Rewinds mehr hat, mit denen man serientypisch Fehler ausmerzen kann, in dem das Rennen bis zu 30 Sekunden zurückspult wird. Schließlich liefern Tuner-Rennen einen Mix aus klassischen Rennen, oft mit gepimpten Muscle Cars. Dazu gibt's Zeitfahren für den Kampf um die beste Rundenzeit und Drift-Duelle. Die bieten die größte Ablenkung von den anderen Disziplinen.

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Die Grafik ist anständig (zumindest auf dem PC), aber Grid: Autosport tut nichts, um besser als Grid 2 zu sein.
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Es ist also ein umfangreiches und vielfältiges Paket, das man mit Grid: Autosport kauft. Aber es bietet eben nichts wirklich Neues. Alle Strecken und Autos haben wir schon einmal gesehen. Alle Modi haben wir schon erlebt. Das einzige, was hier neu ist, ist die Tatsache, dass alles im gleichen Spiel steckt. Es ist eine nette Idee, aber es fehlt das gewisse Extra.

Obwohl alles in Grid: Autosport gut funktioniert, wird fix klar, dass die Entwickler hier nicht ihre Seele investiert haben. Das Menüsystem ist effektiv, aber es ist auch einfach und langweilig. Die Grafik ist anständig (zumindest auf dem PC), aber Grid: Autosport tut nichts, um besser als Grid 2 zu sein. Das Gleiche muss man über den Sound sagen. Der macht seinen Job, aber nichts mehr. Trotzdem: Alles, was vorher gut gewesen ist, ist auch jetzt noch gut. Die Autos vermitteln einen feinen Kontakt zur Fahrbahn, ihr Gewicht fühlt sich in Kurven und bei Drifts authentisch an. Nach wie vor ist die Serie irgendwo zwischen Simulator und Arcade unterwegs. Und dank der Möglichkeit, alle Einstellungen wie Traktionskontrolle oder ABS ein- und ausschalten zu können, kann man die eigene Spielerfahrung in jede Richtung fein abstimmen.

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Nochmals: Grid: Autosport liefert ein gutes Paket, aber Freudensprünge löst es nicht aus.

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Alles in Autosport ist gut, aber es ist vor allem gut, weil es unverändert ist. Das heißt auch, dass alte Ärgernisse weiter vorhanden sind. Der mitfahrende Teamkollege etwas ist nutzlos wie immer. Die Schwierigkeit ist auch ein bisschen zu böse, wenn man auf Hart spielt, vor allem wegen der Art, wie die Veranstaltungen organisiert sind. Auf mittlerer Einstellung ist es zu einfach, aber auf Schwer ist es zu schwierig, hinten zu starten und sich durchs Feld zu kämpfen. Sehr ärgerlich, wenn es kein Qualifying gibt und man gezwungenermaßen als Letzter starten muss.

Ich habe auch ein Problem mit dem Setup der Karriere. Anfangs dominiert der Eindruck, dass man sich aussuchen kann, welche der fünf Disziplinen man als Schwerpunkt wählen will. Aber tatsächlich muss man alle Disziplinen gleichrangig fahren, um die Qualifikation für die Grand-Slam-Turniere zu schaffen. Die meisten Leute werden wahrscheinlich tatsächlich in allem Modi etwas Zeit verbringen, aber ich finde das immer noch ein bisschen widersprüchlich.

Nochmals: Grid: Autosport liefert ein gutes Paket, aber Freudensprünge löst es nicht aus. Ich verstehe, dass Codemasters der auslaufenden Konsolengeneration gerne eine Art Zusammenfassung spendieren will. Sie machen immer gute Spiele, und unter diesem Gesichtspunkt verdienen sie sich mit diesem Spiel einen Klaps auf die Schulter. Nicht unbedingt von mir, aber als Käufer verdient man mehr als eine reine Wiederholung der vorherigen Titel. Als Fan von Codemaster-Spiele verdiene ich etwas mehr. Und herrgott, warum haben sie keine Rallys eingebaut?

So ist Grid: Autosport ein Spiel für eine fast paradoxe Zielgruppe. Das Spiel ist eine Hommage an die Spiele von Codemasters und somit für jene Spieler gedacht, die sie bereits kennen. Man sieht die Ironie deutlich, nicht wahr? Es ist geeignet für diejenigen, die gute Rennspiele mögen, aber aus irgendeinem Grund nie Grid oder die F1-Games gespielt haben. Gibt's solche Menschen überhaupt? Klar, niemand zwingt einen dazu, ein Spiel zu kaufen. So bleibt Grid: Autosport nicht mehr als ein Spiel zum Überbrücken von Wartezeit auf ein echtes Next-Gen-Spiel von Codemasters. Eines wie, nun sagen wir mal, Dirt 4...

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
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Solides Paket, gute Physik, viele Autos und Strecken
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Nichts Neues
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