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      Gamereactor
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      Vom Sega Saturn zum Nintendo 64

      Petter erzählt im vierten Teil seiner Konsolen-Reihe, warum er Sega Rally so liebte und wieso ihn eine virtuelle Toilette beinahe eine Freundschaft kostete.

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      Meinen Sega Saturn habe ich etwa ein Jahr nach meiner Playstation gekauft. Besser spät als nie, dachte ich mir damals. Dabei war mein eigentlicher Kaufgrund allein Sega Rally. Ich hatte bestimmt schon knapp 250 Euro in den Spielhallenautomaten investiert und konnte mir nichts besseres vorstellen, als dieses wunderbare Rennspielgefühl auch zuhause zu erleben - ohne jedes Mal in die örtliche Arcade fahren zu müssen. Nach gefühlten 1000 Stunden mit der Playstation-Version von Ridge Racer begeisterten mich die breiten Asphaltstraßen nicht mehr und ich interessierte mich eher für die schmutzigen Strecken des legendären AM3-Renntitels.

      Ich habe mir sogar Nights: Into Dreams inklusive des seltsamen Controllers, Clockwork Knight, Virtua Fighter 2 und Baku Baku Animal gekauft - natürlich alle Games auf einmal. Es war eine großartige kleine Sammlung, die mich über Monate hinweg begeisterte. Virtua Fighter 2 war durch den methodischen Spielstil und die Taktiktiefe das Gegenstück zu Tekken. Sega Rally glänzte hingegen als beinahe perfekte Arcade-Adaption - und wie schon bei Ridge Racer auf der Playstation verbiss ich mich in das einfache, aber herausfordernde Gameplay. Die Balance zwischen Design und großartiger Fahrphysik war und ist schlicht fantastisch.

      Vom Sega Saturn zum Nintendo 64
      Der Sega Saturn - und der Kaufgrund des Autoren war allein Sega Rally.

      Selbst heute träume ich manchmal noch von der letzten Strecke. Die erlebte man nur, wenn man die ersten drei Strecken perfekt absolviert hatte mit all ihren engen Kurven, umgeben von unbarmherzigen Barrieren. Allein das zu schaffen war unglaublich schwer. Doch endlich durchgekommen zu sein, ohne auch nur eine Begrenzung des Außenbereichs zu berühren, es war das beste Gefühl. Müsste ich eine Rangfolge meiner Lieblings-Sega-Spiele festlegen, wären Sega Rally und Nights: Into Dreams mit Sicherheit vorne, dicht gefolgt von Sonic the Hedgehog. Dass die besten Sega-Titel ausgerechnet für eine der größten Flop-Konsolen aller Zeiten erschienen, ist aus heutiger Sicht typisch und auch ein bisschen schade.

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      Trotz dieser großartigen Spiele fühlte sich der Saturn nie so gut wie die Playstation an. Zumindest nicht für mich. Sonys Maschine sah besser aus, wirkte schnittiger und vor allem cooler. Viele Gelegenheitsspieler begannen zu verstehen, dass Sony den Markt mehr oder weniger übernommen hatte. Immer öfter hörte man sie jetzt "Ich spiele Playstation" sagen statt "Ich spiele Videospiele". Auf magische Weise schaffte es Sony, Videospiele und die graue Konsole im Wohnzimmer zu etablieren - und das in einer von Sega dominierten Zeit.

      Damals spielte ich so viel wie nie zuvor. Jeden Tag nach der Schule bis hinein in den späten Abend drehte ich meine Runden in Sega Rally oder Ridge Racer. Gerüchte um eine neue Nintendo-Konsole mit dem Namen Project Reality wurden durch Gerüchte um eine Ultra 64 abgelöst. Letztere sollte Chips von Silicon Graphics enthalten. Klar wurde ich sofort richtig neugierig und ungeduldig. Im Moment brauchte ich natürlich keine neue Hardware, aber ich hätte sicher nicht nein gesagt zu einer krassen Nintendo-Konsole, die angeblich "fotorealistische Grafik" liefern sollte. Die Erwartungen waren gigantisch und als die ersten Bilder des Nintendo 64 erschienen, waren mein Portemonnaie und ich bereit.

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      Das Kampfspiel Virtua Fighter 2 forderte einen methodischen Spielstil und lieferte so große Taktiktiefe.

      Es dauerte noch ein Jahr, bevor der N64 endlich in Europa veröffentlicht wurde. Ich erinnere mich noch, als ich den Anruf erhielt. Nintendos Pressesprecherin klingelte mich im Büro wach, wo ich für einen kleinen Nebenverdienst über Filme und Videospiele schrieb. Es war ein Donnerstag und PR-Frau Annika erzählte mir, dass schon in der folgenden Woche eine Tour durch Schweden starten würde, auf der man den Nintendo 64 vorstellen wolle.

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      Klar wollte ich. Ich zählte die Tage und war begierig darauf, das erste Mal und dazu drei Monate vor dem offiziellen Verkaufsstart endlich Super Mario 64 und Pilotwings 64 zu spielen. Als der Tag endlich da war, verschlang ich auf der Veranstaltung ein paar trockene Sandwiches und bahnte mir schließlich meinen Weg mit gezückten Ellebogen zur Demo-Station, um endlich in das James-Bond-Abenteuer einzutauchen, das in den vergangenen zwei Monaten in meiner Lieblingszeitschrift Edge nicht gerade positiv davon gekommen war.

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      Der Nintendo 64 und Super Mario 64, es war eine segensreiche Kombination.

      Goldeneye fühlte sich unfassbar großartig an. Die Grafik war atemberaubend. Später wurde ich in einer lokalen Zeitung zitiert, in der ich das Spiel als "unglaublich gut" bezeichnete. Wenn ich das Game heute einwerfe, sehe ich schlampig zusammengeschusterte Abschnitte, die einen wirren Brei ergeben. Doch 1997 war ich so beeindruckt, dass ich mich kaum zusammenreißen konnte. Am 1. März 1997 warf Nintendo den Nintendo 64 auf den Markt. Ich aber hatte meine Konsole schon eine Woche früher bekommen, weil ich zur Premiere gegangen war. Zum Erscheinungszeitpunkt hatte ich also schon das erste Drittel von Super Mario 64 gespielt und war wie besessen davon, jedes noch so kleine Geheimnis in diesem Spiel zu finden.

      Denn obwohl Jumping Flash und Bug bereits die dritte Dimension für Jump'n'Runs eröffnet hatten, war es Mario, der zeigte, wieso diese Spiele in 3D besser funktionieren als in 2D. Super Mario 64 war und ist auch heute noch eine der besten Spielerfahrungen, die ich je erlebt habe. Neben Goldeneye. Meine Freunde und ich haben Stunden mit den verschiedenen Mehrspielermodi verbracht. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie viele Stunden ich allein auf der virtuellen Toilette damit verbrachte, auf meine Freunde zu warten, die dort nach einer besseren Waffe und der kugelsicheren Weste suchen würde, die auf dem Toilettensitz lagen.

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      Auch Wave Race 64 bot endlosen Spielspaß und zerstörte die Analogsticks diverser Pads.

      Ganz ehrlich: In Goldeneye habe ich eine Menge gecampt. Rückblickend bin ich darauf nicht stolz, aber immerhin gewann ich mehr Matches als ich verlor. Dieses Kult-Meisterwerk war technisch genauso auf der Höhe wie es großartig ausbalanciert war, und zwar in Bezug auf Tempo, Schwierigkeit und Abwechslung. Für mich war es der erste Shooter überhaupt, der mir Multiplayergefechte wirklich schmackhaft machte.

      Im April erschien dann Wave Race 64. Den ganzen Frühling und Sommer über wechselten wir zwischen Deathmatches mit Bond und Splitscreen-Rennen auf den Jet-Skis. Wave Race 64 war aufregend. Irgendwann waren wir so besessen von all den vielen Tricks, die es zu lernen gab, dass wir die vier Controller zweimal pro Jahr austauschen mussten. Die Analog-Sticks lösten sich nach den hunderten Stunden mit Goldeneye und Wave Race 64 gerade zu auf. Diese beiden Spiele zusammen mit Super Mario 64 machten den N64 zum attraktivsten Gerät auf dem Markt.

      Zu Weihnachten 1998 betrat ich dann das erste Mal das dreidimensionale Hyrule und wurde hineingezogen in das großartigste und beeindruckendste Spielerlebnis, das es seit der Veröffentlichung des Nintendo 64 gegeben hatte. Ich erinnere mich noch, wie ich, nachdem mich schon The Legend of Zelda: A Link to the Past so begeistert hatte, meine Vorfreude auf The Legend of Zelda: Ocarina of Time kaum noch ertragen konnte.

      Vom Sega Saturn zum Nintendo 64
      Das Klo aus Goldeneye ist vielen in guter und schlechter Erinnerung, je nachdem, was man dort erlebt hat.

      Neun Tage vor dem offiziellen Release hielt ich das Spiel in Händen und zockte die ganze Nacht, um die anstehende Kritik zu schreiben. Die Deadline war eng, die Zeitung wollte den Text noch vor der Spielveröffentlichung drucken. Ich spielte 22 Stunden ohne Unterbrechung. Als ich meine Note abgab, hatte sich Link dem Kampf mit Ganon noch nicht gestellt, aber ich war trotzdem sicher: Das war das beste Adventure, das ich je gespielt hatte.

      Ich erinnere mich noch an die Sequenz, in der Link in seiner kleinen Hütte aufwachte. Ich erinnere mich, wie es klang, als er die Büsche vor der Hütte mit dem Schwert zerschlug. Überhaupt die ganze Atmosphäre des Spiels war einfach großartig. Ihr könnt euch vorstellen, dass meine Note ziemlich hoch ausgefallen ist. Die Kritik war prall gefüllt mit Superlativen. Am nächsten Abend spielte ich Ocarina of Time durch und ging ins Bett mit unglaublich vielen, tollen Eindrücken im Kopf. Playstation, Saturn und Nintendo 64. Die fünfte Konsolengeneration war wohl meine liebste, wenn ich die letzten 30 Jahre rückblickend betrachte.

      Hier geht es zu Teil 1:
      Vom Colecovision zum NES
      Hier geht es zu Teil 2:
      Vom Master System zum Mega Drive
      Hier geht es zu Teil 3:
      Vom Super Nintendo zur Playstation



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