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Plants vs. Zombies: Garden Warfare

Plants vs. Zombies: Garden Warfare

Wer hätte das gedacht: EA und PopCap haben einen netten Action-Shooter gebaut, der sich nicht dem üblichen Weltkriegsthema bedient und auf Mikrotransaktionen verzichtet.

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Plants vs. Zombies: Garden Warfare nimmt den Tower Defense-Kampf zwischen Pflanzen und Untoten und verpackt ihn in einen wunderbar pubertären Schwachsinnshooter mit knallbunter Bonbongrafik. Das Resultat ist ein Spiel, das niemand braucht. Es gibt Battlefield 4, Call of Duty: Ghosts, seit vielen Jahren dazu Free-to-Play-Comicshooter wie Battlefield Heroes. Aber wenn man hier die ersten paar Runden gespielt hat, dann ist Plants vs. Zombies: Garden Warfare ein Spiel, dass man erst einmal will. Immer und immer wieder. Aber leider auch ein Spiel, das sehr schnell seine Substanzlosigkeit offenbart.

Spielen will man immer wieder wegen der stumpf-genialen Kombination aus Capture the Hill und dem Thema von Plants vs. Zombies. Kombiniert heißt dieser Modus Garten & Friedhöfe. Hier spielen zwei Teams mit je bis zu 12 Spielern gegeneinander. In wunderbar doof gestalteten Comicwelten müssen wir bestimmte Punkte verteidigen oder einnehmen, um am Ende die Villa von Deppie-Dave zu erobern oder eine gigantische Pflanze in einem Leuchtturm zu rösten.

Das Gameplay ist so konventionell, wie man es sich nur vorstellen kann. Es wird aufeinander geballert wie in hundert anderen Shootern. Man hat eine Standardwaffe und drei Bonuseigenschaften, die einen springen, sprinten oder heftiger angreifen lassen. Es ist eben nur alles viel lustiger inszeniert hier. Pflanzen schießen mit Erbsen, graben sich in den Boden und fressen ihre überraschten Zombiegegner oder ballern mit bösartigen Kakteenstachel. Die Zombies rennen die Pflanzen über den Haufen, sprengen sie weg oder demateralisieren sie ins Nichts. Es gibt vier Klassen von Zombies und Pflanzen, die den üblichem Shooter-Hack'n'Slay-Klischees entsprechen. Jede Klasse muss man getrennt voneinander aufleveln. Man wird sich anfangs also spezialisieren müssen, um dann später die anderen Klassen zu spielen. Alles auf einmal ist jedenfalls komplett sinnlos.

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Plants vs. Zombies: Garden WarfarePlants vs. Zombies: Garden Warfare
Das Gameplay ist so konventionell, wie man es sich nur vorstellen kann - aber gut gelungen.

Jede Spielrunde liefert uns Münzen, die sich im Stickerladen gegen Aufkleberpakete eintauschen lassen. Die darin verborgenen Sticker werden benutzt, um optische Boni oder nach und nach neue Pflanzen- und Zombie-Varianten freizuschalten. Vor allen Dingen aber liefern sie begrenzte Mengen an Handlangerzombies und Topfpflanzen. Je nachdem, welche Seite man spielt, lassen sich diese Pflanzen-Zombie-Sticker hervorragend zur Unterstützung des Angriffs oder der Verteidigung einsetzen.

Man kann nämlich Töpfe mit einer Reihe der bekannten Pflanzen bestücken oder aus Knochenhaufen Zombies wiederbeleben. Die laufen dann selbstständig dem Gegner entgegen oder unterstützen als statische Hilfen die Verteidigung. So bekommt der simple Shooter ein feines Tower-Defense-Element hinzugefügt, das sich wirklich bestens integriert. Schon ein Satz seltener Topfpflanzen kann die Verteidigung erheblich vereinfachen.

Wer alleine oder im Koop mit Freunden spielen will, kann den Gartenkommando-Modus anwerfen. Hier müssen wir gemeinsam zehn Gegnerwellen abwehren in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen. Ist auf der höchsten Schwierigkeitsstufe zwar sauhart, aber eben doch sehr begrenzt. Trotzdem ein guter Spaß mit vier Spielern. Und ganz schlimm alleine. Einen Splitscreenmodus für zwei Spieler gibt's als Bonus exklusiv für Xbox One, aber Plants vs. Zombies: Garden Warfare liefert im Kern eine Online-Multiplayererfahrung.

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Wer alleine oder im Koop mit Freunden spielen will, kann den Gartenkommando-Modus anwerfen.

Da es sich um ein für Microsoft konzipiertes Spiel handelt, darf Kinect nicht ausgeklammert werden. Dafür wurde in die Xbox One-Version exklusiv ein Boss-Modus integriert. Das ist eine Commander-Variante, in der wir das Spielfeld aus der Vogelperspektive sehen und beeinflussen können. Der Modus kann via Kinect gespielt werden, aber es geht mit dem Controller viel bequemer. Wer will schon mit den Armen fuchteln müssen, wenn man bequem mit dem Pad steuern kann. Noch netter ist es, die Second-Screen-Option via Smart Glass zu nutzen. Am iPad den Commander zu geben, es ist schon deutlich lustiger. Da klappt's auch mit dem Touchpad wirklich gut. Leider kann man nicht viel machen und ist schnell gelangweilt. Ist trotzdem amüsant, als Commander Airstrikes auf die Flora zu feuern.

Langeweile ist ironischerweise das größte Problem des Spiels. Denn so witzig die Spielrunden sind, gerade wenn 24 echte Pflanzen und Zombies unterwegs sind, so eintönig ist das gebotene Programm insgesamt. Neben Garten & Friedhöfe gibt es nur noch Deathmatches, bis ein Team 50 Kills hat sowie einen Einsteigermodus namens Türmatte. Hier gilt: Je schlechter man spielt, umso mehr Gesundheit gibt's beim nächsten Spawn. Dazu existieren noch die beiden Standard-Modi als Klassik-Variante, in der keine Bonusitems genutzt werden dürfen. Dafür hätte auch ein Häkchen in den Spieleinstellungen gereicht.

Mit Optionen haben sie es aber ohnehin nicht so gehabt. Das Management der Playlists ist zum Beispiel hundsmiserabel. Man wird einfach in ein Game geworfen ohne jede Auswahlmöglichkeit. Man kann nicht einmal einen ehemaligen Mitspieler anklicken und in dessen Session reinhüpfen. Geht nur, wenn er in einer Xbox-Party integriert ist oder das Matchmaking einen per Zufall reinwürfelt.

Plants vs. Zombies: Garden Warfare
So witzig die Spielrunden sind, gerade wenn 24 echte Pflanzen und Zombies unterwegs sind, so eintönig ist das gebotene Programm insgesamt.

Und es gibt noch eine Reihe anderer Kritikpunkte im kleinen, die die lustige Gesamterfahrung doch etwa eintrüben. Die Levelumgebung ist quasi nicht zerstörbar, obwohl das Spiel von der Frostbite 3-Engine angetrieben wird. Keine Deckung kann man wegschießen, kaum eine Umgebungsinteraktionen nutzen. Das mag man klassisch nennen oder uninspiriert. Für mich ist es letzteres.

Dann ist da noch das unglaublich langsame Aufleveln, wenn man nicht präzise die Herausforderungen abarbeitet. Manche erfüllen sich beiläufig (drei Abschüsse von diesem oder jenem), manche dauern aus vielerlei Gründen ewig und lassen sich alternativ nur mit Hilfe eines speziellen Stickers überwinden. Ich hatte auch nach zehn Stunden noch keine einzige Bonuswaffe erspielt und mir ironischerweise fast gewünscht, 99 Cent dafür ausgeben zu dürfen. Der letzte Satz stimmt natürlich am Ende nicht, illustriert aber passend das Grundproblem.

Durch dieses langsame Aufleveln gerät auch die Spielbalance aus dem Gleichgewicht. Spieler, die länger dabei sind, haben einfach einen schnell ungerecht werdenden Materialvorteil, der in den beiden interessanten Modi einen Unterschied macht. Für 39 Euro (Xbox One) und 29 Euro (Xbox 360) kriegt man am Ende einen etwas anderen Action-Shooter, der die ersten paar Stunden richtig Laune macht, dann aber an seiner eigenen Inhaltslosigkeit krepiert. Man erwartet einfach mehr mittlerweile, selbst von Free-to-Play-Titeln. Schade, dass die tolle Grundidee nicht größer ausgewalzt wurde.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Lustiges Setting, amüsantes Charaktere und Waffen
-
Wenig Content, mühsames Aufleveln, statische Struktur der Welten
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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KRITIK. Von Christian Gaca

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