Deutsch
Gamereactor
Kritiken
Mario Party: Island Tour

Mario Party: Island Tour

Mario und seine Freunde feiern ihre Party auf dem Nintendo 3DS. Wir haben uns das digitale Brettspiel für unterwegs genauer angeschaut.

HQ

Mario Party auf einem Handheld, die Vorstellung ist ein bisschen absurd. Bei dem Spiel steht schließlich der Spaß in großer Runde im Vordergrund und so viele Gelegenheiten gibt es dafür unterwegs eigentlich nicht. Trotzdem hat die Reihe inzwischen eine gewisse Tradition und bereits auf dem Gameboy Advance ihren Einstand gefeiert. Tatsächlich aber stellt sich mit jeder Veröffentlichung erneut die Frage, ob das wirklich eine gute Idee war. Auf dem 3DS wird das Problem besonders deutlich.

Dabei ist es eigentlich nicht völlig abwegig, die Party-Erfahrung in vernünftiger Form auch im Hosentaschenformat parat zu haben. Einerseits könnte eine solche Sammlung pfiffiger Minispiele ein großartiger Zeitvertreib für zwischendurch sein. Zum anderen kann es unterwegs ganz witzig sein, gemeinsam eine Runde zu spielen - im Idealfall sogar dann, wenn nur ein Handheld zur Verfügung steht. Diese beiden großen Stärken aber vermag Mario Party: Island Tour leider so gar nicht auszuspielen. Die Minispiele sind selten wirklich unterhaltsam und das zugehörige Rahmenprogramm ist bestenfalls mittelmäßig. Der Mehrspielermodus, das schmerzt fast noch mehr, ist auch nur lustlos implementiert.

HQ
Mario Party: Island TourMario Party: Island Tour
Die Minispiele sind selten wirklich unterhaltsam und das zugehörige Rahmenprogramm ist bestenfalls mittelmäßig.
Werbung:

Nun ist es so, dass die Solo-Erfahrung bei Mario Party noch nie dessen große Stärke war. Allerdings hätte Nintendo dies genauso gut als Ansporn begreifen können, sich endlich ein paar Gedanken zu machen. Immerhin wurde mit Bowsers Turmturnier ein Modus integriert, der diesem Wunsch noch am besten gerecht wird. Wir müssen dreißig Etagen mit Minispielen bewältigen, wobei alle fünf Etagen ein speziell gestalteter Bosskampf folgt. Dazwischen ärgert uns Bowser gelegentlich, in dem er Computergegner schwerer macht oder uns ein paar Etagen zurückschickt.

Jedoch ist es Nintendo gelungen, die Herausforderung auf einen Nullpunkt sinken lassen. Wenn wir scheitern, machen wir automatisch an der gleichen Stelle weiter. Sollten Gegner schwerer gewesen sein, sind sie danach wieder auf normalen Niveau. Zudem macht uns Toad alle Aufgaben in regelmäßigen Abständen einfacher. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis der Turm abgeschlossen ist und nicht etwa eine Frage des Könnens. Wie in Japan jemand auf das schmale Brett gekommen ist, dass so etwas unterhaltsam sein könnte, leuchtet mir nicht ein.

Bei den Spielbrettern bewies Nintendo ein ganz ähnliches Fingerspitzengefühl. Diese werden nach den Eigenschaften Geschick, Glück und Minispiele sortiert, wobei die niedrigste Stufe Glück immer noch so viel Raum für Zufälle liefert, dass Können allein nicht ausreicht. Spielbretter, die auf noch mehr Glück setzen, sind fast gar nicht zu kontrollieren. Grundsätzlich ist diese Komponente natürlich normal. Bei "Mensch ärgere Dich nicht" geht es schließlich auch um Glück. Nintendo aber nutzt nicht nur Würfel und Minispiele, von denen einige zudem komplett auf das Zufallsprinzip setzen, sondern versieht auch noch Elemente der Spielbretter selbst mit dem Glücksfaktor.

Mario Party: Island Tour
Nervig: Einige der knapp 80 Minispiele funktionieren nur nach dem Glücksprinzip.
Werbung:

So stellt sich rasch eine gewisse Lustlosigkeit ein, wenn einem bewusst wird, dass Können ohnehin nur einen sehr beschränkten Einfluss auf den Ausgang der Partie hat. Der daraus resultierende Spielspaß ist verständlicherweise eher gering. Positiv zu erwähnen ist lediglich, dass einige der Spielbretter schneller abgeschlossen sind, als wir uns über sie wirklich ärgern könnten.

Wie bereits erwähnt, funktionieren einige der knapp 80 Minispiele ebenfalls nach dem Glücksprinzip. Fast unauffällig ist dies noch bei Perlensucher. Eine Welle spült Muscheln an den Strand und wir müssen schnell eine auswählen und es sind bis zu drei Perlen darin. Drei Runden geht der Spaß und wer die meisten Perlen findet, gewinnt. Unverhohlener wird es bei Gärtnerei des Grauens, bei der wir einfach eine Blume aussuchen, wobei unter den acht Knospen auch drei Piranha-Pflanzen sind. Immer ist es purer Zufall, wer gewinnt.

Aber es ist nicht alles schlecht auf der Mario Party: Island Tour. Einige Minispiele sind ziemlich gelungen und ein paar davon binden sogar den Touchscreen oder die Bewegungssensoren clever ein. Bei Paparazzia müssen wir möglichst schnell drei Charaktere finden und bewegen den 3DS direkt, um den Ausschnitt auf dem Bildschirm entsprechend zu verändern. Beim Balancierballrennen gilt es, auf einer Kugel ins Ziel zu rollen und diese mittels der Bewegungssensoren zu manövrieren, wobei abwechselnd Pilze aus dem Boden kommen, die uns die Tour vermiesen. Toll auch Magmathon: Hier tauchen Plattformen mit der Bezeichnung von Tasten auf. Ein Sprung wird immer dann ausgelöst, wenn wir die entsprechende Taste drücken. Schnelle Reaktion ist also gefragt.

Mario Party: Island Tour
Einige Minispiele sind ziemlich gelungen und ein paar binden sogar den Touchscreen oder die Bewegungssensoren clever ein.

Und dann sind da noch ein paar lustige Extras. Nintendo hat drei Puzzlespiele eingebaut, die süchtig machen. Da sie allerdings ohne Onlineranglisten auskommen, machen sie weniger Spaß als theoretisch möglich. Es gibt zudem ein witziges Minispiel namens Imposante Imitationen, in dem wir die Stimmen von Nintendo-Charakteren nachahmen müssen. Und auch wenn die Bewertung der Jury sehr fragwürdig ist, gibt es einen gewissen Unterhaltungswert. Gleiches gilt für die beiden AR-Spiele Gumba-Dresche und Team-Flammenturm, für die wir eine AR-Karte brauchen, die dem Nintendo 3DS beigelegen hat.

Trotz allem bleibt das Gesamtpaket durchwachsen, inhaltlich wie auch optisch. Und genau genommen fügt sich der Mehrspielermodus hier perfekt ein. Gespielt werden kann vieles, dass auch einem allein zur Verfügung steht. Lediglich eins der sieben Spielbretter ist speziell auf drei bis vier menschliche Spieler ausgelegt und damit exklusiv im Multiplayer. Schade aber ist, dass Nintendo keine Minispiele anbietet, die nur mit einem Nintendo 3DS funktionieren, wie seinerzeit beim Gameboy Advance. Aber dafür wäre es wohl nötig gewesen, auch Minispiele einzubinden, die nur für einen Spieler funktionieren.

Immerhin ist keine zweite Kopie des Spiels für den Multiplayer nötig. Wer mit Freunden spielen will, braucht das Spiel nur einmal, denn es wird Download Play unterstützt. Allerdings dauert der Download des Spiels ein paar Minuten. Das viel zu hohe Maß an Zufall und Glück macht den Titel aber am Ende auch mit Freunden gespielt frustrierend. Und für die wenigen Lichtblicke ist Mario Party: Island Tour dann am Ende doch viel zu teuer.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
teilweise lustige Minispiele, sehr nette Extras, Download Play-Unterstützung
-
viele Minispiele zu simpel und zu sehr auf Zufall ausgerichtet, zu viel Glück und Zufall, wird schnell langweilig
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte

0
Mario Party: Island TourScore

Mario Party: Island Tour

KRITIK. Von Martin Eiser

Mario und seine Freunde feiern ihre Party auf dem Nintendo 3DS. Wir haben uns das digitale Brettspiel für unterwegs genauer angeschaut.



Lädt nächsten Inhalt