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Herr Kotick und das verlorene Lächeln

Die Videospielbranche wird immer professioneller. Das hat gute und schlechte Folgen, über die ich mich jetzt gar nicht komplett auslasse. Ich beschränke mich aus aktuellem Anlass auf einen sehr lauten und traurigen Auftritt, den Robert "Bobby" Kotick am 14. September vor Investoren und Analysten auf der Deutsche Bank Securities Technology Conference hingelegt hatte. Der Mann ist Chef von Activision-Blizzard, und verspielt gerade ohne Grund reichlich Sympathien bei Zockern und Mitarbeitern.

Neben dem übliche Dicketun über gute Performance und neue Technologien, ein Verhalten, das gerade in den USA vermutlich von einem CEO erwartet wird, haben mich persönlich besonders seine Ansichten über Unternehmenskultur und Mitarbeiterführung bestürzt.

Zuerst erzählt der Videogameveteran gleichermaßen stolz und herablassend, dass er die Leiter der Produktionsstudios mittlerweile endlich zu veritablen Zahlenmenschen erzogen hat: "You have studio heads who five years ago didn't know the difference between a balance sheet and a bed sheet who are now arguing allocations in our CFO's office pretty regularly". Das ist ja im Prinzip noch verständlich, dass man als Chef Mitarbeiter haben will, die auch rechnen können, zur Not auch via Excel-Sheet. Aber als Kotick auf die Ergebnisse seiner Personalstrategie zu sprechen kam, wurde es deftiger.

"We have a real culture of thrift. The goal that I had in bringing a lot of the packaged goods folks into Activision about 10 years ago was to take all the fun out of making video games." Heißt frei übersetzt, dass der Mann vor zehn Jahren mit voller Absicht Leute aus der Konsumgüterindustrie eingestellt hat, um das Produzieren von Videospielen zu einer spaßlosen, nüchternen Angelegenheit zu machen. Eine solche Einstellung mögen viele verteufeln, aber je umfangreicher die Projekte werden, umso mehr Professionalität braucht man. Und da hilft eine nüchterne Herangehensweise sicher eher als dass sie im Weg steht. Aber den Spaß wegnehmen, das hat auch bei Zahnbürsten-Porduktmanagern keine guten Effekte. Wenn man mich fragt.

Das Hasswoche-Gedächtnis-Achievement hat Herr Kotick dann mit seiner Vorstellung zur eigenen Unternehmenskultur freigeschaltet. Die solle von "skepticism, pessimism and fear" geprägt sein, von Skepsis, Pessimusmus und Angst, vor allem wohl mit Blick auf die wirtschaftlich schwere Lage. Wie sonst ließe sich ein Satz erklären wie folgender: "We are very good at keeping people focused on the deep depression."

Es gibt Momente, da ist man froh, nicht bei einem Unternehmen beschäftigt zu sein. Das ist so einer...

Quelle der Zitate: Gamespot

Herr Kotick und das verlorene Lächeln

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