Für ein Dutzend Spiele hat TT Games bereits bekannte Marken mit der Klötzchenwelt von Lego gekreuzt. Das Rezept wurde in den letzten acht Jahren immer wieder etwas verfeinert und angepasst. Mancher mag meinen, dass das Studio ein wahrer Meister geworden ist. Tatsächlich sind viele Spielmechaniken, wie auch das dazugehörige Spielzeug, einem Baukasten entnommen. Dadurch erreicht das Studio jedes Mal eine ziemliche hohe Qualität, selbst wenn es sich meist nur um Lizenzspiele handelt. Die Grundidee hat sich aber inzwischen so sehr abgenutzt, dass es eigentlich mal wieder echte Innovation bräuchte, um wirklich zu begeistern. Für Lego Der Hobbit schien sich das aber ganz offenbar nicht zu lohnen.
Genau genommen liegt TT Games damit ja durchaus auf einer Linie mit Warner Bros. Die haben aus dem relativen kurzen Roman Der Hobbit auch eine Trilogie geschaffen, deren erste Filme in einigen Kritiken bereits für den großen Schnarchfaktor abgestraft wurden. So wie es Peter Jackson aber trotz des dünnes Stoffs gelungen ist, sehr solide Hollywood-Blockbuster abzuliefern, erledigt auch Lego Der Hobbit seine Hausaufgaben. Das Spiel fängt all das gut ein und fügt eine ordentliche Prise Lego-Humor hinzu. Jeder wird sich irgendwann dabei ertappen, bei dem eigentlich für Kinder gedachten Spiel zu kichern.
Und obwohl für die Spiele ziemlich wenig verwertbares Ausgangsmaterial vorhanden ist, fühlen wir uns gut unterhalten - auch mit dem Füllmaterial, dass nicht aus den Filmen entnommen wurde. Vielleicht wäre es klüger gewesen, noch ein Jahr auf den dritten Film zu warten. Aber vielleicht geht TT Games tatsächlich den Weg über einen zusätzlichen Download-Content inklusive einer neuen Edition mit allen drei Spielen. Sollten weitere Spieler auf die neuen Konsolen umsteigen, dann wollen sie womöglich sowieso das ganze Abenteuer noch einmal in einer zusammenfassenden Sammlung.
Bei der Präsentation gibt es formal genauso wenig zu nörgeln. Mittelerde ist glaubwürdig in die Lego-Welt übertragen worden, es gibt nette Lichteffekte und eine saubere Optik. Auch die Version für die neuen Konsolen versetzt uns dabei zwar nicht ins Staunen, wohl aber ist das Ergebnis auf jeden Fall als hübsch zu bezeichnen. Auch die wunderschöne Musik von Howard Shore verwöhnt unsere Ohren, erhöht den Wiedererkennungswert und unterstreicht das Epische, das die Filme aus dem Universum am besten beschreibt.
Wer all die Spiele von TT Games kennt, weiß ziemlich genau, was ihn spielerisch erwartet. Wir zerstören die komplette Umgebung, um Steine zu sammeln und Geheimnisse zu entdecken. Die Puzzle ähneln manchem klassischen Adventure, denn nicht immer sind sie ganz logisch. Die meisten bauen auf besondere Fähigkeiten einzelner Charaktere auf, wobei es einen ganzen Haufen Figuren gibt, die sich eine Handvoll Talente teilen. In Lego Der Hobbit schürfen einige Zwerge etwa Erz, manche buddeln, manche Helden wie Gandalf haben Licht für dunkle Ecken, andere beispielsweise einen Greifhaken zum Überwinden von Schluchten.
Das Schürfen ist dabei noch die einzige, wirklich nennenswerte Neuerung. Mit den gefundenen Erzen basteln wir entweder mit entsprechenden Blaupausen oder an besonderen Stellen im Spiel neue Gegenstände. Mangel an Material gab es übrigens nicht, weshalb eine echte Suche danach glücklicherweise nie nötig war. In der relativ frei erkundbaren Welt gibt es darüber hinaus neben der Hauptmission immer auch kleine Nebenaufgaben und Kleinigkeiten zu entdecken.
Es lässt sich nicht leugnen, dass dadurch ein abwechslungsreiches Spiel entstanden ist. Die Wiederholung ergibt sich eben erst über die vielen Jahre, die TT Games schon an der Lego-Serie arbeitet. Der Entwickler hat das perfekte, erwartbare Mittelmaß geschaffen. Lego Der Hobbit fehlen einfach die Höhepunkte, die es von den anderen Spielen der Reihe wirklich unterscheidbar macht. Bilbo, Gandalf, Legolas und all die anderen Charakteren allein reichen einfach nicht mehr aus, um die Schablone zu verstecken, mit der hier gearbeitet wird.
Noch dazu gibt es weiterhin erkennbare Probleme an dem Konzept. Manchmal ist der Bildschirm so voll gepackt mit Zwergen- und Orks-Klötzchen, dass kaum erkennbar ist, wo wir uns eigentlich befinden. Noch schlimmer wird es im Koop. Zu zweit verlieren wir im Gewühl noch öfter die Übersicht und machen deswegen unnötige Fehler. Weil die Charaktere gewechselt werden können und dies aufgrund der unterschiedlichen Fähigkeiten auch oft gemacht werden muss, sind wir an keine feste Figur gebunden. Dadurch kommt es häufiger zum Durcheinander. Und der kleine farbige Ring, der unsere aktive Figur kennzeichnet, geht manchmal zu leicht unter.
Nun ist das Spiel nicht so schwer, dass uns daraus ein ernsthafter Nachteil entsteht. Uns werden ein paar der vielen Steinchen vom Konto abgezogen und wir starten direkt an der gleichen Stelle. Frustrierend ist das Erlebnis aber trotzdem, wenn wir allein deswegen scheitern, weil nicht erkennbar ist, wo wir sind oder was wir machen sollen. Was im Koop ebenfalls nervig ist, sind die Stellen in getrennten Gruppen. Es mag zunächst sehr lässig klingen, sich gegenseitig den Weg freizuräumen, tatsächlich aber bedeutet das meistens für einen der beiden, warten zu müssen. Und das Warten ist zu keiner Zeit eine schöne Erfahrung in einem Spiel.
Eigentlich ist es immer sehr leicht, ein Spiel der Lego-Reihe zu empfehlen. Das gilt genauso auch für Lego Der Hobbit. Aber ein Spiel ohne große Neuerungen, noch dazu mit den bereits bekannten Macken, funktioniert irgendwann einfach nicht mehr. Es ist Unterhaltung und noch dazu keinesfalls schlechte, aber uns hängt das inzwischen einfach alles zu den Ohren raus. Lego City Undercover war ein wesentlich interessanterer Ansatz und ich hoffe ganz persönlich, dass die Entwickler ihre Strategie hoffentlich bald einmal ganz grundsätzlich überdenken. Das Genre, in dem sie sich bewegen, bietet so viele spannende Ideen, da ist es schade, wenn immer nur dieselbe Platte abgespielt wird.