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Skandälchen beim Computerspielpreis

Skandälchen beim Computerspielpreis

Der Deutsche Computerspielpreis ist verliehen. Und sein im Vorfeld drohendes Skandälchen hat er auch bekommen, bei der Verleihung des (nicht mit einem Preisgeld) dotierten Titels "Bestes Internationales Spiel". Bekommen hat den Preis nicht das grandiose Uncharted 2: Among Thieves. Auch nicht Dragon Age: Origins. Ebenso wenig Professor Layton und die Schatulle der Pandora. Der Preis ging an Dawn of Discovery. Hmmm? An wen?

Das hieß doch gestern bei der Preisverleihung noch anders? Richtig. Dawn of Discovery ist der internationale Titel von Anno 1404. Puh, dachten sich wohl die Veranstalter, da schreiben wir lieber den hin, dann sieht das auch nicht so doof aus, weil Anno 1404 ja auch (absolut berechtigt übrigens!) den Preis für das beste deutsche Spiel und 100.000 Euro Preisgeld einkassiert hat. Aber in der internationalen Kategorie ist der Sieg des kurzfristig nachnominierten Anno 1404, sorry, Dawn of Discovery, ein Witz. Der Sieg steht exemplarisch für die Probleme, die der Computerspielpreis hat dabei, die Kategorien korrekt einzuordnen und sein Profil zu finden.

Der Preis für das beste internationale Spiel ist ein symbolischer Preis. Die Gamesindustrie, die über ihre Lobbyverbände die Hälfte des Preises finanziert, will ihn nutzen, um auch ihre nicht in Deutschland produzierten, aber im internationalen Vergleich erfolgreichen Produkte zu präsentieren. Warum auch nicht. Aber wenn sich die sehr facettenreich besetzte Jury nicht auf einen Sieger aus den drei Kandidaten einigen will, aus welchen Gründen auch immer, und dann kurzfristig ein viertes Spiel nachnominiert wird, mit dem alle leben müssen, dann ist das nur noch peinlich. Für alle Beteiligten: die Jury, den Preisträger, den Veranstalter. Noch peinlicher war nur eines: die offizielle Pressemitteilung, in der versucht wird, die Existenz von Anno 1404 als Sieger in der Kategorie zu kaschieren mit dem englischen Titel, den in Deutschland niemand kennt.

Ach nee, einer traf noch einen größeren Fettnapf: Laudator Oliver Petszokat. Der erzählte dem Publikum von seinen frühen Kindheitserfahrungen mit The Great Giana Sisters und stellte dessen Erfinder Armin Gessert ins Publikum hinein eine Frage. Die Antwort darauf bekam er natürlich nicht. Wie auch, der Stuhl von Armin Gessert ist leer, seit er am 8. November 2009 viel zu jung verstarb.

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