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Die bittere Realität von Free-to-Play

Die bittere Realität von Free-to-Play

Free-to-Play. So klingt momentan der Erfolg, der Sieg, die Dollars und fetten Gewinne. Zumindest will uns das der von Risikoinvestoren finanzierte Teil der Videospielindustrie weismachen, der diese vermeintlich kostenlosen Spiele anbietet. Aber es ist eine Lüge. Denn Regel Eins des Free-to-Play-Geschäfts lautet: Nichts ist am Ende wirklich kostenlos. Es sei denn, man will sich zu Tode langweilen lassen.

Schlimm ist, dass nun auch die etablierten Publisher mitmischen wollen. Genau, das sind diese vermeintlichen Langweiler, die bisher Geld für ihre Spiele haben wollen, um Programmierer und Künstler zu bezahlen. Das Establishment will auch im großen Stil Geschenke verteilen. Das hat zwei Gründe. Erstens wollen sich EA, Ubisoft & Co. nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und, wie schon gesagt, gilt zweitens: Hier lässt sich Geld verdienen.

Das Tragische daran ist, dass ich die ungute Befürchtung habe, dass wir am Ende alle drauf zahlen, sollte sich Free-to-Play durchsetzen. Aktuelles Beispiel gefällig? Die Simpsons: Springfield auf dem Ipad ist ein schlichter Sim City-Klon, in dem wir ein zerstörtes Springfield wieder aufbauen sollen. Kann man gratis runterladen und spielen. Hübsche Pixelgrafik, bekannte Gesichter, anständige Aufbausimulation - die Welt könnte gemütlicher nicht sein. Aber das Glück ist kurz.

Es gibt zwei Währungen im Spiel: Dollars und Donuts. Für die Dollars, die wir als Belohnung für Aufgaben bekommen, können wir neue Gebäude bauen und teurere Aufgaben angehen. Mit den Donuts lassen sich Bauprozesse beschleunigen oder spezielle Gebäude und Items kaufen, die man sich sonst erspielen müsste. Praktisch ist das unmöglich, weil das billigste Gebäude 80 Donuts kostet, die man mit normal-exzessivem Spiel nie verdienen wird. Aber Donuts sind gegen Echtgeld käuflich. Zwölf Donuts für 1,59 Euro. Oder gleich 2400 Stück für 79,99 Euro. Für 115 Donuts wiederum kann man sich 15.000 Dollars kaufen. Fast wie im echten Leben...

Wer nicht mitmachen will, sondern einfach nur spielen, der wartet. 24 Stunden auf den Bau des nächsten Hauses. Danach zwei Tage darauf, dass wieder etwas spannendes passiert. Derweil reihen sich sinnlose Aufgaben aneinander, um mehr Geld zu verdienen und hochzuleveln. Das hat mit Spaß nicht viel zu tun. Aber es ist die bittere Realität von Free-to-Play. Nicht selten ist das eine Reihe von Versuchen, einem jenes Geld aus der Tasche zu ziehen, das die Produktion eines Videospiels einfach kostet. Ein legitimer Versuch. Aber die Lüge mit Free-to-Play sollten sie mal lassen. Denn mit "freiwillig spielen" lässt es sich beim besten Willen nicht übersetzen.

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