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Might & Magic X: Legacy

Might & Magic X: Legacy

Ubisoft besinnt sich im zehnten Teil von Might & Magic zurück auf die Wurzeln der Serie. Keine so gute Idee, wie sich herausstellt und das trotz toller Spielwelt.

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Schon im letzten Jahr hatten wir Gelegenheit, eine frühe Version von Might & Magic X: Legacy anzuspielen - und waren eher etwas enttäuscht. Das schwerfällige Gameplay, eine absurd komplizierte Story und die dürftigen Design-Entscheidungen machten die erste Spielsession unfassbar dröge. Verständlicherweise war unsere Vorfreude eher verhalten, als wir das fertige Spiel zum ersten Mal starten.

Ganz unberechtigt, wie sich herausstellt. Limbic Entertainment hat viele Elemente, die uns vorher sauer aufgestoßen sind, deutlich verbessert. Wir werden viel unkomplizierter in die Spielwelt gesogen. Ein paar zusätzlichen Dialogzeilen, die andeuten, was als nächstes zu tun ist, geben die Orientierung, die vorher komplett fehlte. Umgesetzt wurde das ganz elegant und ohne nervige Leuchtpfeile, die auch dem letzten Begriffsstutzigen den Weg anzeigen. Angepasst wurde auch der Schwierigkeitsgrad. Die Belohnungen fallen jetzt üppiger aus, die Herausforderung bleibt aber unverändert.

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Am Ende zählt allein, dass sich Might & Magic X: Legacy wie ein echtes Might & Magic anfühlt. Und das tut es.
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Might & Magic X: Legacy führt die Reihe in vielerlei Hinsicht würdig fort. Es ist ein schwieriges Spiel, und das ist gut so, weil gerade das die Spielerfahrung ausmacht. Wir haben die Freiheit, bis ins kleinste Detail an unseren Charakteren herumzubasteln. Leider ist das Inventar das langweiligste, was es bisher in einem Might & Magic zu erleben gab. Und trotzdem: Am Ende zählt allein, dass sich Might & Magic X: Legacy wie ein echtes Might & Magic anfühlt. Und das tut es. Ob es nun am Sound oder dem vertrauten, rundenbasierten Gameplay liegt, kann ich nicht genau sagen. Aber wenn erst einmal alles flüssig läuft, lässt man sich gern fallen.

Leider gerät der Spielspaß immer wieder ins Stocken. Limbic Entertainment hat sich bei den Bewegungsabläufen für den Einsatz eines Netzes entschieden. Das Fortbewegen auf ein neues Feld und auch jede Drehung sind deshalb eine separate Bewegung. Selbst in weitläufigen Gebieten laufen wir so am Ende einen kleinen, schmalen Korridor entlang. Befinden wir uns gerade in der Wildnis, dauert es unglaublich lange, sich den Weg zurück zum Dorf zu erarbeiten - und Spaß macht das nicht. Eigentlich hatte sich die Serie zur Jahrtausendwende von diesem Model verabschiedet. Und selbst damals war das Bewegungsnetz eher den technischen Einschränkungen geschuldet als eine gute Idee.

Der sinnvollste Weg, um Might & Magic X: Legacy zu spielen, ist mit einer Hand auf den Tasten WASD, um die Bewegungen auszuführen, und mit der anderen auf der Leertaste, um zu interagieren. Die Maus kommt nur beim Durchsuchen des Inventars zum Einsatz. Aufgestützt auf den meist ungenutzten Leertasten-Arm starren wir dann ein wenig gelangweilt auf den Bildschirm. So richtig ins Spiel eingebunden fühlt man sich so natürlich eher weniger.

Might & Magic X: Legacy
Die Grafik und der Sound sind am besten gelungen. Das Old-School-Design trifft gleich auf viel Gegenliebe und die Landschaften sind vollgestopft mit Ruinen, Truhen, Altaren und anderen tollen Sachen.
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Das ist aber nicht das einzige, was nervt. Die Einführungssequenz ist unnötig lang, daran hat sich auch seit der ersten Anspielsession nichts geändert. Obwohl beim zweiten Ansehen ein paar mehr Details offenkundig werden, bleiben wir lange dazu verdammt, untätig zu warten. Viele der Informationen, die man sorgsam in den Kurzfilm gepresst hat, waren auch durch In-Game-Dialoge vermittelbar gewesen. Hätte besser gepasst. Der interessanteste und wichtigste Teil des Intros, jener eben, der sich um die Abenteurer selbst dreht, die wir im Spiel steuern werden, wirkt drangeklatscht und als wäre er erst später dazu gekommen. Es passiert einfach viel zu viel und statt uns einen guten Überblick zu vermitteln, verwirren uns die Entwickler gleich zu Beginn.

Die Grafik und der Sound sind am besten gelungen in Might & Magic X: Legacy. Das Old-School-Design trifft gleich auf viel Gegenliebe und die Landschaften sind vollgestopft mit Ruinen, Truhen, Altaren und anderen tollen Sachen. In der zweiten Mission der Hauptgeschichte müssen wir einen Leuchtturm erklimmen und werden oben mit einem unglaublich schönen Blick über die Region belohnt. Eine tolle Überraschung! Der Sound ist so gut, dass er beinahe die Unzulänglichkeiten im Rest des Spiels wett macht. Die situationsbedingten Sprüche der Charaktere haben uns zumindest immer wieder schmunzeln lassen.

Eine letzte nervige Sache findet sich beim Zusammenstellen einer Gruppe. Die Charaktere erhalten Namen auf Grundlage ihres Geschlechtes. Ändern wir genau das aber später, bleibt der Name trotzdem erhalten. Wer da nicht aufpasst, endet bei ziemlich irritierenden Kombinationen. Unsere Gruppe etwa zog mit dem raubeinigen Raiderz in Abenteuer, begleitet vom Kreuzritter Caitlin und der wunderschönen Hexe Alan. Wer mit Might & Magic aufgewachsen ist, für den verströmt diese Reihe sicher einen unwiderstehlichen, nostalgischen Charme. Der verfliegt in Might & Magic X: Legacy nur leider ziemlich schnell. Vieles, was die alten Spiele so besonders machte, fehlt ganz einfach und es dauert nicht lange, bis man durchschaut, welch simple Mechaniken das Spiel im Grunde zusammenhalten.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
das besondere Might-&-Magic-Gefühl, toll designte Umgebungen, krasser Soundtrack
-
Bewegungssystem, ständig wechselndes Tempo, Storytelling, Nostalgie-Faktor verfliegt leider schnell
overall score
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