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Blu-ray Bodensatz #2

Wer meinen letzten Eintrag gelesen hat, weiß ja: Als der zuständige Film-Obernerd der Redaktion kriege ich jede Menge "unverlangt eingesandte" Bilddatenträger auf den Schreibtisch. Für einen Vielglotzer wie mich meistens eine Freude, auch wenn viel Trash dabei ist, den man dem Mainstream-Durchschnitt nicht so wirklich zumuten kann.

Für die, die es trotzdem wissen wollen, hier meine aktuellen Kurzkritiken. Statt einer eigenen Wertung poste ich dazu die Zuschauerwertungen von IMDb sowie meinen persönlichen "Vorspul-Faktor". Der zeigt an, wieviel Prozent des Filmes ich einfach nicht ausgehalten habe :P

Also, los geht's:
FRESH MEAT
Ein Film mit einem sehr stylishen Cover, der auch gleich sehr gut los geht - in bestem Rodriguez/Tarantino-Style. Wir werden Zeuge eines Überfalls auf einen Gefangenentransport in Neuseeland, bei dem ein dicker Triebtäter von einer toughen Amazone und zwei Trotteln befreit wird. Die vier verschanzen sich dann auf der Flucht vor der Polizei im Haus einer scheinbaren Vorzeigefamilie... wobei sich allerdings herausstellt, dass der Schein trügt, und die Grenzen zwischen Jäger und Gejagtem zunehmend verschwimmen. Genauso wie die Sehkraft des Rezensenten, denn mit der Ankunft der Gangster in dem Haus tritt der Film gehörig auf die Bremse. Es gibt zwar immer noch viele gute und skurille Einfälle und schwärzesten Humor, aber die Dynamik des Anfangs wird bei weitem nicht mehr erreicht. Sicherlich ist diese Beschränktheit auf die Location des Hauses dem geringen Budget geschuldet, auch wenn ansonsten alles tiptopp gefilmt ist und sehr gut aussieht.

IMDb-Wertung: 5,1 // Vorspul-Faktor: 40%

TERROR Z
In diesem Streifen gibt es ein ähnliches Budget-Problem, nur dass hier genau umgekehrt vorgegangen wurde. Die ersten zwei Drittel spielen in einem Haus, und erst gegen Ende geht es dann nach draußen, wo ordentlich die Post abgeht. Das hilft leider auch nicht viel, wenn auch aus anderen Gründen. Doch erst zum Inhalt: Eine Gruppe Teenies macht Urlaub in einem etwas abgelegenen Haus, als in der Nähe eine fiese Biowaffe eine grüne Zombiewolke freisetzt. Hier zeigt sich gleich, dass der Film sogar eher im No-Budget-Bereich angesiedelt ist. Das bedeutet, tatsächliche Herstellungskosten von unter 100.000 Dollar. Denn „low budget" ist in Hollywood-Maßstäben noch der einstellige Millionenbereich.

Aber zurück zu Terror Z, der Film ist wirklich ziemlich trashig gemacht und ausgestattet, und auch die Schauspieler sind nicht gerade oscarwürdig. Aber das tut im Zombie-Genre ja nichts zur Sache. Trotzdem nerven komische Nebengeschichten um Fremdgehen und Eifersucht, und die Zombie-Szenen schocken auch nicht wirklich. Besser wird es dann im letzten Drittel, als die Überlebenden endlich das Haus verlassen. Hier gibt es dann sogar dicke Auto-Crashes sowie eine überzeugend ausgestattete Kleinstadt nach der Zombie-Invasion. Das ist für Genrefans durchaus einen Blick wert, alle anderen haben allerdings garantiert schon nach einer halben Stunde aufgehört, zu gucken.

Eine absurde Randnotiz ist hier mal wieder das Cover. Bei absoluten Trash-Filmen besteht dieses ja meisens aus Material, das bei Bildagenturen eingekauft wurde, und gar nichts mit dem Film an sich zu tun hat. Bei Terror Z wird die abwegigkeit dieser Praxis nochmal besonders schön unterstrichen, da das Motiv fast identisch ist mit dem von „I spit on your Grave". Ist wohl das gleiche Model aus der gleichen Bildserie, nur mit einer anderen Pose. Peinlich.

Weitere solcher Beispiele finden sich übrigens in dem Blog plakateur.com

IMDb-Wertung: 3,8 // Vorspul-Faktor: 55%

Blu-ray Bodensatz #2

COTTAGE COUNTRY
Auch in diesem Streifen geht es in zum vermeintlich entspannenden Urlaub in eine abgelegene Hütte. Hier ist das Motto aber nicht „Evil Dead Reloaded", sondern es geht wiederum eher schwarzhumorig zu. Hauptcharakter Todd, gespielt von „Tucker & Dale VS Evil" Star Tyler Labine, möchte doch eigentlich seiner Liebsten nur einen Heiratsantrag machen. Statt dessen werden sie schon bald durch schrecklicke Verbrechen zusammen geschweißt, die zur Vertuschung der Schuld immer mehr Lügen erfordern - und immer mehr Mordopfer!

Eigentlich ein gutes Setting, dass allerdings nicht so richtig entschieden zwischen Klamauk und Pseudo-Ernst ist. Die netten kleinen Erkenntnisse über Beziehungen sind zwar oft treffend, aber irgendwie passt das alles nicht so recht zusammen. Vor allem aber sind einem die Helden auch nicht uneingeschränkt sympathisch, so dass es manchmal etwas schwer fällt, ihre Entscheidungen und die Wendungen der Story nachzuvollziehen.

IMDb-Wertung: 5,4 // Vorspul-Faktor: 20%

REVENGE FOR JOLLY
Das gleiche Problem macht sich in unserem nächsten Beitrag noch viel breiter: Wir sollen einem absolut unsympathischen Schmierlappen zugucken, wie er Dutzende von Menschen ermordet, um Rache für sein getötetes Schoßhündchen zu nehmen. Das soll witzig sein, aber das Ganze wird so trocken serviert, dass man es einfach nicht schlucken kann. Auf der Habenseite punktet der Film mit sehr stylisher Optik sowie Gastauftritten von Elijah Wood und David „Sledge Hammer" Rasche. Auch die kriegen aber nur absolut banale Texte in den Mund gelegt und wir müssen tatenlos mit ansehen, wie der ehemalige Hundebesitzer und sein wenigstens halbwegs liebenswürdiger Cousin einen Unschuldigen nach dem Anderen über den Haufen Ballern. Im „Blutigen Pfad Gottes" mag dieser pubertäre Humor noch gezündet haben, aber zehn Jahre später und dem ultralangsamen Tempo dieses Films geht das einfach nicht mehr auf.

Bester Beweis für die falsche Taktung des Films ist hier mal wieder der „1,5 x"-Modus der Playstation 3, in der man den ganzen Film mit Ton einfach 50% schneller ablaufen kann. Dann fühlt sich das Tempo nämlich richtig an. Vielleicht liegt die Lösung aber auch darin, dass man die beiden Protagonisten auch noch ständig saufen und kiffen sieht. In diesem Zustand macht der Film möglicherweise mehr Spaß.

IMDb-Wertung: 4,4 // Vorspul-Faktor: 33%

SPACE PREY
Richtig No-Budget-mäßig geht es in diesem Sci-Fi-Epos zur Sache. Eine Gruppe Soldaten in Star Wars Artigen Kampfanzügen, die ganz offensichtlich selbst gebastelt sind, jagen auf einem Wüstenplaneten einen extrem gefährlichen Gefangenen. Zu Anfang mag man sich fragen, ob es ernst gemeint sein kann, dass die Akteure die ganze Zeit Vollhelme tragen und nur mit verzerrten „Funk"-Stimmen sprechen. Klar, das riecht nach ganz krasser Geldknappheit, tatsächlich verbirgt sich jedoch mehr dahinter, und die Story bietet durchaus einige Überraschungen!

Auch die CG-Effekte sind nicht von schlechten Eltern, so dass sich dem aufgeschlossenen Trash-Fan wirklich ein ganz interessantes Erlebnis bietet.

Zum Thema „merkwürdige Coverpolitik im Trash-Video-Bereich" passt hier die Tatsache, dass der Film auf der Hülle den Titel „Space Prey" trägt, auf der Disc und im Menü hingegen „Space Wars" steht. Da hatte man dann doch vielleicht in letzter Minute noch Angst vor den Anwälten von George Lucas? Egal, im Original heißt der Streifen „Hunter Prey" und sollte auch am Besten im Originalton geschaut werden. Die deutsche Synchro ist nämlich mal wieder zum davonlaufen.

IMDb-Wertung: 5,7 // Vorspul-Faktor: 0%

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