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Battlefield 4

Battlefield 4 und der Umgang mit einer Katastrophe

Seit dem Launch von Battlefield 4 ist einiges schief gelaufen. Wir blicken auf den ganzen Ärger zurück und versuchen dabei, die Gründe zu finden.

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Im letzten Herbst haben wir auf Gamereactor für Battlefield 4 eine wirklich gute Wertung vergeben. Wir lobten die Grafik, den Sound, die Freiheit, die Zerstörung und die Größe des Spiels sowie dessen unglaublich süchtig machende Intensität. Aber diese Einordnung geschah auf Basis von drei langen Spieltagen im DICE-Studio unter kontrollierten Bedingungen. Im Rückblick betrachtet hat sie leider wenig gemeinsam mit dem realen Spielerlebnis nach der Veröffentlichung.

Es ist schwer zu leugnen, dass Battlefield 4 ein riesiger Launch war. Last-Gen, Next-Gen, dazu die riesige PC-Herausforderung. Die Frage ist, ob all das rechtfertigt, dass wir Spieler dafür ein unfertiges Produkt mit Multiplayer-Servern bekommen, die noch Monate nach dem Release instabil sind?

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Battlefield 4Battlefield 4
Nach dem Release: Der Hype war riesig, im Spiel selbst leider lange nicht alles rosig.
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Am 17. Oktober 2013 gab es ein erstes kleines Warnzeichen, etwa zwei Wochen vor der Veröffentlichung des Spiels. In einem Interview mit Games Industry International sagte Patrick Bach von DICE, dass es eine große Herausforderung sei, ein Spiel auf so vielen Plattformen zu entwickeln, vor allem dann, wenn die Plattformen selbst sich parallel noch in der Entwicklung befänden. Auf eine Frage zur Watchdogs-Verschiebung sagte Bach, dass er nicht den Entwickler für die Verzögerung verantwortlich machen würde. DICE selbst hatte erwogen, die Veröffentlichung von Battlefield 4 bis zum Launch von PS4 und Xbox One zu verschieben.

Am 1. November 2013 wurde Battlefield 4 in Europa veröffentlicht. Der Hype war riesig, im Spiel selbst leider lange nicht alles rosig. Spieler auf allen Plattformen litten unter Abstürzen, Bugs und kaputten Speicherständen oder kamen erst gar nicht in die Onlinesessions hinein.

Am 4. November 2013 ging DICE mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit, dass sie alle diese Probleme zügig und priorisiert aus der Welt schaffen wollen. Patches wurden in den folgenden Wochen veröffentlicht, aber viele Spieler klagten immer noch über Abstürze und Bugs. Außerdem hatte DICE bestätigt, dass ihre Server diversen DDOS-Attacken ausgesetzt waren.

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Hat EA wirklich wissentlich ein fehlerhaftes Produkt veröffentlicht?
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Der 4. Dezember 2013 veröffentlichte EA via Polygon die Nachricht, dass ab sofort der gesamte Fokus innerhalb von DICE auf Battlefield 4 liegen würde. Die Projekte Mirror's Edge 2 und Star Wars Battlefront wurde dafür zunächst auf Eis gelegt.

Am 9. Dezember 2013 hat die Kanzlei Holzer, Holzer und Lister bestätigt, dass sie eine Untersuchung darüber anstrengen, ob EA seine Investoren über die Qualität von Battlefield 4 in die Irre geführt habe. Hat EA wirklich wissentlich ein fehlerhaftes Produkt veröffentlicht? Die Arbeiten an Patches, die die Stabilität des Spiels verbessern sollen, werden derweil fortgesetzt. DICE beginnt der Gaming-Community via Battlelog direkt zu zeigen, an welchen Bugs sie arbeiten.

Am 20. Dezember 2013 werden noch mehr rechtliche Probleme bekannt. Die Kanzlei Stirn Piven gab bekannt, dass sie erwägen, Klage gegen EA wegen der irreführenden Informationen einzureichen, die das Unternehmen für Investoren im Rahmen der Veröffentlichung von Battlefield 4 bereit hielt.

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EA-Manager Hilleman sagte, die Stärke der Turbulenzen rund ums Spiel sei vor allen Dingen auf dessen Beliebtheit zurückzuführen.

Am 29. Dezember 2013 gab es zwei erstaunliche Kommentare von EA. Executive Vice President Patrick Söderlund sagte, dass die Probleme mit Battlefield 4 schwierig vorauszusagen gewesen seien und als Folge der Veröffentlichung des Spiels in einem so großen Maßstab gelten müssten. Söderlund sagte auch, dass sie die Probleme genau analysieren und daraus Lehren für künftige Projekte ziehen werden. Am selben Tag erklärte Peter Moore von EA, dass die Verkäufe von Battlefield 4 nicht den Erwartungen entsprächen. Moore sagte, dass der Umsatzrückgang auf den problematischen Übergang zu den Next-Generation-Konsolen zurückzuführen sei, nicht auf die Spielqualität selbst.

Am 11. Februar 2014 sprachen die Kollegen der Website Rock Paper Shotgun in einem Interview mit Rich Hilleman, Chief Creative Officer bei EA. Der Journalist fragte konkret nach den katastrophalen Veröffentlichungen von SimCity und Battlefield 4. Hilleman wies darauf hin, dass Battlefield 4 ein erfolgreiches Produkt sowohl in Bezug auf Umsatz und Gameplay sei. Die Stärke der Turbulenzen rund ums Spiel sei vor allen Dingen auf dessen Beliebtheit zurückzuführen. Diese Aussage wurde von vielen als extrem arrogant interpretiert und zeichnete weiter an dem Bild von EA als Unternehmen mit einem Mangel an Respekt für seine Kunden. Die Aussagen von DICE lasen sich derweil alle etwas entschuldigender, vor allem im Vergleich zu denen von EA.

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Vielleicht ist DICE schlicht gescheitert an Anforderungen, die innerhalb von EA offenbar sehr wichtig sind.

Manchmal ist man als Spieler verwirrt, wenn unfertige Spiele veröffentlicht werden. Insbesondere dann, wenn offensichtliche Fehler gemacht werden. Aber nach einem genaueren Blick auf den Koordinierungsprozess der Entwicklung eines komplexen Erzeugnisses unter enormem finanziellen und zeitlichen Druck scheint eines am Ende sicher zu sein: Es gab diesen Konflikt, auf der einen Seite ein spielbares und unterhaltsames Produkt in so kurzer Zeit und so kostengünstig wie möglich zu machen und das Produkt so schnell wie möglich an den Start zu bringen. Vielleicht ist DICE schlicht gescheitert an diesen Anforderungen, die innerhalb von EA offenbar sehr wichtig sind.

Aber Battlefield 4 ist wahrlich nicht alleine mit diesem Problem. Total War: Rome II hatte große Probleme in den Monaten nach der Veröffentlichung. Batman Arkham Origins war voller Fehler und die Entwickler hatten nicht den Ehrgeiz, diese zu beheben. SimCity war nach dem Release lange kaum ernsthaft spielbar.

Erstaunlich ist das Phänomen, mittlerweile als Konsument via Early Access bestimmte Spiele bereits inmitten des Entwicklungsprozesses kaufen zu können. Es gibt da offensichtlich eine größere Ehrlichkeit, klar. Aber ein Spiel in der Alpha- oder Beta-Phase bereits zu veröffentlichen, es hat auch etwas eigenartiges. Ganz egal, was am Ende das Problem ist: Druck, Umstände, schlechte Organisation oder einfach Fahrlässigkeit - es ist traurig zu erleben, wenn eine so große Lücke zwischen der Vision des Entwicklers und dem endgültigen Produkt existiert, das wir als Spieler bekommen.

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