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Resident Evil: Revelations

Resident Evil: Revelations

Die Queen Zenobia. 148.000 Bruttoregistertonnen. 335 Meter lang, 52 Meter breit, 93 Meter hoch. 1100 Mann Besatzung, 2200 Passagiere. Und nun schwimmt der Luxusliner im Mittelmeer und hat ein ziemlich beunruhigendes, gruseliges Geheimnis an Bord. Das dürfen wir nun aufdecken - und müssen dazu die Höhen und Tiefen des riesigen Schiffes erkunden, mit wechselnden Helden. Und dabei auch das Schiff verlassen.

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Resident Evil: Revelations ist im Kern ein sehr konventionelles Third-Person-Action-Adventure, das auf Wunsch auch in die Egoperspektive wechseln kann. Die Story erklärt einige der Ereignisse zwischen Resident Evil 4 und Resident Evil 5 - was nur für Serienfans erhellend ist. Alle anderen erleben trotzdem ein spannendes Abenteuer mit den Serienveteranen Chris Redfield und Jill Valentine sowie deren Partnern Jessica Sherawat und Parker Luciani. Sie erleben ein großes Verwirrspiel um die Bioterrorism Security Assessment Alliance (BSAA), die Federal Bioterrorism Commission (FBC) und die Ereignisse in der Wasserstadt Terragrigia, die mit Hilfe ihrer eigenen Solarenergiematrix ausgelöscht. Der Grund war die Freisetzung eines Virus, der die Menschen zu BOWs mutieren ließ, zu Bio Organic Weapons.

Das Spiel ist in drei große Kapitel mit mehreren Episoden eingeteilt. Die Struktur führt zu relativ kurzen Passagen, die am Ende mit einem Rating für Präzision, eigene Tode und Zeit quittiert werden. Je besser man spielt, desto mehr Punkte gibt es, die wiederum im Shop des Raubzugmodus in Ausrüstung investiert werden dürfen. Der wird nach einigen Episoden im Storymodus freigeschaltet und ist ein sehr nettes Extra. Hier dürfen wir offline alleine oder gemeinsam mit einem Freund im lokalen Netzwerk oder sogar auf Monsterjagd gehen in den Szenarien der Hauptgeschichte. Das erinnert natürlich an das müde Resident Evil: The Mercenaries 3D, ist aber hier das Addon und nicht das gesamte Spiel.

Wer Revelations spielt, spielt es für die Story - und vermutlich mehr als einmal. Die Story hat man dann zwar verinnerlicht, aber ein Großteil des Spiels ist vor allem deshalb so spannend, weil man selbst auf dem ersten Schwierigkeitsgrad eher vorsichtig mit der Munition umgehen muss. Wer allzu großzügig ballert, steht bei einem der fetten Endbosse schnell ohne Blei da - und das ist gleichbedeutend mit dem Todesurteil.

Resident Evil: Revelations
Die Gegner sind nicht besonders agil oder schlau. Außerdem wiederholen sie sich gerade am Anfang ständig.
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Das Gameplay ist genau so, wie man es von Resident Evil erwartet. Da ist dieses etwas langsame Third-Person-Gestakse mit großem Gruselfaktor. Dazu ein paar Rätsel, merkwürdige Schlüssel und Chipkarten, wegen denen man immer wieder hin und her laufen muss, um zuvor unzugängliche Geheimräume zu betreten. Manchmal findet man dort Waffenerweiterungen, ganz selten auch illegale. Das verbessern der Waffen ist nett und dezent gemacht. Es gibt unter anderem Aufladeschüsse, Schadensmaximierer, automatisches Nachladen oder größere Magazine. Die können auch über das Absolvieren spezieller Missionen freigeschaltet werden, wie das Scannen verdorbener Handabdrücke. Einige dieser Missionen sind ausschließlich als Streetpass-Feature verfügbar. Eigentlich nett, aber wenn man niemanden trifft (was häufig genug der Fall ist), bleiben die Felder leer.

Das Tempo des Spiels ist schneller als bei den frühen Resident Evil-Teilen, an denen es sich orientiert. Das liegt an Details wie der Tatsache, dass wir keine Kräuter mixen dürfen. Es gibt nur grüne Heilkräuter und keine Sprays. Trotzdem wird man vor allem in der ersten Hälfte immer wieder an den gleichen Monstern vorbei hin und her geschickt, was trotz der teilweise wirklich wunderschönen Grafik ziemlich nervt. Neu ist noch die Genesis, ein tragbarer Bioscanner zur Virenanalyse und Impfstofferstellung. Mit dem müssen wir im Spiel immer wieder die Gegend und Monster scannen, um Ausrüstung zu finden oder uns so Bonus-Heilkräuter zu erspielen. Was leider dann wieder das Tempo erheblich mindert.

Die Steuerung funktioniert prima, insbesondere das zusätzliche Schiebepad am mitgelieferten Plastiksarg für den 3DS (in echt heißt das Teil Circle Pad Pro) ist eine sinnvolle Ergänzung für genau diesen Typ Spiel. Aber wie sinnvoll es ist, seinen 3DS zu einem klobigen Gamecube-Controller zu machen, darf jeder selbst entscheiden.

Schade, dass sie einen einerseits drei spannende Erzählstränge erleben lassen, anderseits dafür große Teile der Level einfach recyceln, so dass man immer wieder Aha-Momente der schlechten Sorte hat. War ich hier nicht schon einmal? Dazu gesellen sich nervige Logikfehler. Wenn man durch Bereiche geht, ob die man bereits mit dem Scanner erkundet hat und ein zweites Mal scannen muss, um dann wieder neue Gegenstände zu finden, ist das Quatsch. Denn weder die schleimigen BOWs noch die Gegner verlieren im Vorbeigehen so viel Munition. Auch kleine Schönheitsfehler, wie die, dass der Spielcharakter beim Abschrauben der vier Schrauben via Touchscreen von den Schaltkästen nie jene Schrauben dreht, die man real wirklich dreht. Wäre einfach gewesen, so ist es ein dummer Fehler.

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Resident Evil: Revelations
Der Genesis-Bioscanner dient zum Erfassen von Objekten. Jeder Scan fügt ein paar Prozente hinzu, bei 100 gibt's ein Heilkraut.

Die Musik ist leider langweilig generisch, ihr fehlt der Nintendo-Zauber ebenso wie jegliche Spannung. Die leidet mitunter sowieso unter dem ewigen Wechselspiel aus Strom wiederherstellen, Aufzüge zum Arbeiten bewegen und nebenbei ziemlich konventionell agierende Monster erledigen. Die wenigen Rätsel wiederholen sich schnell und sind nicht besonders herausfordernd.

Wäre nicht die schön geschriebene Story, die in tollen 3D-Sequenzen erzählt wird, man wäre schnell raus. Reingezogen wird man übrigens auch immer wieder durch die netten, kleinen Intro-Videos vor jeder Episode. Am Ende ist es eine befriedigende Erfahrung mit vielen Wendungen und funktionierenden Überraschungen, die erst nach zehn bis zwölf unterhaltsamen Stunden ihren bossmäßigen Höhepunkt findet. Es ist am Ende trotzdem nur eine starke 7.

Vielleicht auch deshalb, weil das Spiel erst in den letzten Stunden in Schwung kommt und viel besser ist in den ersten zwei Dritteln. Da kommen dann auch noch zwei Action-Passagen, wo wir aus dem Helikopter ballern. Die eine ist doof und dunkel, die andere dafür hell und sehr hübsch gemacht, als wir ein vom T-Abyss-Virus übel zugerichtetes Unterwassermonster bekämpfen, das mehrere Stockwerke hoch aus dem Schiff ragt. Einem der Schiffe, um genauer zu sein, denn die 148.000 Bruttoregistertonnen der Queen Zenobia haben ja einige ziemlich schöne Geheimnisse an Bord.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Beeindruckende Grafik, spannende Story
-
Langweilige Rätsel, öde Standard-Gegner
overall score
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